Hamburg. Das Klischee ist bekannt: Pensionen sind viel höher als Renten. Ist das so? Was Hamburgs Lehrer bekommen und in den Dienstjahren davor erhalten.
- Stimmt das Klischee, dass Pensionen höher sind als Renten?
- Abendblatt-Anfrage klärt auf: So viel Geld bekommen Hamburger Pädagogen im Ruhestand wirklich.
- Was die Pension von Hamburger Lehrern schmälern kann.
Von den etwa 22.500 Lehrerinnen und Lehrern an staatlichen Schulen in Hamburg haben nahezu alle einen Beamtenstatus. Nur wenige Hundert dürften Beschäftigte im öffentlichen Dienst sein. So schätzt es zumindest Helge Pepperling von den Lehrergewerkschaften Hamburg. Tausende ehemalige Lehrer in der Hansestadt erhalten also eine Pension statt einer Rente – und viele weitere arbeiten darauf hin.
Über Pensionen heißt es häufig, dass sie deutlich höher ausfallen als die Renten von typischen Angestellten. Stimmt das? Und: Wie viel bekommt eine Lehrkraft eigentlich? Das Abendblatt hat bei den Lehrergewerkschaften sowie beim „dbb beamtenbund und tarifunion“ nachgefragt.
Gehaltsvergleich Hamburg: Pensionen für Lehrer – was sie von der Rente unterscheidet
Ähnlich wie Angestellte Rentenpunkte sammeln, so bekommen verbeamtete Lehrer Prozentpunkte zugestanden. Genau gesat: 1,79 pro Dienstjahr. Die gesammelten Prozentpunkte ergeben am Ende des Erwerbslebens den Anteil des letzten Verdienstes, den die Lehrer dann im Ruhestand als Pension erhalten. Allerdings: Maximal beträgt die Pension knapp 72 Prozent der letzten Dienstbezüge. Diese Obergrenze ist in der Regel nach 40 Dienstjahren erreicht.
„Im Gegensatz zur Rente ist die Pension gedeckelt“, erklärt Helge Pepperling von den Lehrergewerkschaften. „Während ein Rentenanwärter in jedem Jahr Rentenpunkte dazubekommt, endet der Pensionsanspruch bei etwas mehr als 70 Prozent des letzten Verdienstes – auch wenn der Pensionsanspruch, den der Beamte mit jedem Dienstjahr erwirbt, rechnerisch höher liegen kann. Es kann also sein, dass ein Beamter mit den letzten paar Arbeitsjahren seine Pension nicht mehr erhöht.“
Nach unten gibt es im Übrigen auch eine Grenze: Jeder Beamte, der mindestens fünf Dienstjahre hinter sich hat, erhält im Ruhestand mindestens 35 Prozent des letzten Verdienstes als Pension.
Hamburger Gehaltsvergleich: Pensionen – so hoch sind die Bezüge für Lehrer im Ruhestand
Verbeamtete Lehrer – egal ob in Grund-, Stadtteilschulen oder Gymnasien – werden zu Beginn meistens in die Besoldungsgruppe A 13 eingeordnet. Demnach verdienen sie in Hamburg je nach Erfahrung zwischen 4680 und 5800 Euro (alles Grundgehalt ab November 2024, brutto ohne eventuelle Zulagen). Für Lehrer, die zusätzliche Verantwortung im Schulbetrieb übernehmen, gelten die Besoldungsgruppen A 14 bis A 16. Sie verdienen je nach Erfahrungsstufe bis zu 7960 Euro im Monat.
Ausgehend von einem 40-jährigen Dienstverhältnis in Vollzeit, nach dem Beamte die Maximalpension erhalten, bedeutet das: Ein typischer Lehrer bezieht eine Pension in Höhe von rund 4150 Euro monatlich (ausgehend von A 13 und langjähriger Erfahrung). Die Mindestversorgung für einen pensionierten Lehrer in Hamburg liegt demnach bei rund 1650 Euro (A 13, Erfahrungsstufe 2). Lehrpersonal in Spitzenpositionen, etwa ein Oberschulrat, bezieht hingegen bis zu rund 5700 Euro Pension.
Wichtig: Das sind Bruttobeträge. „Eine typische Falschannahme ist, dass Beamte keine Steuern zahlen“, sagt Ulrich Silberbach, Bundesvorstand im dbb. „Das stimmt natürlich nicht – sie sind ebenso wie Angestellte voll einkommensteuerpflichtig.“
Beamte werden keine Rentner, sondern Pensionäre
Im Gegensatz zu Angestellten im öffentlichen Dienst erhalten Beamte im Ruhestand keine Rente, sondern eine Pension. Für sie ist der sogenannte Dienstherr ein Leben lang verantwortlich. Das ergibt sich aus dem Beamtenversorgungsgesetz. Auch nach dem Dienstverhältnis gilt daher eine Alimentationspflicht, nach der das Wohl der Pensionäre sichergestellt werden muss.
Grundlage für die Höhe von Pensionen ist der letzte Verdienst im Arbeitsleben. Jährlich steigt der prozentuale Anteil, den die Beamten davon als Pension erhalten, um 1,79 Prozent. Maximal beträgt die Pension 72 Prozent des letzten regulären Verdienstes, mindestens aber 35 Prozent.
Beamte erreichen die allgemeine Altersgrenze für den Ruhestand mit dem 67. Lebensjahr. Wer 1963 oder früher geboren wurde, kann einige Monate früher pensioniert werden. Während der Berufstätigkeit müssen Beamte im Gegensatz zu Angestellten nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Das Geld, das pensionierte Beamte erhalten, finanziert sich aus laufenden Steuereinnahmen.
Gehaltsvergleich in Hamburg: Teilzeitarbeit schmälert Pension der Hamburger Lehrer
Niedriger fallen die Pensionen aus, wenn die Lehrer in Teilzeit gearbeitet haben. Dann steigt der Anteil am letzten Verdienst, den die Beamten im Ruhestand erhalten, nämlich langsamer als mit 1,79 Prozentpunkten jährlich.
Insbesondere bei Lehrkräften mindert das die Pension oftmals, sagt Pepperling: „Weil die Arbeitsbelastung im Lehrerberuf hoch ist, arbeitet der überwiegende Teil der Lehrer in Hamburg in Teilzeit. Bei diesen Beamten kann es passieren, dass sie am Ende nicht einmal diese rund 70 Prozent ihres letzten Verdienstes als Pension erhalten“ – obwohl sie womöglich ein langes Erwerbsleben hinter sich haben.
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Hohe Pensionen: Klischee oder nicht? So sieht es der Beamtenbund
Sowieso sei das Klischee der hohen Pensionen eben vor allem genau das – ein Klischee, sagt Beamtenbund-Vorstand Silberbach: „Im Durchschnitt sind Pensionen höher als Renten. Das liegt aber an verschiedenen Faktoren – Vollzeitquote, Erwerbsbiografie, Bildungsabschlüsse, Vollversorgung –, die den Vergleich verzerren.“
Zwar ließe sich speziell für den Lehrerberuf sagen, dass Beamte in der Regel ein wenig besser verdienen als vergleichbar qualifizierte Angestellte, „allerdings hat ein Beamter darüber hinaus keine Einkommensquelle und erhält zum Beispiel auch keine Zusatzversorgung. Außerdem müssen sich Beamte privat krankenversichern“, so Silberbach.
Was der dbb-Bundesvorstand sagt, ist faktisch korrekt. Umgekehrt ließe sich aber auch argumentieren: Beamte sparen Geld, weil sie keine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung, Kranken- und Pflegeversicherung sowie zur Arbeitslosenversicherung leisten. Tatsächlich bleibt vielen Beamten mehr Netto vom Brutto als vergleichbaren Angestellten.
Bundesweiter Trend: Immer mehr Lehrer lassen sich verbeamten
Übrigens: Insbesondere im Bildungsbereich liegt die Verbeamtung wieder im Trend. Die Beamtenquote in der Lehrerschaft steige bundesweit, insbesondere im Osten Deutschlands, heißt es vom dbb.
Für Pepperling von den Lehrergewerkschaften nicht weiter verwunderlich, sagt er: „Die Alimentierung von Beamten ist attraktiv. Denn bei den Beamten versickert deutlich weniger als im riesigen Renten- und Sozialversicherungsapparat. Das spart dem Staat und damit dem Steuerzahler erheblich Geld und der Beamte hat auch etwas davon.“
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