Hamburg. Wirtschaftsexpertin darf auf zweite Legislatur im Bundestag hoffen. Was sie dort für Deutschland und Hamburg in Gang setzen will.
Katharina Beck (Grüne) ist hoch motiviert. Das sagt sie nicht nur so, sondern vermittelt es auch. Von einer „positiveren Zukunftserzählung“ spricht sie, mit der die Grünen etwas bewegen wollen. Beck, die seit 2021 im Bundestag sitzt, ist schon jetzt voller Tatendrang für eine weitere Legislatur – trotz aller Scherereien, die es in den vergangenen drei Jahren Bundespolitik gab.
Die Finanzexpertin möchte nach 2021 erneut als Spitzenkandidatin für die Grünen auf der Hamburger Landesliste für die Bundestagswahl 2025 kandidieren. Die Segel sind gesetzt. Und am Kurs von Katharina Beck dürfte eine Abstimmung im November, die für die Kandidatur noch notwendig ist, Stand jetzt kaum etwas ändern. Bisher gibt es keine Herausforderin und keinen Herausforderer.
Zweite Runde für Katharina Beck? Grüne will erneut Spitzenkandidatur
Die Grünen-Politikerin weiß: So ein gutes Ergebnis wie beim letzten Mal wird ihre Partei aller Voraussicht nach bei der Bundestagswahl 2025 nicht erreichen. Die Hamburger Grünen hatten 2021 mit Katharina Beck als Spitzenkandidatin das deutschlandweit beste Landesergebnis von 24,9 Prozent erzielt. Bundesweit kam die Partei auf 14,7 Prozent der Stimmen.
Es zeige sich schon jetzt, dass die Bürger einen politischen Wechsel wünschen, sagt Beck. Die Unzufriedenheit mit der Ampel-Regierung kann die Grüne nicht übersehen. In den Augen der Bundestagsabgeordneten sind aber längst nicht alle Messen gesungen: „Meiner Wahrnehmung nach ist da noch ganz viel offen“, sagt die Parlamentarierin.
Katharina Beck: auch für Hamburg im Bundestag
Als Bundestagsabgeordnete hat sich die Hamburger Grüne, die zuvor viele Jahre lang als Unternehmensberaterin für Nachhaltigkeit arbeitete, hohe Posten gesichert: als Sprecherin für Finanzpolitik der Bundestagsfraktion der Grünen und stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses des Bundestags.
Mit diesen Positionen gehe viel politischer Gestaltungsspielraum einher, sagt Beck. Sie war unter anderem an der Entwicklung des Wachstumschancengesetz beteiligt, öffnete die Arbeitnehmersparzulage auch für Menschen aus der Mittelschicht (bis 40.000 Euro Jahreseinkommen) und setzte sich für steuerfreie Corona-Boni für medizinisches Personal ein. Auch auf Hamburg habe sie stets ein Auge. Dem Reeperbahnfestival, dem Hochwasserschutz in Sasel oder der Sanierung der Kirche St. Marien in Ohlsdorf konnte die Politikerin von Berlin aus unter die Arme greifen.
Selbstverständlich sei sie für alle 83 Millionen Menschen in Deutschland abgeordnet. Über die Sorgen der Bürger erkundige sich die 42-Jährige aber gern in Hamburg. Zumal Beck viel Zeit in der Hansestadt verbringt. Sie versuche etwa 40 Prozent der Zeit hier zu sein. „Klar, die Berliner Politik ist schon eine Blase. Deshalb ist es mir auch unfassbar wichtig, nicht die Realität der Menschen und Unternehmen vor Ort aus den Augen zu verlieren“, sagt sie.
Hamburger Politikerin: Wirtschaft hat mehr Rückgrat, als manchmal behauptet
Ihren Einsatz für den Standort Hamburg als Industrie-, Handels- und Dienstleistungsmetropole wolle sie auch in der kommenden Legislaturperiode weiterführen. Aber auch auf gesamtdeutscher Ebene möchte Beck die Wirtschaft ankurbeln. „Wir haben ein größeres wirtschaftliches Rückgrat, als das in der Öffentlichkeit manchmal kommuniziert wird“, so die Politikerin. Es brauche nun Motivation, um ins Tun zu kommen.
Einer ihrer Ansätze für eine florierende deutsche Wirtschaft: die Arbeitsstundenlücke verkleinern. Viele Frauen in Deutschland würden weniger arbeiten, als sie möchten, sagt Beck. Der Grund dafür sei eine mangelnde Kinderbetreuung. Passende Betreuungsmodelle, etwa aufgrund von steuerlichen Anreizen, könnten als konjunktureller Hebel wirken. Dieses Thema möchte die Grünen-Politikerin in der nächsten Legislatur angehen.
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Ganz auf Parteilinie: Auch in puncto Klima- und Umwelttechnologie sieht Beck noch unausgeschöpfte Potenziale. China habe Deutschland in diesem Bereich zuletzt den Rang abgelaufen. „Ich finde, da könnten wir wieder Weltmeister werden“, sagt Beck. Nachhaltigkeit sollte als Chance, nicht als Gefahr oder Kostenpunkt begriffen werden. Kein Klimaschutz sei schließlich auf lange Sicht immer die teuerste Variante.