Aufsichtsratschef Hilmar Kopper verteidigt das Sanierungskonzept der HSH Nordbank - und steht weiter zu Vorstandschef Nonnenmacher.
Hamburg. Als er den Raum betrat, steckte ihm eine HSH-Sprecherin noch schnell einen Zettel zu mit der Aussage des Hamburger Staatsanwalts vom Vortag: Es gebe keine Hinweise, dass die HSH Nordbank die Sicherheitsfirma Prevent beauftragt habe, einem gefeuerten US-Manager Kinderpornomaterial unterzuschieben. Ein sachdienlicher Hinweis.
Hilmar Kopper brauchte den Zettel dennoch nicht - denn etwas überraschend waren die Schmuddelthemen, mit denen die HSH derzeit fast täglich konfrontiert wird, am Euro Business College (EBC) überhaupt kein Thema. Auf der Podiumsdiskussion der privaten Hochschule ging es stattdessen nur um ein Thema, über das der Aufsichtsratsvorsitzende der HSH Nordbank auch viel lieber spricht: "Perspektiven der Landesbanken in Deutschland".
Nicht überraschend vertrat Kopper die Ansicht, dass die HSH Nordbank auf einem guten Weg ist. "Sechs Quartale" sei sie dem Sanierungsplan schon voraus. Die Zehn-Milliarden-Garantie der HSH-Haupteigner Hamburg und Schleswig-Holstein könne vielleicht schon ab 2011 schrittweise zurückgegeben werden, nicht erst Ende 2013. "Das wären eineinhalb Jahre früher", betonte Kopper und rechnete den Studenten und Regierungsvertretern auf den Zuhörerstühlen vor, dass die Länder nie mehr Dividende von der HSH bekommen hätten als derzeit: 600 Millionen Euro pro Jahr. Dass das nur eine Gebühr für die Bereitstellung der Garantie ist, dass die Länder im Gegenzug selbst 250 Millionen Euro Zinsen pro Jahr für die drei Milliarden Euro zahlen, die sie auf Pump in die Rettung der HSH investiert haben, blieb unerwähnt. Aber vielleicht dachte Kopper daran, als er sagte: "Es geht um die Steuerzahler. Denen gehört die Bank, und ihnen fühle ich mich verpflichtet."
Worte, die Joachim Bischoff gern vernahm. Der Finanzexperte der Linkspartei war an diesem Tag der Gegenspieler Koppers. Dem Ansatz des früheren Deutsche-Bank-Chefs, allein der Politik die Schuld für die Krise der Landesbanken in die Schuhe zu schieben, widersprach Bischoff teilweise. Unrealistische Renditevorgaben der Politik entbänden Aufsichtsräte ja nicht von der Pflicht, zu kontrollieren, was in den Banken passiert. Einig waren sich der linke Ökonom und der konservative Spitzenbanker hingegen, dass die WestLB abgewickelt gehört.
Dass Bischoff die HSH mangels Perspektive gleich mitrasieren würde, musste Kopper natürlich zurückweisen: "Sie glauben doch nicht, dass ich bei einer Bank wäre, wenn die keine Zukunft hätte." Im Gegensatz zur WestLB verfüge die HSH über ein tragfähiges Geschäftsmodell. Ihr Schwerpunkt Schiffsfinanzierungen biete noch "enormes Expansionspotenzial", der Weltmarktanteil liege erst bei fünf Prozent. Zusammen mit Geschäftsbereichen wie Flugzeugfinanzierungen und erneuerbare Energien könne die Bilanzsumme wieder auf 150 bis 200 Milliarden Euro wachsen, so Kopper. Derzeit baut die HSH gerade die Hälfte der einstigen 200-Milliarden-Bilanz ab.
Während Berthold Bose, Ver.di-Vertreter im HSH-Aufsichtsrat, davor warnte, die Beschäftigten bei der Diskussion über die Banken zu vergessen, sah Sachsens früherer Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) die Sparkassen als Schlüssel zum Erfolg. Wenn sie ihre klassischen Märkte weiter gegen die Landesbanken abschirmen, gäbe es für diese "kein Geschäftsmodell", so Milbradt. EBC-Professor Norbert Dieckmann, Organisator der Diskussion, ging davon aus, dass man wohl "einzelne Institute abwickeln muss".
Der umstrittene HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher war erst nach der Diskussion ein Thema. "Ich bin dem Aktienrecht verpflichtet", sagte Kopper auf Nachfragen von Journalisten. Nur wenn er erfahren sollte, dass Nonnenmacher aktienrechtlich etwas vorzuwerfen sei, werde er handeln. Die Regierungen in Hamburg und Kiel hatten ihr Vertrauen in Nonnenmacher als "erheblich strapaziert" bezeichnet, weil die HSH bislang den Vorwurf nicht ausräumen konnte, sie habe Politiker bespitzeln lassen. Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) hatte die Bank erneut aufgefordert, die Sache schnell aufzuklären. Am Dienstag werde sich der Senat damit befassen.