Hamburg. Eigentlich sollen im Jahr 60 Kilometer Radwege gebaut werden, doch Verkehrssenator Tjarks verfehlt die eigenen Ziele wohl erneut.
- Die Grünen wollen Hamburg zu einer Fahrradstadt machen.
- Jedes Jahr sollen 60 bis 80 Kilometer Radwege neu gebaut und saniert werden.
- Doch aktuelle Zahlen zeigen: Wie schon in den Vorjahren wird die Behörde von Verkehrssenator Anjes Tjarks ihre selbstgesteckten Ziele voraussichtlich erneut reißen.
Kaum etwas haben die Grünen in den vergangenen Jahren intensiver gepredigt als den Umbau Hamburgs zu einer „Fahrradstadt“. Laut rot-grünem Koalitionsvertrag sollen jedes Jahr 60 bis 80 Kilometer Radwege neu gebaut und saniert werden. In ihrem Wahlprogramm 2020 hatten die Grünen sogar jährlich 100 Kilometer versprochen. In den vergangenen Jahren verfehlte die Behörde von Verkehrssenator Anjes Tjarks selbst die Marke von 60 Kilometern immer wieder: 2022 wurden nur 53 Kilometer Radwege neu gebaut oder saniert, 2023 waren es 57 Kilometer.
Auch in diesem Jahr sieht es nicht gut aus: Im ersten Halbjahr 2024 sind ausweislich eines Senatsberichts gerade einmal 14 Kilometer Radwege fertiggestellt worden. Damit steht die Tjarks-Behörde sogar noch schlechter da als 2023. Denn im vergangenen Jahren waren im ersten Halbjahr immerhin noch 20 Kilometer neuer Wege erstellt worden.
Seelmaecker: „Desolate Bilanz für grünen Verkehrssenator Anjes Tjarks“
Immerhin: Bis 21. August 2024 hat es die Verkehrsbehörde mittlerweile auf 22 Kilometer seit Jahresbeginn gebracht, wie aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Richard Seelmaecker hervorgeht. Aber selbst das Mindestziel von 60 Kilometern scheint damit bis Jahresende nur noch schwerlich erreichbar, zumal Herbst und Winter im Anmarsch sind.
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„Verkehrssenator Tjarks will Hamburg bekanntermaßen zur Fahrradstadt umbauen. Trotz im Jahr 2024 erneut gesunkener Nutzungszahlen, hält er stur an seinem falschen Kurs fest“, kommentiert der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Seelmaecker. „Jetzt kommt jedoch heraus: Wie auch schon im Vorjahr versagt der grüne Verkehrssenator bei seinem Prestigeprojekt, dem Ausbau der Fahrradinfrastruktur.“ Gemessen an den eigenen Zielen führe der erneute Einbruch beim Ausbau der Radwege „für den Verkehrssenator zu einer desolaten Bilanz“, so Seelmaecker. „Für uns als CDU ist klar: Der Ausbau der Fahrradinfrastruktur muss bedarfsorientiert erfolgen und darf nicht durch Ideologie unterfüttert sein.“
Radwege in Hamburg: Verkehrsbehörde will Mindestziel bis zum Jahresende noch erreichen
Die Verkehrsbehörde dagegen gibt sich optimistisch, was den Ausbau der Radwege angeht. Neben den bis Ende August bereits fertiggestellten 22 Kilometern befänden sich derzeit noch Radwege mit einer Länge von 33 Kilometern „in der Planung oder Umsetzung“, sagte Tjarks-Sprecher Dennis Krämer dem Abendblatt. Hinzu kämen noch „eine Vielzahl an kleineren Maßnahmen und diverse Instandsetzungen, sodass wir optimistisch sind, in Gänze in die Region der Ausbauwerte der vergangenen Rekordjahre zu gelangen“, so Krämer. Dass die Behörde von „Rekordjahren“ spricht, begründet sie damit, dass tatsächlich zuletzt deutlich mehr neue Radwege pro Jahr gebaut wurden als in früheren Zeiten, auch wenn die eigenen Ziele dabei immer wieder verfehlt wurden.
Diese Radwege in Hamburg sollen noch bis Jahresende saniert oder neu gebaut werden
- Am Luisenhof 600 m Instandsetzung Radwege
- Brookdeich 1520 m Fahrradstraße Radroute Plus
- Marschbahndamm und Vierländer Bahndamm 2400 m Instandsetzung selbstständig geführter Radweg
- Brennerhof 2045 m Instandsetzung Geh- und Radweg
- Stein-Hardenberg-Straße und Bargteheider Straße 3410 m Instandsetzung Radwege
- Budapester Straße 1600 m Instandsetzung Radwege
- Fersenweg 6550 m Instandsetzung selbstständig geführter Radweg
- Georg-Heyken-Straße 1400 m Instandsetzung Radwege
- Königstraße 2260 m Protected Bikelanes
- Hauland 3790 m Fahrradstraße
- Max-Brauer-Allee 1005 m Kopenhagener Radwege
- Poppenbütteler Weg 1000 m Instandsetzung Geh- und Radwege
- Rugenbarg 3200 m Instandsetzung Radwege
- Schierenberg 1580 m Instandsetzung Radwege.
„Der Ausbau befindet sich also nach wie vor auf einem guten Weg“, so der Tjarks-Sprecher. „Auch wenn die operative Umsetzung immer von diversen Parametern wie etwa der Witterung bestimmt wird.“
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Verkehr Hamburg: Grüne können froh sein, dass sie nicht noch mehr versprochen haben
Eines liegt bei alldem allerdings auf der Hand: Die Grünen dürften froh sein, dass sie sich bei den Koalitionsverhandlungen 2020 nicht mit ihrem Versprechen eines jährlichen Ausbaus des Radwegenetzes von 100 Kilometern pro Jahr gegen die damals schon skeptische SPD durchsetzen konnten. Sonst ständen sie jetzt vermutlich richtig belämmert da.