Hamburg. Ungewöhnlich scharfe Töne der Sozialdemokraten im Bezirk zu den Problemen in Diebsteich: „Bau muss jetzt vorangetrieben werden.“

In Hamburg-Altona liegen die Nerven blank. Nachdem das Abendblatt berichtet hatte, dass sich der Bau des Bahnhofsgebäudes in Diebsteich ebenso verzögert wie die geplante Musikhalle und das Regionalliga-Stadion für Altona 93, hat die SPD Altona verärgert reagiert. In ungewöhnlich scharfem Ton kritisieren die Sozialdemokraten Verkehrssenator Anjes Tjarks von den Grünen, die bekanntlich mit der SPD in der Stadt koalieren.

Die Verkehrsbehörde müsse endlich liefern: „Es ist nicht akzeptabel, dass ein so wichtiges Projekt wie der Bahnhof Diebsteich immer wieder ins Stocken gerät“, erklärte nun Sören Platten, Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion Altona. „Für Zehntausende Menschen im Altonaer Westen und darüber hinaus für ganz Hamburg ist die Fertigstellung des Bahnhofs sowie der Beginn der Umsetzung der damit verbundenen S-Bahn-Linie S6 eine absolute Notwendigkeit. Dieses Vorhaben hat höchste Priorität – doch was wir sehen, sind nur Verzögerungen und ein mangelhafter Fortschritt.“

SPD über Bahnhof Hamburg-Altona: „Bau ohne weitere Verzögerungen vorantreiben“

Die sozialdemokratische Fraktion fordert nun „mit Nachdruck, dass der Bau und die Fertigstellung des neuen Fernbahnhofs Diebsteich sowie die dazugehörige Verkehrsinfrastruktur ohne weitere Verzögerungen vorangetrieben werden“. Die Verantwortung für die wiederholten Zeitüberschreitungen und der immer noch unsicheren Planungen sieht Platten auch bei Verkehrssenator Tjarks.

Platten fordert ein Umdenken: Der Bau des Bahnhofs wie auch die Planung der S-Bahn-Linie S6 sollten unabhängig vom Verbindungsbahnentlastungstunnel (VET) Tempo aufnehmen. „Es muss möglich sein, den Bahnhof Diebsteich fertigzustellen und den VET später in das Gesamtkonzept zu integrieren. Der VET kann auch später an die bestehende Infrastruktur angebunden werden, sobald er fertiggestellt ist. Wir fordern, dass diese technische Alternative geprüft wird, um den dringend benötigten Fortschritt beim Bahnhof Diebsteich und der S6 sicherzustellen“, so der Sozialdemokrat.

SPD Altona wünscht sich auch mehr Tempo in der Science City

Besonders wichtig ist der SPD die S6. „Der Bau des Bahnhofs und die Planungen der S6 müssen unabhängig vom Verbindungsbahnentlastungstunnel vorangetrieben werden“, so Platten. „Egal, wie die S6 letztlich an den Bahnhof angeschlossen wird, die Planung und Umsetzung dürfen nicht durch den langwierigen Planungsprozess beim VET blockiert werden.“ Der Bahnhof Diebsteich und die S6 seien für den Nahverkehr essenziell.

Die Verzögerungen beim Bahnhof und der Verkehrsanbindung treffen den Westen der Stadt hart. Wichtige Stadtentwicklungsprojekte hängen vom zügigen Ausbau des Bahnhofs und der S-Bahn-Linie S32 sowie der geplanten S6 ab. Die SPD warnt, dass betroffene Projekte wie die Science City Bahrenfeld, das neue Stadion am Diebsteich, die geplante Musikhalle und die weiteren Abschnitte der „Neuen Mitte Altona“ stocken, wenn es beim Bahnhof Diebsteich und der S6 nicht vorangeht.

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo: Bauten in Diebsteich verzögern sich

Wie berichtet, soll der Bahnhof zwar 2027 nach Diebsteich verlegt werden, die Haltestelle aber bleibt zunächst ein Provisorium. Der nun gewünschte Verbindungsbahnentlastungstunnel kam erst nachträglich hinzu und verändert die Planungen – derzeit wird geprüft, ob in das Bahnhofsgebäude eine viergleisige unterirdische S-Bahn-Station integriert wird.

Auch das Fußballstadion und die Musikhalle in unmittelbarer Nähe müssen umgeplant werden. „Baugenehmigungen für das Regionalliga-Stadion und die Musikhalle sollen voraussichtlich bis Mitte 2027 vorliegen“, sagte eine Behördensprecherin. Nach dem Vorliegen einer Baugenehmigung rechnet die Behörde mit einer Bauzeit von rund 2,5 Jahren und einer Fertigstellung des Regionalliga-Stadions 2029 und der Musikhalle 2030.

CDU: „Das Projekt Diebsteich läuft zeitlich und finanziell völlig aus dem Ruder“

Auch die CDU sieht die Verantwortung bei der Politik: „Was als wichtiges städtebauliches Vorzeigeprojekt gestartet ist, wird wohl auf lange Zeit ein reiner Bahnhof bleiben, möglicherweise ohne Empfangshalle“, kritisierte Anke Frieling. Durch die lang dauernden Prüfungen zum VET kämen alle anderen geplanten Hochbauten zum Stillstand. Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Christdemokraten befürchtet, dass infolge der Verzögerungen die Baukosten deutlich ansteigen. „Das Projekt Diebsteich läuft zeitlich und finanziell völlig aus dem Ruder“, so Frieling.

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Der VET soll Hamburgs Verkehrsprobleme lösen und auf der seit 100 Jahren bestehenden Verbindungsbahn vom Hauptbahnhof über Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße Richtung Altona beziehungsweise Diebsteich zusätzliche Kapazitäten für den Fern- und Regionalverkehr schaffen. Zudem würden nach Angaben von Verkehrssenator Tjarks Gleiskapazitäten im Hauptbahnhof frei, wenn die S-Bahnen durch den Tunnel führen.