Hamburg. Um die Entwässerung der Vier- und Marschlande zu verbessern, ist der Bau von drei Schöpfwerken geplant. Doch die Umsetzung hakt.

Die dramatischen Tage im Februar 2022 werden vielen Menschen in den Vier- und Marschlanden und in Bergedorf noch in Erinnerung sein: Nach anhaltenden Regenfällen drohten Dove-Elbe und Gose-Elbe das Land großflächig zu überschwemmen. Viele Grundstücke standen bereits unter Wasser, Sandsackbarrieren wurden errichtet. Das Binnenhochwasser hielt Hilfskräfte und die Bergedorfer Verwaltung tagelang in Atem. Das Technische Hilfswerk (THW) setzte schließlich besondere Hochleistungspumpen ein, um das Wasser in die Elbe zu befördern.

Die jüngsten starken Niederschläge wecken Erinnerungen an die Überschwemmungen vor zwei Jahren und lenkten das Augenmerk wieder auf die Entwässerung der Vier- und Marschlande und den Bau der geplanten Schöpfwerke, meint die Bergedorfer CDU-Fraktion. Das Projekt ist schon seit mehr als zehn Jahren geplant, konnte bisher allerdings nicht realisiert werden, weil dafür notwendige Grundstücke in Neuengamme noch immer nicht erworben werden konnten.

Vier- und Marschlande: Schöpfwerke gegen Überschwemmungen erst ab 2030

Im Februar hatte die Umweltbehörde (Bukea) im Regionalausschusses mitgeteilt, dass der Ankauf der Schlüsselfläche für das Schöpfwerk Dove-Elbe noch ausstehe. Die Bedingungen seien jedoch verhandelt und der Vertrag dem Eigentümer übersandt worden. Das letzte erforderliche Grundstück sollte spätesten Anfang des zweiten Quartals 2024 erworben werden. Anschließend sollten die Aktualisierung der Planung, die Planfeststellung und der Bau erfolgen.

Daher hakt die CDU in einem Auskunftsersuchen zum Sachstand nach – und erhält eine ernüchternde Antwort: Demnach werden wohl noch weitere Jahre vergehen, bis die Schöpfwerke in den Vier- und Marschlanden gebaut und betriebsbereit sind. Zwar ist das sogenannte „Schlüsselgrundstück“ mittlerweile erworben, doch noch immer laufen Verhandlungen mit zehn Eigentümern. „Die noch ausstehenden Grundstücksankäufe wären vorteilhaft für den Gewässerbau“, erklärt die Bukea.

Schöpfwerk Dove-Elbe wird auch ohne noch fehlende Grundstücke realisiert

Das Schöpfwerk Dove-Elbe, das am Neuengammer Hausdeich entstehen und das leistungsstärkste von insgesamt drei geplanten Schöpfwerken sein soll, könne aber auch ohne diese Flächen errichtet werden, teilt die Bukea mit. Daher wurde nun entschieden, dass ein Ankauf nur noch bis Ende dieses Jahres verfolgt werden soll. Sollten die Grundstücke bis dahin nicht erworben sein, müssten die Planunterlagen allerdings verändert werden.

Und das kostet Zeit: Nach Abschluss des Grunderwerbs muss ein Änderungsantrag zur Planfeststellung erarbeitet und eingereicht werden. Für diese Arbeiten werden rund 14 Monate benötigt, da aufgrund naturschutzrechtlicher Vorgaben umfängliche Neukartierungen der Fauna und Flora im Gebiet des Gewässerausbaus für ein rechtssicheres Verfahren vorzunehmen sind, erklärt die Behörde. Diese schon beauftragten Kartierungen werden inklusive der Gutachtenerstellung Ende 2025 vorliegen.

Die Bauzeit des Schöpfwerks wird mit zweieinhalb Jahren veranschlagt

„Bestimmte Arten lassen sich nur jahreszeitenabhängig kartieren; der Zeitraum lässt sich somit nicht verkürzen“, so die Bukea. Mit der an den endgültigen Grunderwerb angepassten Planung sowie dem darauf basierenden hydraulischen Nachweis des geänderten Gewässerlaufes und den anschließenden Aktualisierungen der naturschutzfachlichen Gutachten kann ein Änderungsantrag zur Planfeststellung im ersten Quartal 2026 eingereicht werden.

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Danach folgen die Erstellung der Haushaltsunterlage und der Vergabeunterlagen, wofür ein Jahr veranschlagt wird. Das Ausschreibungsverfahren benötigt weitere etwa vier Monate, bis ein Zuschlag für den Bau erteilt werden kann. Die geschätzte Bauzeit von 2,5 Jahren für das Schöpfwerk Dove-Elbe inklusive Gewässerausbau von etwa 1500 Metern entspricht den Erfahrungen aus anderen gleichartigen Bauvorhaben, heißt es aus der Behörde. „Bei Abschluss des Grunderwerbs bis Ende 2024 ergibt sich ein Baubeginn Mitte 2028. Bei der geschätzten Bauzeit von etwa 2,5 Jahren ist Ende 2030 mit der Fertigstellung zu rechnen“, fast die Bukea zusammen.

Schutz vor Binnenhochwasser: Zwei weitere Schöpfwerke sind geplant

Bei dem Projekt Schöpfwerk Zollenspieker werde aktuell die Vorplanung abgeschlossen. Bei dem Projekt Schöpfwerk Neudorf werde die Grundlagenermittlung abgeschlossen und ein EU-weites Vergabeverfahren zur Beauftragung eines Planungsbüros vorbereitet. Parallel erfolgen erste Planungsleistungen zum Gewässerausbau in Eigenleistung des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) zur Festlegung des Flächenbedarfs sowie erste Ankaufsgespräche mit den Eigentümern der für den Schöpfwerksbau erforderlichen Grundstücke, so die Bukea.