Hamburg. Oft nutzen nur wenige Radler das Angebot in Hamburg-Eppendorf. Steuerzahlerbund spricht von „Flop“. Nun soll es Verbesserungen geben.

Von einem Millionengrab war die Rede, von Planungsfehlern und vor allen Dingen von zu wenigen Nutzern: das Fahrradparkhaus an der Kellinghusenstraße in Eppendorf. Auf zwei Ebenen gibt es hier Platz für 392 Fahrrädern, dazu kommt ein gesicherter Bereich für 145 Fahrräder.

Hamburg Verkehrssenators Anjes Tjarks (Grüne) sprach von einem „sinnvollen Beispiel für einen Knotenpunkt, der Fahrräder und den öffentlichen Nahverkehr verknüpft“. Rund drei Millionen Euro war der Bau der Stadt wert.

Das Problem: In der Praxis zeigte sich die Beschilderung zum Teil als wenig hilfreich, die Einfahrt für Fahrräder ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, und wenn doch, dann ist es von der Straße aus aus beiden Fahrtrichtungen nicht einfach, dorthin zu gelangen, weil Abbiegespuren fehlen. Aber vor allem blieben an vielen Tagen die Nutzer weitestgehend weg. Der Bund der Steuerzahler sprach und spricht nach wie vor von einem klassischen Fall für mutmaßliche Steuergeldverschwendung.

Hamburg-Eppendorf: Fahrradparkhaus oft weitgehend leer

Das Abendblatt war in den vergangenen Tagen mehrfach vor Ort. Ergebnis: Am vergangenen Freitagnachmittag und am Montagvormittag waren dort maximal fünf Räder abgestellt. Einzig während des Starkregens am Mittwochvormittag war zumindest die untere Etage zu etwa 75 Prozent ausgelastet. Der obere Bereich: wieder nahezu leer.

Sascha Mummenhoff, Geschäftsführer des Hamburger Bunds der Steuerzahler, findet klare Worte: „Es hat sich nichts geändert. Das obere Stockwerk ist komplett leer. Das untere wird nur vereinzelt genutzt. Bei dem gesicherten Teil ist es unklar, weil er nicht einsehbar ist.“

Grundsätzlich halte der Steuerzahlerbund Einrichtungen zur Förderung des Radverkehrs zwar für sinnvoll. Aber: „Logischerweise müssen die Bedarfe im Voraus abgeklärt werden und die Radfahrer mitgedacht werden.“ Das sei hier nicht geschehen. Die schon seit Langem kritisierte Rampe, die ins obere Stockwerk führt, sei weiterhin zu schmal, die Halteläufe für die Hände seien überdies überflüssig und würden den Platz weiter verkleinern. „Die Zufahrt generell ist zu unübersichtlich“, so Mummenhoff.

Fahrradparkhaus in Hamburg-Eppendorf – Behörde sieht gute Entwicklung

Die Verkehrsbehörde hingegen steht weiter hinter der Einrichtung. Es sei „als Zukunftsprojekt bewusst auf die Bedarfe der kommenden Jahrzehnte ausgelegt worden“, heißt es. Behördensprecher Dennis Krämer verweist auf das ähnlich große Fahrradparkhaus am Bahnhof Bergedorf. „Auch dieses hat erst nach einigen Jahren die Vollauslastung erreicht, insofern entwickeln sich die Auslastungszahlen wie erwartet und vergleichbar mit anderen Parkhäusern.“

Grundsätzlich gebe es eine positive Entwicklung beim Fahrradparkhaus an der Kellinghusenstraße. „Die Auslastungszahlen steigen wie erwartet stetig an. So hat sich seit Januar 2022 die Auslastung im öffentlichen Bereich des Parkhauses mehr als verdoppelt und die Zahl der Vermietungen ebenfalls fast verdoppelt.“ Auch konkrete Zahlen nennt er: „Die tägliche Auslastung lag im Monatsdurchschnitt im März bei 121, im April bei 139 und im Mai bei 129. Die Zahlen für Juni sind noch nicht final ausgewertet, bewegen sich aber auf dem Niveau der Vormonate.“

Fahrradparkhaus Kellinghusenstraße – Angebot soll verbessert werden

Die Beobachtung, dass an einigen Tagen das Parkhaus selbst schlecht genutzt werde, drumherum aber zahlreiche Fahrräder geparkt sind, sieht der Behördensprecher nicht als Widerspruch zum Konzept. Zu diesem gehörten schließlich drei Abstellmöglichkeiten:

  • Bügel ohne Dach (also die Fahrradbügel im Haltestellenumfeld der Kellinghusenstraße)
  • überdachte Stellplätze im Parkhaus
  • überdachte Stellplätze zur Miete (ebenfalls im Parkhaus)

„Es ist demnach auch möglich und bewusst ins Konzept integriert, das Fahrrad außerhalb des Parkhauses abstellen zu können“, so Krämer. Der Betreiber des Parkhauses, die P+R Betriebsgesellschaft, habe bereits einen guten Maßnahmenkatalog auf den Weg gebracht, um das Angebot weiter zu verbessern: etwa eine bessere Beschilderung und eine optimierte Pflasterung im Einfahrtsbereich sowie eine zusätzliche Reparaturstation.

Konkreter Vorschlag für direkte Zufahrt zum Fahrradparkhaus in Eppendorf

Weitere Maßnahmen seien durch den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) geplant. So soll die Fußgängerquerung für Radfahrer optimiert werden. Und im Herbst 2023 sollen zusätzliche Beschilderungen den Weg zum Parkhaus weisen.

Gleichzeitig sei man schon vor einiger Zeit mit einem konkreten Vorschlag für eine direkte Zufahrt auf die Polizei zugegangen, die diese verkehrlich freigeben müsste. „Diese Maßnahme wird aktuell vom LSBG geplant“, so Krämer weiter.

Fahrradparkhaus – Bund der Steuerzahler spricht von „peinlichem Desaster“

Er betont: „Wir nehmen die Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer kontinuierlich auf und arbeiten auf dieser Grundlage in Abstimmung mit den beteiligten Partnern daran, die Nutzung des Parkhauses für die Radfahrenden noch attraktiver zu machen.“

Der Bund der Steuerzahler aber bleibt dabei: „Wir wünschen uns, dass die Verantwortlichen ihre Fehler einsehen und dazu stehen, damit sich dieser Flop nicht wiederholt. Doch stattdessen werden immer neue Ausreden erfunden. So verliert der Bürger das Vertrauen, und aus einer wirklich sinnvollen Einrichtung wird ein peinliches Desaster.“