Hamburg. Hamburg muss sich als Anteileignerin mit deutlich geringerer Dividende zufriedengeben. Und auch Klaus-Michael Kühne bekommt weniger.

Hamburg kann sich zwar auch in diesem Jahr auf eine Millionen-Dividende von Hapag-Lloyd freuen. Gleichwohl wird die Ausschüttung nur einen Bruchteil dessen betragen, was die Hansestadt von ihrer Traditionsreederei 2023 erhalten hat. Wie das Unternehmen bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz am Donnerstag bekannt gab, schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung die Zahlung von 9,25 Euro pro Aktie für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Für die Hansestadt Hamburg, die 24.353.475 Aktien oder 13,9 Prozent an Hapag-Lloyd hält, bedeutet das zusätzliche Einnahmen in Höhe von 225,2 Millionen Euro.

Hamburg erhält von Hapag-Lloyd 85 Prozent weniger Geld

Nach 1,5 Milliarden Euro im Vorjahr ist dies folglich ein erheblicher Dividendenrückgang. Auch der größte Einzelaktionär, der Hamburger Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, muss sich mit einer geringeren Dividende begnügen. Seine Ausschüttung wird sich auf etwa eine halbe Milliarde Euro belaufen, nach 3,3 Milliarden Euro im Vorjahr.

Begründet wird die reduzierte Ausschüttung mit dem Gewinneinbruch, den die Reederei im vergangenen Jahr erlebt hat. Zwar ist das Transportaufkommen leicht gestiegen und die Transportkosten konnten gedrückt werden, doch weil sich nach dem Corona-Pandemie-Jahr 2022 die Lieferketten normalisiert haben, gaben die Frachtraten, also die Transportpreise, stark nach.

Umsatz von Hapag-Lloyd hat sich fast halbiert

Anstatt durchschnittlich 2863 Dollar wie noch im Vorjahr, konnte die Reederei nur noch 1500 Dollar pro transportierten Standardcontainer (TEU) verlangen. Positiv wirkte sich aus, dass die Schiffe wieder zuverlässiger fuhren als während der Pandemie und damit die Lagerkosten für Container in den Häfen zurückgingen. Das glich den Rückgang bei den Einnahmen aber nicht aus.

Mit der knapp 400 Meter langen „Berlin Express“ hat Hapag-Lloyd sein derzeit größtes Schiff im Oktober in Hamburg getauft.
Mit der knapp 400 Meter langen „Berlin Express“ hat Hapag-Lloyd sein derzeit größtes Schiff im Oktober in Hamburg getauft. © IMAGO/Hanno Bode | IMAGO/Hanno Bode

Die Umsätze gingen 2023 um fast die Hälfte von 34,5 auf 17,9 Milliarden Euro zurück. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei 4,5 Milliarden Euro. Das ist ein Siebtel dessen, was der Schifffahrtskonzern 2022 verdient hatte. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) verringerte sich gegenüber dem Vorjahr von 17,5 auf 2,5 Milliarden Euro, und unter dem Strich (nach Steuern) blieben nach 17 Milliarden im Rekordjahr 2022 nun noch 2,9 Milliarden Euro übrig.

Frachtraten waren im vierten Quartal nicht mehr auskömmlich

Der Vorstandschef der Reederei, Rolf Habben Jansen, hob bei der Präsentation der Zahlen das Positive hervor: „Wir haben das drittbeste Konzernergebnis in der Geschichte unseres Unternehmens erzielt – auch wenn es angesichts der Normalisierung der globalen Lieferketten deutlich unter dem außergewöhnlich starken Jahr 2022 liegt“, sagte er.

„Wir können also zufrieden sein, auch wenn die Frachtraten im vierten Quartal nicht mehr auskömmlich waren. Wir konnten aber die Zufriedenheit unserer Kunden deutlich steigern und haben unseren CO₂-Fußabdruck gegenüber 2022 um 800.000 Tonnen gesenkt. Das bringt uns unserem Ziel näher, bis 2045 klimaneutral zu werden.“

Vorstand von Hapag-Lloyd erwartet für 2024 weiteren Ergebnisrückgang

Auf das laufende Geschäftsjahr schaut Habben Jansen indes nicht ohne Sorgen: „Wir sind zufriedenstellend in das laufende Geschäftsjahr gestartet, das wirtschaftliche und politische Umfeld bleibt aber – insbesondere mit Blick auf die aktuelle Situation rund um das Rote Meer – volatil und herausfordernd. Für 2024 gehen wir deshalb insgesamt von einem Ergebnisrückgang aus.“

Huthi-Rebellen  haben den Öltanker „Marlin Luanda“ im Roten Meer mit einer Rakete getroffen. Die Besatzung des unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden Tankers kämpfte über Stunden gegen den dabei entstandenen Brand an.
Huthi-Rebellen haben den Öltanker „Marlin Luanda“ im Roten Meer mit einer Rakete getroffen. Die Besatzung des unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden Tankers kämpfte über Stunden gegen den dabei entstandenen Brand an. © DPA Images | ---

Insbesondere die fortwährenden Angriffe der Huthi-Rebellen aus dem Jemen im Roten Meer bereiten dem Reederei-Chef Kopfzerbrechen, weil so die Kosten erheblich steigen. „Da die Sicherheit unserer Seeleute Vorrang vor allem hat, fahren unsere Schiffe nun ums Kap der Guten Hoffnung herum.“ Um den längeren Fahrweg zumindest teilweise zu kompensieren, fahren die Schiffe schneller. Damit verbrauchten sie aber mehr Treibstoff.

Hapag-Lloyd kann in die roten Zahlen rutschen

Habben Jansen schließt sogar Verluste nicht aus: Für 2024 erwartet der Vorstand, dass das Konzern-Ebitda sich in einer Bandbreite von einer bis drei Milliarden Euro bewegen wird und das Konzern-Ebit in einer Bandbreite von minus einer bis plus einer Milliarde Euro. Das Ebit bezieht sich allein auf das operative Geschäft, ohne sonstige Einnahmen und Ausgaben. Und das wird vor allem durch die Schwierigkeiten im Roten Meer, durch Überkapazitäten und durch steigende Kosten bestimmt. „In der Mitte liegt die schwarze Null. Und ich hoffe, dass wir nicht in den roten Zahlen enden“, sagte Habben Jansen.

Positiv dürfte ihn stimmen, dass sich Hapag-Lloyd mit dem Betrieb von Hafenterminals inzwischen ein weiteres Geschäftsfeld erarbeitet hat. Mit dem Zukauf in Häfen in Indien und Südamerika, sowie der Übernahme des Containerterminals in Wilhelmshaven verfügt Hapag-Lloyd über mittlerweile 20 Terminalbeteiligungen. Diese sorgen zwar für höhere Kosten, Hapag-Lloyd glaubt aber, dass die Vorteile überwiegen. Im vergangenen Jahr brachte dieses Segment, das sich im Aufbau befindet, trotz hoher Anlaufkosten immerhin 19 Millionen Euro Gewinn.

Hapag-Lloyd will weitere Hafenterminals zukaufen

1,8 Milliarden Euro hat Hapag-Lloyd 2023 für Hafenzukäufe investiert. Und Habben Jansen machte am Donnerstag deutlich, dass er noch nicht genug hat. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir bis 2030 auf 30 Terminalbeteiligungen kommen.“ Wo zugekauft werden soll, ließ der Reederei-Chef offen, er könne sich aber weitere Terminals im EMEA-Raum vorstellen: also Europa, Naher Osten und Afrika.

Die nötigen Finanzmittel dafür haben die Hamburger, die noch immer vom Rekordjahr 2022 zehren. „Wir verfügen über 6,4 Milliarden Dollar (5,8 Milliarden Euro) Bargeld“, sagte Hapag-Lloyd-Finanzvorstand Mark Freese bei der Vorstellung der Zahlen. „Wir stehen gut da.“

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Das finden auch die Chefaufseher des Konzerns: Der Aufsichtsrat gab am Donnerstag bekannt, den Vertrag mit Vorstandschef Habben Jansen vorzeitig für weitere fünf Jahre bis zum 31. März 2029 zu verlängern. Und auch der Vertrag mit der Personalvorständin Donya-Florence Amer wurde um fünf Jahre bis Januar 2030 verlängert.