Hamburg. Der Beteiligungsbericht des Senats zeigt: Große Einbußen musste keine Führungskraft hinnehmen. Wo die Gehälter am höchsten waren.

Die offizielle Rangliste der größten Unternehmen Hamburgs wird schon lange von Asklepios und Airbus (je rund 16.000 Mitarbeiter), dem UKE (15.000), der Bahn und Lufthansa Technik (je rund 10.000) angeführt. In Wahrheit ist es jedoch die Stadt selbst, die den größten „Konzern“ betreibt, einen, der größer ist als die fünf größten Firmen zusammen, und der weiter wächst: 360 Unternehmensbeteiligungen mit insgesamt knapp 73.000 Beschäftigten und einer Bilanzsumme von mehr als 50 Milliarden Euro umfasst dieser „Konzern Hamburg“.

Das geht aus dem „Beteiligungsbericht 2022“ hervor, den Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Dienstag vorgestellt hat – mit einigen Monaten Verspätung, da erstmals auch der sonst gesonderte „Vergütungsbericht“ eingearbeitet wurde und das nunmehr mehr als 700 Seiten starke Werk um einige Aspekte erweitert wurde. Näher betrachtet werden allerdings nur die 109 größten Unternehmen, an denen die Stadt beteiligt ist.

Hamburgs Topmanager haben 2022 trotz Krise gut verdient

Dabei zeigt sich, dass die Vorstände und Geschäftsführungen auch im Krisenjahr 2022, geprägt von der auslaufenden Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine, gut verdient haben. Nennenswerte Einschnitte musste von den Topverdienern niemand hinnehmen, im Gegenteil: Manche schnitten sogar deutlich besser ab als im Vorjahr.

Wenig überraschend war die Vorstandsvorsitzende der HHLA, Angela Titzrath, auch 2022 die mit Abstand am besten bezahlte Managerin in Diensten der Stadt. Sie kam auf eine Gesamtvergütung von 1.000.376 Euro brutto, also gut eine Million und damit nur rund 3000 Euro weniger als im Vorjahr. Diese Vergütung setzte sich aus einem Festgehalt von 495.000 Euro und einer variablen Vergütung in Höhe von 491.650 Euro zusammen – was trotz des nicht berauschenden Jahres für die HHLA fast 100 Prozent (495.000) entsprach. Hinzu kamen „geldwerte Vorteile“ (das kann zum Beispiel ein Dienstwagen sein) über gut 13.000 Euro.

HHLA-Chefin Angela Titzrath war 2022 die mit Abstand am besten bezahlte Managerin im Dienste Hamburgs.
HHLA-Chefin Angela Titzrath war 2022 die mit Abstand am besten bezahlte Managerin im Dienste Hamburgs. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Nicht beachtet wird hier die zusätzliche Altersversorgung, da das in jedem Unternehmen und teilweise von Vorstand zu Vorstand unterschiedlich gehandhabt wird. Nur ein Beispiel: Die HHLA bildete allein für ihre Vorstandsvorsitzende Pensionsrückstellungen von gut einer Million Euro, mehr als doppelt so viel wie für die anderen drei Vorstände zusammen. Das börsennotierte Hafenumschlagsunternehmen gehörte 2022 noch zu rund 70 Prozent der Stadt. Nach dem umstrittenen Einstieg der Reederei MSC wird die Stadt nur noch 50,1 Prozent des Unternehmens halten, der Rest liegt bei MSC.

Bei der HHLA verdienten die Vorstände besonders gut

Streng genommen würden auf der Liste der bestbezahlten Manager öffentlicher Unternehmen auf den Plätzen zwei bis vier auch HHLA-Vorstände liegen: Denn Jens Hansen (Gesamtbezüge 2022: knapp 775.000 Euro), Roland Lappin (741.000 Euro) und Torben Seebold (735.000 Euro) rangieren ebenfalls deutlich über anderen Führungskräften.

Auch die Spreizung zwischen den Gehältern der Chefs und denen der Mitarbeiter ist bei dem Hafenunternehmen eine der höchsten. Einen konkreten Wert nennt der Senat zwar nicht mehr, stattdessen wird das Verhältnis nur noch grafisch dargestellt. Aber daraus geht hervor, dass dieses Verhältnis, das 2021 noch bei knapp elf zu eins lag, seitdem leicht gesunken ist, auf gut zehn zu eins: In Zahlen: Während die Vorstandsvorsitzende eine Million Euro verdient, erhalten die HHLA-Mitarbeiter im Durchschnitt 96.389 Euro – was der zweithöchste Wert aller öffentlichen Unternehmen in Hamburg ist.

Betrachtet man nur die jeweiligen Vorsitzenden der Vorstände und Geschäftsführungen, lag der damalige UKE-Chef Prof. Burkhard Göke mit gut 571.000 Euro auf Platz zwei. Dahinter rangierten zwei ebenfalls mittlerweile ausgeschiedene Führungskräfte: Ex-Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler (526.000 Euro) und der bisherige Hochbahn-Chef Henrik Falk (410.000). Eggenschwiler konnte seine Bezüge um 24.000 Euro steigern. Der damalige Messe-Chef Bernd Aufderheide (ging Ende 2023 in den Ruhestand) legte sogar um mehr als 36.000 Euro auf gut 328.000 Euro zu.

Trotz schwieriger Lage wurden hohe Boni gezahlt

Auffallend ist, dass trotz der teilweise schwierigen Lage der Unternehmen fast alle Topverdiener ihren maximal möglichen Bonus erhalten haben. Darauf angesprochen sagte der Finanzsenator, der selbst in mehreren Aufsichtsräten sitzt: „Natürlich hat man auch in Krisenzeiten die Ziel- und Leistungsvereinbarungen angepasst.“ Dann sei es zum Beispiel darum gegangen, welche Krisenreaktionsmaßnahmen getroffen wurden oder wie gegen Defizite angesteuert wurde. „Und wenn ich das mit großer Tatkraft getan und Schlimmeres verhindert habe, dann ist es auch möglich, zu einer vollständigen Zielerreichung zu kommen.“

Dressel verwies darauf, dass lediglich 41 Prozent der Vorstände 100 Prozent ihrer maximalen variablen Vergütung erhalten hätten. Bei weiteren 34 Prozent seien es 90 bis 99 Prozent gewesen. Umgekehrt bedeutet das aber auch: Drei Viertel der Führungskräfte in öffentlichen Unternehmen haben 90 bis 100 Prozent Bonus erhalten. Nur bei einem Viertel von ihnen war es weniger, in der Regel 50 bis 89 Prozent. Dennoch betonte Dressel: Dass die Bewilligung der Boni überwiegend wohlwollend gehandhabt werde, „spiegelt nicht die Praxis wider. Es muss immer ein realistisches Verhältnis sein zwischen Anforderungsniveau und Machbarkeit.“

Anteil der Frauen in Führungspositionen steigt

Zufrieden zeigte er sich mit der Entwicklung der Schere zwischen Chef- und Durchschnittsgehältern. Diese habe sich seit 2017, als der Wert erstmals ermittelt wurde und bei 3,93 zu eins lag, etwas geschlossen und liege nun über alle Unternehmen betrachtet bei 3,81 zu eins. Erfreulich sei auch der steigende Anteil von Frauen in Führungspositionen: So seien in den Aufsichtsgremien die weiblich besetzten Mandate (167) mittlerweile sogar knapp in der Mehrheit (Männer: 166). Bei den Geschäftsführungen ist das Verhältnis zwar noch lange nicht ausgeglichen (22 zu 62), aber wenigstens stimme die Entwicklung: Der Frauenanteil an den Führungspositionen sei zuletzt um rund sechs Prozentpunkte gestiegen.

Dass die Verschuldung der öffentlichen Unternehmen um gut fünf Prozent auf nunmehr 17,9 Milliarden Euro gestiegen ist – oder sogar 21,5 Milliarden, wenn man auch die HSH Portfoliomanagement AöR und die Investitions- und Förderbank mit einbezieht –, beunruhigte den Finanzsenator nicht. Da parallel auch das Eigenkapital und das Anlagevermögen kräftig gestiegen seien, seien das „keine bösen Schulden“, so Dressel. Die Unternehmen hätten mehr als zwei Milliarden Euro investiert und damit neue Werte geschaffen.

David Stoop, Haushaltsexperte der Links-Fraktion in der Bürgerschaft, stimmt dem Finanzsenator zu, dass die öffentlichen Unternehmen „Konjunkturlokomotiven“ seien, fragte aber: „Wenn der Finanzsenator das so sieht: Warum will er sich dann von 20 Prozent der HHLA trennen? Warum soll ein schweizerischer Megakonzern unsere öffentliche Infrastruktur besser verwalten als wir selbst?“

Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein kritisierte: „Hamburgs Staatswirtschaft wächst weiter rasant und mit ihr ein riesiger Schuldenberg.“ Die 21 Milliarden Euro seien „mehr, als die Stadt pro Jahr an Steuergeldern ausgibt“.