Hamburg. Chef Roland Harings und zwei Top-Manager müssen Kupferkonzern vorzeitig verlassen. Was das für sie finanziell bedeutet: die Details.

Die vorzeitige Trennung von Vorstandschef Roland Harings, Finanzvorstand Rainer Verhoeven und Produktionsvorstand Heiko Arnold kostet den Hamburger Kupferkonzern Aurubis dennoch viele Millionen Euro. Das wurde am Donnerstag während der Hauptversammlung des börsennotierten Unternehmens bekannt. Auf die Frage eines Aktionärs, ob die drei Vorstände nach Beendigung ihrer Tätigkeit weitere Vergütungen erhalten, sagte Aufsichtsratschef Fritz Vahrenholt: „Herr Harings erhält 4,1 Millionen Euro, Herr Verhoeven 2,13 Millionen Euro und Herr Dr. Arnold 2,84 Millionen Euro.“ Diese Zahlungen ergäben sich aus den mit den Managern geschlossenen Anstellungsverträgen und entsprächen dem deutschen Corporate Governance Code.

Aurubis überweist noch Millionen an gefeuerte Vorstände

Der Aufsichtsrat von Aurubis hatte im Januar mitgeteilt, dass Harings und seine beiden Vorstandskollegen Aurubis vorzeitig verlassen müssen. „Die drei Vorstandsmitglieder tragen damit den besonderen Herausforderungen der Aurubis im abgelaufenen Geschäftsjahr Rechnung, insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden Betrugs- und Diebstahlsfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit“, hieß es damals.

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Arnold wird das Unternehmen bereits Ende Februar verlassen, Verhoeven Ende Juni. Arnolds Vertrag lief noch bis August 2028, Verhoeven sollte bis Ende 2025 bleiben. Vorstandschef Harings Vertrag sollte ursprünglich Mitte 2027 auslaufen. Derzeit ist vorgesehen, dass er bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres am 30. September den Konzern führt.

Aurubis: Millionenklau blieb lange unbemerkt

Hintergrund der Trennung, von der es offiziell heißt, sie sei einvernehmlich erfolgt, sind unter anderem schwere Arbeitsunfälle im Hamburger Werk. Bei einem davon kamen im Mai 2023 drei Menschen ums Leben. Angelastet wird dem Vorstand zudem, dass eine Reihe von Diebstahls- und Betrugsfällen in der Hamburger Metallhütte lange Zeit unentdeckt blieben. Dem Unternehmen entstand durch die Kriminalfälle ein finanzieller Schaden von fast 170 Millionen Euro. Harings sagte während der Hauptversammlung über seinen vorzeitigen Abschied: „Als Vorstandsvorsitzender stelle ich mich damit meiner Gesamtverantwortung für Aurubis.“

Nach einem Jahr mit vielen schlagzeilenträchtigen Ereignissen bei Aurubis war der Redebedarf der Aktionäre während der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung groß. Fast drei Stunden lang machten Klein-Anteilseigner, Aktionärsschützer, Fondsmanager und kritische Aktionäre ihrem Unmut Luft, forderten Konsequenzen, stellten kritische Fragen und verlangten mehr Aufklärung. Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet dabei vor allem das Krisenmanagement des Aufsichtsrats.

Aurubis: Aktionäre kritisieren Vorgehen des Aufsichtsrats

So fragte ein Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, ob es zwingend gewesen sei, drei von vier Vorstandsmitgliedern abzulösen. Dies sorge in einer Phase wichtiger Investitionen für Diskontinuität. „Vielleicht ist die Maßnahme etwas krass.“ Ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz monierte, die Verantwortung von Harings im Zusammenhang mit den Kriminalfällen bleibe unklar. Ein anderer Anteilseigner verwies darauf, es sei nicht nachvollziehbar, dass den Vorstandsmitgliedern einerseits keine Pflichtverletzung vorgeworfen werde, sie aber trotzdem gehen müssten.