Hamburg. Die ersten Schüler ziehen nach den Herbstferien in Neubau der Stadtteilschule Kirchwerder. Wir durften vorab in die Gebäude schauen.

  • Die Stadtteilschule in Hamburg-Kirchwerder ist die modernste Schule der Stadt
  • Die ersten Schüler ziehen nach den Herbstferien ein
  • Fassade der Schule erinnert an Reetdachhäuser

Aufregung und vor allem Vorfreude stehen Dr. Niko Gärtner in diesen Tagen ins Gesicht geschrieben. Denn für den Schulleiter der Stadtteilschule Kirchwerder, sein Kollegium und die gesamte Schülerschaft naht ein Moment, auf den seit etlichen Jahren hingefiebert wird: der Einzug in die neuen Schulgebäude am Teufelsort.

Und der steht nun unmittelbar bevor: „Von uns aus kann es losgehen. Alle Räume am Teufelsort sind zugeordnet, viel neue Ausstattung ist bereits bestellt und wird im November geliefert, und in Curslack sind die Klassenräume bereits zum Umzug verpackt und jeder Tisch, Stuhl und Schrank mit seiner zukünftigen Raumnummer etikettiert“, erklärt Niko Gärtner.

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Die neuen Gebäude der Stadtteilschule Kirchwerder sehen mit ihrer Ziegelfassade aus wie Reetdachhäuser. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Hamburgs modernste Schule: Rundgang durch die Stadtteilschule Kirchwerder

Am Freitag, 25. Oktober, sollen die ersten Umzugswagen kommen und Kisten sowie Mobiliar vom Gramkowweg an den Teufelsort bringen. Auf das Gelände der Grundschule Curslack-Neuengamme wurden die 9. und 10. Klassen der Stadtteilschule im Jahr 2013 ausgelagert, weil es am Kirchwerder Hausdeich zu wenig Platz gab. Eigentlich sollten sie nur vier Jahre bleiben, denn zu dem Zeitpunkt war geplant, dass die neue Stadtteilschule 2017 fertiggestellt wird.

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Hat allen Grund zur Freude: Schulleiter Dr. Niko Gärtner an einem Klettergerüst auf dem neuen Schulgelände. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

„Es ist nun auch gut, dass wir den Standort Curslack verlassen. Wir haben die Gastfreundschaft der Grundschule dort lange, viel länger als ursprünglich geplant, in Anspruch genommen und sind dankbar für die langjährige Kooperation. Jetzt wünschen wir der Grundschule aber natürlich viel Erfolg mit ihren eigenen großen Umbaumaßnahmen, die durch unseren Wegzug ermöglicht werden“, sagt Niko Gärtner.

Schulbetrieb am Teufelsort startet mit „Soft Opening“ nach den Herbstferien

Nach den Herbstferien soll der Schulbetrieb am Teufelsort mit einem sogenannten „Soft Opening“ starten. Das bedeutet, dass erst einmal etwa 250 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen am 4. November einziehen. „Wir sind sehr froh und dankbar, dass Otto Wulff, Schulbau Hamburg, die Schulbehörde, aber auch vhh.mobility, HVV und Bezirk hier Hand in Hand dafür gesorgt haben, dass unsere Umzüge nun genau so stattfinden können, wie wir sie seit einem Jahr planen“, sagt Niko Gärtner. Er freue sich, dass es jetzt losgehe und sei gespannt auf die ersten Eindrücke der Neunt- und Zehntklässler, die den Testbetrieb am Teufelsort übernehmen.

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Die Treppenhäuser sind mit breiten Treppen, schwarzem Stahl und Wänden in Beton gestaltet. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Und auch die Nachbarschaft sei schon gespannt, was am Teufelsort entstanden ist: „Der Ärger über die Baustelle mit ihrem Lärm und Verkehrshindernissen ist nun einer positiven Erwartungshaltung gewichen. Jeder Baufortschritt wurde auf unseren Social-Media-Kanälen sofort geteilt: die ersten Bilder der Gebäude ohne Gerüste, die Fertigstellung des Kunstrasenplatzes oder das nächtliche Einsetzen der Fußgängerbrücke. Alles wurde in Echtzeit geteilt“, weiß Michael Hoppenz, Vorsitzender des Elternrats. Nun hofft er noch auf weitere Unterstützung aus dem Bezirk, etwa um bei der Beleuchtung des Marschbahndamms oder angesichts der erwartbar vielen Elterntaxis vor der Schule eine Lösung zu finden.

Nach den Weihnachtsferien zieht eine bunte Umzugsparade zur neuen Schule

Kurz nach dem Einzug der ersten Schüler ist daher ein Nachbarschaftstreff geplant, bei dem geladene Gäste aus der Umgebung einen Einblick in die neuen Gebäude bekommen können. „Alle, mit denen wir gesprochen haben, freuen sich auf das Nachbarschaftstreffen. Sie möchten die neuen Gebäude nun auch kennenlernen und sind richtig neugierig, was auf der Riesenbaustelle entstanden ist“, berichtet Max (17) aus dem Schulsprecherteam, der die Einladungen zu dem Treffen für die Nachbarn der Schule im Karkenland, am Kirchenheerweg und Ribenweg verteilt hat.

Stadtteilschule Kirchwerder: Bilder aus der neuen Schule

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Ein sogenannter Dorfplatz, von dem die Klassenräume eines Jahrgangs abgehen. © Lena Diekmann | Lena Diekmann
Stadtteilschule Kirchwerder
Multifunktionssportfeld etwa mit Basketballcourt oder Handballfeld. © Walter Storbeck | Walter Storbeck
Stadtteilschule Kirchwerder
Blick auf den Kunstrasenplatz aus dem Nordriegel der Schule, im Hintergrund die Sporthalle. © Walter Storbeck | Walter Storbeck
Stadtteilschule Kirchwerder
Blick aus der Luft auf das neue Schulgelände am sogenannten Teufelsort, an der Ecke Kirchenheerweg und Marschbahndamm mit Buskehre. © Walter Storbeck | Walter Storbeck
Stadtteilschule Kirchwerder
Eine Sitzecke, die unter der Treppe im Treppenhaus integriert wurde. © Walter Storbeck | Walter Storbeck
Stadtteilschule Kirchwerder
Sitzgelegengeheiten auf dem Schulgelände, die den Formen der Schulgebäude nachempfunden sind. © Walter Storbeck | Walter Storbeck
Stadtteilschule Kirchwerder
Blick aus der Luft auf das neue Schulgelände mit Multifunktionssportfeld, Kunstrasenplatz und Sporthalle. © Walter Storbeck | Walter Storbeck
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Blick aus einem Klassenraum mit Garderobe in Richtung Flur. © Walter Storbeck | Walter Storbeck
Stadtteilschule Kirchwerder
Einer der langen Flure: Insgesamt hat der Neubau auf mehr als 12.000 Quadratmetern  Platz für insgesamt 42 Klassenräume und 19 Fachräume. © Walter Storbeck | Walter Storbeck
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Brücke über den Entwässerungsgraben, die die Buskehre mit dem Schulgelände verbindet. © Walter Storbeck | Walter Storbeck
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Lehrküche in der neuen Stadtteilschule Kirchwerder. © Lena Diekmann | Lena Diekmann
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Blick aus dem Südriegel auf das Multifunktionssportfeld. © Lena Diekmann | Lena Diekmann
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Die neuen Schulgebäude sehen aus wie langgezogene Bauernhäuser, inklusive Ziegelfassade im Reetdach-Look. © Lena Diekmann | Lena Diekmann
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Letzte Arbeiten werden noch in der Aula verrichtet, wo künftig etwa Theater gespielt werden soll. © Lena Diekmann | Lena Diekmann
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Und kurz vor Weihnachten endet dann auch für die Klassen 5 bis 13 ihre Schulzeit in den Gebäuden am Kirchwerder Hausdeich. Sie werden nach den Ferien im neuen Jahr mit einer feierlichen Parade über den Kirchenheerweg zu den neuen Schulgebäuden ziehen. Und die versetzen auch so manchen Radfahrer auf dem benachbarten Marschbahndamm immer wieder ins Staunen, weiß Andre Gladziejewski.

Oberpolier ist sich sicher: „So etwas baut man nur einmal im Leben“

Der Oberpolier vom Hamburger Unternehmen Otto Wulff, das Ende 2022 mit dem Hochbau begann, hat schon deutschlandweit auf Baustellen gearbeitet, aber „so etwas baut man nur einmal im Leben“, weiß Gladziejewski. Der Entwurf des Architekturbüros Thomas Kröger Architekten / Roswag Architekten hatte schon 2017, als er zum Sieger ausgewählt wurde, für Aufsehen und Staunen gesorgt. Denn die beiden langgestreckte Gebäude sollen an die lokale Bautradition der Langhäuser anknüpfen.

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Durch die Fenster fällt viel Licht in einen Klassenraum am Kopf des Südriegels. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Der Nordriegel, in dem auch das adressgebende Foyer sowie Aula, Lehrküche, Werkstätten, Fachräume oder auch Schulbüro zu finden sind, ist 96 Meter lang. Der Südriegel ist 130 Meter lang. Er beherbergt die sogenannten Dorfplätze, um die sich die Klassenräume der verschiedenen Jahrgänge gruppieren. Beide Gebäude haben drei Stockwerke.

Ziegelfassade gibt den Gebäuden das Erscheinungsbild von Reetdachhäusern

Ganz besonders ist die Ziegelfassade, die optisch den Eindruck eines reetgedeckten Hauses vermittelt. Alle Ziegel wurden handgefertigt in Dänemark. Ebenso Teil des außergewöhnlichen Architektenentwurfs ist die innere Gestaltung: Glänzend grauer Boden aus Sichtestrich oder in hellem Rosa, Wände aus Beton und mit schwarzen Elementen an Fenstern und Türen. Statt Betonwänden sind zahlreiche Räume mit Glaswänden zum Flur abgetrennt, wodurch die gesamte Etage sehr von Licht durchflutet wird.

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Schulleiter Dr. Niko Gärtner in seinem neuen Büro mit Oberpolier Andre Gladziejewski. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Auch ein Multifunktions-Sportfeld, ein Kunstrasenplatz sowie eine Sporthalle mit ausklappbarer Tribüne, die am Nachmittag auch von lokalen Vereinen genutzt werden wird, sind auf dem Schulgelände zu finden. Zuletzt wurden die Kosten für die neue Schule auf rund 70 Millionen Euro beziffert. Es sei einer großartigen Teamleistung zu verdanken, dass es auf der Baustelle so gut vorangegangen sei, betont der Oberpolier. Allein Otto Wulff sei dort mit einem Team von 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tätig gewesen, zum Teil waren auf der Baustelle 200 Fachkräfte unterschiedlicher Gewerke zeitgleich beschäftigt, erklärt Andre Gladziejewski.

Schon vor mehr als zehn Jahren war Schulneubau an anderer Stelle geplant

Nun freue man sich, die Gebäude bald ihrer Bestimmung zu übergeben. Die restlichen Arbeiten an den Außenanlagen sollen bis Anfang nächsten Jahres fertiggestellt sein. Damit geht eine Geschichte zu Ende, die schon unendlich zu werden drohte: Denn 2012 war am bisherigen Standort ein Neubau der Stadtteilschule geplant. Inklusive Verkehrskonzept wurde daran mehr als ein Jahr geplant, für 2014 war der Baustart vorgesehen.

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Doch dann wurde im Sommer 2013 bekannt, dass auf einem Gelände, auf dem eine Dreifeldhalle, Sportplatz und Parkplätze entstehen sollten, Überschwemmungsflächen für die Gose-Elbe ausgewiesen werden sollten. Die Neubaupläne platzen, ein alternativer Standort musste her. Der war schließlich Ende 2013 gefunden. Damals wurde noch mit einem Baubeginn im Jahr 2015 und einer Fertigstellung des Schulneubaus in 2017 geplant. Letztlich wurde in dem Jahr aber erst der Siegerentwurf gekürt – der nun Realität geworden ist.