Hamburg. Alle Infos: Wann welches Projekt fertig wird. Wo der Zeitplan eingehalten wird. Wer klagt. Der Deges-Chef im Gespräch. Vollsperrung im September.

  • Stau auf der A7: Lösung für Hochstraße Elbmarsch soll kommen.
  • Steigende Kosten: A26-Ost wird deutlich teurer als geplant.
  • A26-West: Bau immer noch wegen der Pandemie verzögert.

Es ist ein Mammutprojekt: 350 Ingenieure und Fachleute aus 25 Branchen; 4,2 Kilometer Länge und damit die größte Autobahnbrücke in Deutschland; Bauarbeiten im Zwei-Schicht-Betrieb unter laufendem Verkehr – und der Zeitplan wird offensichtlich eingehalten. Was Hamburg innerstädtisch selbst auf überschaubaren Straßenabschnitten eher selten auf die Reihe bringt, die Deges macht es auf der A7 vor.

„Im Frühjahr 2027 wollen wir mit den Arbeiten auf der K20 fertig sein“, sagt Sebastian Haß. Er verantwortet bei der Deges, der „Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH“ die großen Autobahnprojekte in Hamburg. Dazu zählt die K20, also der Abschnitt der A7 gleich südlich des Elbtunnels, der auf Stelzen steht, bei laufendem Verkehr saniert, in Teilen neu gebaut und verbreitert wird.

Verkehr Hamburg: Große Autobahnbaustellen im Überblick

Diese Verbreiterung südlich der Elbe ist das Gegenstück zum A7-Ausbau nördlich des Tunnels. In den 1970er-Jahren für erheblich geringere Belastung konzipiert, wird die „Hochstraße Elbmarsch“ fit gemacht für den zunehmenden Verkehr und die immer schwerer werdenden Lastwagen. Bei bislang sechs Spuren werden die „zulässigen Verkehrsstärken um bis zu 31 Prozent überschritten“, informiert die Deges. Die Folge: Autos und Laster stehen beidseits des Tunnels im Stau. Das Einzige, was hilft, ist die Verbreiterung auf acht Spuren. Und das passiert nördlich wie südlich des Elbtunnels.

Das Projekt nördlich, wo 220 Fachleute aus 30 Branchen den Tunnelbau in Altona und die Verbreiterung vorantreiben, ist eine der größten Baustellen der Deges bundesweit. Der Tunnel, der die Anwohner vor dem Krach von täglich rund 130.000 Autos und Lastern schützen soll, wird 2,2 Kilometer lang. Damit ist er mehr als doppelt so groß wie der Stellinger Deckel mit 970 Metern.

So geht der Tunnelbau in Altona weiter

Auch hier liegt der staatliche Autobahnbauer im Zeitplan, sagt Sebastian Haß. Im Herbst 2029 will die Deges fertig sein. Die Arbeiten sind in drei Bauphasen aufgeteilt: Im Februar 2027 soll der Tunnel Richtung Süden fertig sein. Diese Tunnelhälfte teilen sich in Bauabschnitt II dann Autos und Laster in beide Richtungen, eine provisorische, rund einen halben Meter hohe Wand soll die Richtungsspuren nach Norden bzw. Süden voneinander trennen. Bis März 2029 baut die Deges am Tunnel Richtung Norden. Im Rest des Jahres 2029 sollen in Bauabschnitt III Provisorien zurückgebaut und die Ein- bzw. Ausfahrt des Tunnels optimiert werden.

Acht Jahre sollen die Arbeiten am Altonaer Tunnel am Ende gedauert haben. 7000 Betonpfähle werden dann verbaut sein, Brücken und eine S-Bahn-Überführung abgerissen und neu gebaut, 250 Kilometer Kabel verlegt, 500.000 Kubikmeter Boden bewegt und genauso viel Asphalt verbaut und 30.000 Kubikmeter Beton gegossen sein.

Ende September wird die A7 in Hamburg wieder komplett gesperrt

Neunmal an Wochenenden musste die Deges die Autobahn für den Abriss alter Brücken, die Anlieferung großer Fertigteile oder die Umlagerung der S-Bahngleise komplett sperren. Eine zehnte Vollsperrung über 31 Stunden steht unmittelbar bevor: Von Freitag, 27. September, bis zum darauffolgenden Sonntag wird die A7 zwischen Heimfeld und Stellingen dicht gemacht, um Behelfsbrücken einheben zu können.

Die Deges plant und baut auch die A26-Ost – also die Querverbindung zwischen der A7  und der A1. Das Projekt zwischen Moorburg und Wilhelmsburg ist in drei Abschnitte unterteilt. Die Kosten sind zuletzt deutlich gestiegen. Statt 1,85 Milliarden rechnet das Bundesverkehrsministerium jetzt mit 2,28 Milliarden Euro für die 9,4 Kilometer. Die Deges kalkuliert mit einer Planungs- und Bauzeit von zehn Jahren - sofern Gerichte die Arbeiten nicht verzögern oder gar stoppen. Gegen Bauabschnitt I klagen die Umweltverbände Nabu und BUND bereits. Zwar haben sie im Eilverfahren verloren, so Sebastian Haß, aber das Hauptverfahren steht noch aus.

Friedhof im Weg – Leichen müssen umgebettet werden

Die Naturschutzverbände argumentieren, die Autobahn zerstöre wertvolle Natur und sei mit den Klimazielen nicht vereinbar. Anwohner sehen in der A26 zudem einen „Sargnagel für Moorburg“. Die Bauabschnitte II und III sind noch in der sogenannten Planfeststellung – auch hier kann es noch zu Klagen kommen. Beim Bau der A26 Ost werde es zu „schmerzhaften Eingriffen“, gesteht Haß ein. So steht ein Friedhof im Weg, Leichen müssen umgebettet werden. Häuser, Industrie- und Gewerbetriebe werden der Autobahn weichen müssen.  

Aus Sicht der Deges ist die Querverbindung durch den Hafen „wichtig für den Wirtschaftsstandort Hamburg und damit auch für Deutschland“. Auch sollen mit der neuen Autobahn die täglichen Staus auf der B73 in Harburg ein Ende finden. „Die Fahrtzeiten werden verkürzt, es gibt weniger Staus, und damit sinkt die CO₂-Belastung“, argumentiert Deges-Chef Haß.

Verkehr Hamburg: A26 West zwei Jahre später als geplant

Die A26-West wiederum führt Richtung Altes Land. Hier hängt die Deges dem eigenen Zeitplan deutlich hinterher. 2026 wollte sie auf der neun Kilometer langen Strecke inklusive 17 Brücken, einem 200 Meter langen Tunnel unter der Hafenbahn, 13 Schöpfwerken und elf Kilometer langen Lärmschutzwänden fertig sein. Aber vor 2028 wird das nichts. Als Gründe für die „nicht unerheblichen Verzögerungen“ nennt Sebastian Haß den weichen, instabilen Baugrund, „sehr lange Personalausfälle während der Pandemie“ und den Stahlmangel nach Beginn des Ukraine-Krieges. „Die Zeitverluste können wir nicht mehr aufholen“, sagt Haß.  

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Nicht zuletzt treibt die Deges auch den Bau von zwei neuen Autobahnbrücken voran. Die Süder- und die Norderelbbrücke sind marode – und sollen im laufenden Verkehr erneuert werden. Dabei müssen Anwohner und Unternehmer mitspielen – und der Deges Häuser, Gewerbebetriebe und Industrieflächen verkaufen. Noch laufen die Verhandlungen. Parallel treibt die Deges die Planungen und vorbereitenden Arbeiten voran. Der Bau der beiden neuen Brücken soll in zwei Jahren starten und rund sieben Jahre dauern.