Hamburg. Die städtischen Firmen in der Übersicht: Die Durchschnittsgehälter klaffen auseinander. Bis zu 100.000 Euro gibt es pro Jahr. Der Überblick.
- UKE, HHLA und Co. im Vergleich: deutliche Unterschiede
- Hamburger Energiewerke haben 40 Stellenangebote
- Auch Hafenarbeiter kommen auf mehr als 90.000 Euro
Über Geld spricht man nicht – das gilt bundesweit und im eher diskreten Hamburg wohl noch mehr. Wer hingegen in einem der mehr als 100 öffentlichen Unternehmen beschäftigt ist, muss etwas mehr Transparenz erdulden. Denn seit gut zehn Jahren legt der Senat die Gehälter der Vorstände und Manager städtischer Firmen aus Transparenzgründen einmal im Jahr offen. Was dabei oft übersehen wird, sind die Durchschnittsgehälter der Mitarbeiter, die dieser Bericht ebenfalls enthält. Sie schwanken zwischen gut 35.000 und mehr als 100.000 Euro im Jahr.
Der Senat hatte seinen „Beteiligungs- und Vergütungsbericht“ vor einigen Jahren um diesen Aspekt erweitert, um einen „vertikalen Vergleich“ zu ermöglichen: eine Gegenüberstellung von Chef- und Angestellten-Gehältern. Die Schere sollte sich nicht zu weit öffnen – oder sich besser etwas schließen. Und das tut sie auch: Von 1 zu 3,93 im Jahr 2017 ging das Verhältnis auf 1 zu 3,81 in 2022 zurück. Jenes Jahr wird in dem aktuellen Bericht behandelt, der Auskunft über mehr als 100 Unternehmen mit mehr als 72.800 Beschäftigten gibt. Dabei ist zu beachten, dass sich manche Gehälter aufgrund von Tarifverhandlungen inzwischen erhöht haben dürften.
UKE, HHLA und Co. im Vergleich: Mitarbeiter-Gehälter lagen in einem Unternehmen über 100.000 Euro
Die Spitzenverdiener waren demnach in einem Unternehmen tätig, das es mittlerweile gar nicht mehr gibt – der HSH Portfoliomanagement AöR. Diese Anstalt öffentlichen Rechts war 2016 von Hamburg und Schleswig-Holstein gegründet worden, um ihrer HSH Nordbank notleidende Schiffsfinanzierungen im Milliardenumfang abzunehmen. Der Auftrag an Chefin Ulrike Helfer und ihr Team lautete, diese mit 256 Schiffen besicherten Kredite irgendwie zu Geld zu machen beziehungsweise beim Verkauf nicht zu viel der einst bezahlten 2,4 Milliarden Euro zu verlieren.
Das gelang allen Unkenrufen zum Trotz so gut, dass am Ende sogar noch ein dreistelliger Millionen-Gewinn übrig blieb. Und es war nicht der Schaden der zuletzt 36 Beschäftigten: Mit einem durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen von 107.413 Euro führten sie die Rangliste der vom Senat aufgelisteten öffentlichen Unternehmen an. Dafür mussten sie sich nach getaner Arbeit einen neuen Job suchen: Die HSH PM mit Standorten in Kiel und Hamburg wurde zum 30. September 2023 abgewickelt.
HHLA: Auch Hafenarbeiter kommen auf mehr als 90.000 Euro
Auch auf Platz zwei steht ein Unternehmen aus der maritimen Branche: Bei der Hamburger Hafen und Logistik Aktiengesellschaft (HHLA) kamen die gut 6600 Beschäftigten im Jahr 2022 auf ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 96.389 Euro. Was umso bemerkenswerter ist, als dass der Logistikkonzern noch viele körperlich hart arbeitende Menschen hat. Und: Die mehr als zehnmal so hohen Bezüge von Vorstandschefin Angela Titzrath und ihren ebenfalls hoch dotierten Vorstandskollegen haben diesen Wert nicht nach oben getrieben – sie müssen bei der Ermittlung der Durchschnittseinkommen in den öffentlichen Unternehmen unberücksichtigt gelassen werden, wie die Finanzbehörde auf Nachfrage erklärte.
Auf Abendblatt-Anfrage, welche Berufsgruppen bei der HHLA eher über oder unter diesem Durchschnittseinkommen liegen, gab sich der Hafenkonzern zugeknöpft. „Die HHLA macht keine detaillierten Angaben zu Gehaltsstrukturen ihrer Beschäftigten“, antwortete eine Sprecherin. Diese seien aber für rund 90 Prozent der Beschäftigten in Tarifverträgen geregelt.
Die großen städtischen Energieunternehmen bezahlen sehr gut
Zumindest einen Eindruck kann daher der Lohntarifvertrag für die Hafenarbeiter der deutschen Seehafenbetriebe geben. Demnach kommen die Arbeiter je nach Lohnstufe auf „Grundstundenlöhne“ von rund 20 bis 30 Euro, die sich durch diverse Zulagen noch kräftig erhöhen können, etwa für die Spätschicht nach 20 Uhr um weitere 23 Euro pro Stunde. Auch die klassischen Hafenarbeiter können demnach auf Jahreseinkommen von 97.000 Euro und mehr kommen.
Aktuell habe das Unternehmen rund 50 Stellen ausgeschrieben, so die HHLA-Sprecherin. Gesucht werden erfahrene Spezialisten in den Bereichen Logistik, IT und im gewerblichen Bereich sowohl für die Holding in Hamburg als auch für Tochterunternehmen wie Metrans.
Allein die Hamburger Energiewerke haben 40 Stellenangebote
Auf den Plätzen drei bis fünf lagen die großen städtischen Energieunternehmen: Bei Stromnetz Hamburg kamen die mehr als 1300 Beschäftigten auf ein durchschnittliches Brutto-Jahreseinkommen von 81.290 Euro. Dicht auf folgt Gasnetz Hamburg, wo die gut 500 Beschäftigten im Schnitt 80.240 Euro verdienten. Und knapp dahinter liegen die Hamburger Energiewerke (HEnW), die ihre 800 Beschäftigten mit durchschnittlich 76.189 Euro ebenfalls sehr ordentlich entlohnten.
Über diesem Durchschnittswert liegen Berufsgruppen, die ein Studium voraussetzen, wie etwa Ingenieure und Projektleiter, so eine HEnW-Sprecherin. Eher darunter seien Fachkräfte wie beispielsweise Monteure, Elektriker, Sachbearbeiter angesiedelt. Aktuell haben die Energiewerke 40 Stellenangebote: „Insbesondere für unsere Erzeugungsanlagen und das Rohrnetz suchen wir Kolleginnen und Kollegen“, heißt es. Gefragt seien vor allem Menschen mit technischer Berufsausbildung.
Die HGV ist kaum bekannt, thront aber über allen städtischen Unternehmen
Zwischen die großen Energiekonzerne hat sich eine kleine Firma gemogelt, die kaum jemand kennt, die aber in Wahrheit über allen thront: Die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement, kurz HGV, ist die städtische Beteiligungs-Holding und verwaltet die Anteile an den meisten öffentlichen Unternehmen: Eine verantwortungsvolle Aufgabe für gerade mal 27 Beschäftigte, die dafür mit durchschnittlich 80.100 Euro im Jahr entlohnt wurden.
Im oberen Mittelfeld lagen das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE, Durchschnittsverdienst: 70.000 Euro) und seine Tochter-Klinik, das Altonaer Kinderkrankenhaus, wo die gut 600 Beschäftigten mit durchschnittlich 70.179 Euro sogar minimal besser verdienten. Allerdings hat der Durchschnittswert hier nur sehr bedingte Aussagekraft. Denn wie eine UKE-Sprecherin mitteilte, liegen die Einstiegsgehälter für das Pflegepersonal mit gut 45.000 Euro deutlich darunter, während sie im ärztlichen Bereich bei 63.000 bis 79.000 Euro betragen.
Da die Gehälter mit der Berufserfahrung steigen, können aber auch Pflegefachkräfte auf ein Jahresgehalt von knapp 60.000 Euro kommen, Ärzte auf 122.000 bis 144.000 Euro – bei ihnen ist auch entscheidend, ob sie 40 oder 48 Stunden pro Woche arbeiten. Bei beiden Berufsgruppen kommen in der Regel noch mehrere Erschwernis- und Schichtzulagen hinzu.
UKE-Beschäftigte mit durchschnittlich 70.000 Euro Jahreseinkommen
Auch das UKE mit seinen rund 14.000 Beschäftigten braucht permanent neues Personal. „Speziell für unsere Klinikneubauten suchen wir aktuell verstärkt Fachkräfte“, teilte eine Sprecherin mit. Pflegepersonal werden ebenso gesucht wie Medizinische Fachangestellte sowie Mitarbeiter für die Gastronomie, das Facility-Management und die Logistik sowie Reinigungskräfte.
Durchschnittlich 70.000 Euro verdienten im Jahr 2022 auch die 25 Beschäftigten der ReGe, einer Realisierungsgesellschaft für öffentliche Infrastruktur- und Baumaßnahmen. Hier könnte sich für Interessenten demnächst ein Blick auf die Stellenausschreibungen lohnen, denn das kleine Unternehmen, das seinerzeit schon für den Bau der Elbphilharmonie verantwortlich war, soll vom Senat auch mit dem Bau der neuen Köhlbrandbrücke beauftragt werden. Das verspricht spannende und vermutlich gut dotierte Jobs.
In Kulturbetrieben wie Kampnagel wird eher wenig verdient
Ordentlich verdienen konnte man auch bei den städtischen Ent- und Versorgern wie der Stadtentwässerung (Durchschnittseinkommen: 66.630 Euro), den Wasserwerken (64.880 Euro) oder der Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA, 64.038 Euro). Knapp dahinter rangierten bekannte Unternehmen wie die Sprinkenhof GmbH (63.888 Euro), die Messe und Congress GmbH (63.844 Euro), der Flughafen (59.090 Euro) und die Saga (55.364 Euro).
Erst mit etwas Abstand folgte mit der Hamburgischen Staatsoper der erste große Kulturbetrieb (52.900 Euro). Die Beschäftigten der HamburgMusik gGmbH, die auch für die Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft mit ihren 150 Beschäftigten verantwortlich ist, kamen auf 48.000 Euro. Auf Kampnagel erreichten die 140 Beschäftigten der Kulturfabrik sogar nur ein Durchschnittseinkommen von 38.800 Euro im Jahr.
Warum die Hochbahn im Durchschnitt besser zahlt als die Busbetriebe VHH
Auffallend: Bei der Hochbahn, die die U-Bahnen und weite Teile des Hamburger Busnetzes betreibt, kamen die mehr als 6000 Beschäftigten auf ein Durchschnittseinkommen von 51.169 Euro, während es bei der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH), die ebenfalls Buslinien betreibt, nur 41.895 Euro waren. Ein Hochbahn-Sprecher erklärte das mit strukturellen Unterschieden: Da die Hochbahn die Planung vieler großer Projekte wie den Bau der neuen U-Bahn-Linien U4 und U5 mit eigenen Kräften vorantreibe, beschäftige man entsprechendes Personal, also etwa Ingenieure, was sich in der Entgeltstruktur niederschlage.
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Das Unternehmen stelle derzeit pro Monat (!) rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Davon entfielen allein rund 30 Stellen auf Busfahrer. Weitere Schwerpunkte seien Zugfahrer sowie Stellen im Bereich Technik/Handwerk.
UKE, HHLA und Co. im Vergleich: Kita-Leiterinnen bei den Elbkindern verdienen bis zu 84.000 Euro im Jahr
Personal suchen auch die Elbkinder, die aktuell 107 freie Stellen haben, rund zwei Drittel davon für pädagogisches Personal. „Insbesondere heilpädagogische und therapeutische Fachkräfte werden wiederholt gesucht“, teilte eine Sprecherin mit. Auch im hauswirtschaftlichen Bereich seien 27 Stellen frei.
Bei der Stadtreinigung kamen die gut 3400 Beschäftigte auf durchschnittlich 47.430 Euro im Jahr. Gewerbliche Beschäftigte mit und ohne Ausbildung liegen eher unter diesem Durchschnittswert, kaufmännische und technische Angestellte eher darüber, teilte eine Sprecherin mit. Wer einen Masterabschluss habe, können sogar „erheblich“ überdurchschnittlich verdienen. Aktuell habe die Stadtreinigung 25 vakante Stellen. Gesucht werden Entsorger ebenso wie Buchhalter und eine Arbeitsmedizinerin.
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