Hamburg. Beim Ausbau von Velorouten hakt es genauso wie beim Zubau von Photovoltaik oder Windenergie. Warum das Radfahren in Hamburg nicht vorankommt.
- Bei den Radwegen hinkt Hamburg den eigenen Zielen hinterher
- Das ähnelt dem verzögerten Ausbau der erneuerbaren Energien
- Dabei macht Radfahren Spaß – nur nicht bei diesen Hamburger Großbaustellen
Der Ausbau der Radwege in Hamburg hakt. Und das ist ein politisches Versäumnis. Zugegeben: Der Ausbau und vor allem die Sanierung von wichtigen Straßen, Schienenwegen und Brücken lahmt ebenso. Hier jedoch merkt der gemeine Homo mobilis, dass sich zumindest etwas regt. Die allgegenwärtigen Baustellen in der Stadt, über die alle mit Recht schimpfen, sind bestenfalls der Hauch eines Vorgeschmacks auf das, was da in den nächsten Jahren kommt.
In verstrichenen Jahrzehnten legislaturbedingter Baumaßnahmen hat Hamburg, hat Deutschland nicht genug getan, um die Infrastruktur zu erhalten und für absehbare Verkehrsströme auszubauen. Die baubedingten Sperrungen von Gleisverbindungen nach Norden, Süden, Osten und Westen nerven aktuell ganz Hamburg und werden in ihrer Zahl noch zunehmen. Für die Autobahnen, den Elbtunnel und die Elbbrücken gilt dasselbe. Es werden U-Bahn-Tunnel durch die Stadt gefräst, rund 30 Bahnhöfe neu gebuddelt und gebaut, dass einem schwindlig werden könnte.
Fahrradfahren in Hamburg: Der Ausbau von Velorouten hakt
Der Umstieg aufs Rad klingt verlockend angesichts all der Radschnellwege, Velorouten, Radautobahnen, Fahrradstraßen und anderer Begriffe aus dem Setzkasten der zeitgenössischen Verkehrslyrik. Er ist allerdings genauso illusorisch wie das ganze Märchen von der Fahrradstadt.
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Es ist schon nicht „inklusiv“. Ältere, mobilitätseingeschränkte Menschen sind ausgeschlossen. Gleiches gilt für das Gros des Wirtschaftsverkehrs. Es wäre eine Fantasterei zu glauben, alle Otto- und Amazon-Pakete kämen mit dem Ökostrom-Lastenesel. Lkw und Individualverkehr lassen sich nicht wegdiskutieren, alternative, klimaschonendere Antriebe hin oder her. Dass Hamburg bei den eigenen Zielen im Radwegeausbau schlappmacht, ist bereits kein Wunder mehr. Ob Gründächer, Photovoltaik oder Windenergie – nahezu alle klimaschützenden Öko-Messlatten haben wir gerissen.
Verkehr Hamburg: Riesige Baustellen an Autobahnen, Brücken und Radwegen
Der Verweis auf den Stadtstaat-Status im bundesweiten Vergleich ist eine Ausrede. Der rot-grüne Senat hat bislang nicht einmal die gesetzlich vorgeschriebenen Flächen für den Windstromzubau ausgewiesen.
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Im Ruhrgebiet und drum herum, im Rhein-Neckar-Raum und andernorts sind die ausgebauten Fahrradstrecken wesentlich besser in Schuss. In und um Hamburg ächzen die Velorouten wie aus Bergedorf oder Harburg unter Dauer-Baustellen, enger Führung an Lkw-Magistralen oder Schlaglöchern.
Unfälle in Hamburg: Immer wieder sind Radfahrer beteiligt
Die Zahlen zu den bei Unfällen verletzten oder getöteten Radfahrern sprechen für sich. Die Ampelkonzepte sind veraltet. Das Fahren rund um die HafenCity ist ein Albtraum. Rechts der Alster ist es nicht viel besser. Und das sind nur die Promenierstrecken. Die Radwegeverbindungen in die Metropolregion – ein zukunftsweisendes Pendlerprojekt – stocken. Die Landkreise stellen sich quer oder sind komplett verschnarcht. Hinzu kommen innerstädtisch in dicht besiedelten Quartieren die Konflikte zwischen Autos, Fußgängern, den Lastenrad-Muttis und den E-Bike-Rambos.
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Hamburgs Radwege vom Reißbrett erfüllen nicht, was sie versprechen. Es ist desillusionierend für alle, die sich gerne mit etwas Muskelkraft fortbewegen. Denn: Radfahren ist großartig.