Carsten Frigge nennt HSH-Chef Nonnenmacher eine “Belastung“. Morgen endet das GAL-Ultimatum. Für Nonnenmacher wird die Luft immer dünner.
Hamburg. Für den umstrittenen Vorstandsvorsitzenden der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher , wird die Luft immer dünner. Mit Hamburgs Finanzsenator Carsten Frigge (CDU) nennt jetzt erstmals ein Regierungsmitglied den Bankchef eine "Belastung" und stellt dessen Zukunft infrage.
Der Senator lobt im Gespräch mit dem Abendblatt zwar die Erfolge bei der Sanierung der HSH, die sich nach Milliardenverlusten langsam wieder schwarzen Zahlen nähert: "Die Restrukturierung der Bank kommt besser voran als erwartet", sagte Frigge. Er betonte aber auch: "Ob die Belastung, die Herr Nonnenmacher aus anderen Gründen für die Bank darstellt, schwerer wiegt als die Problematik, einen Nachfolger für ihn zu finden, muss sorgfältig abgewogen werden. Das tun wir."
Diese "anderen Gründe" sind vielfältig: Einem Vorstand soll ein fingierter Geheimnisverrat untergeschoben worden sein, um ihn feuern zu können, einem New Yorker Manager gar Kontakte zur Kinderpornoszene. Staatsanwälte in Kiel und New York ermitteln deswegen gegen Nonnenmacher und andere HSH-Verantwortliche. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den HSH-Chef wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung und Untreue. Der Tropfen, der das Fass aus Sicht vieler Politiker zum Überlaufen bringt, ist der Verdacht, die Sicherheitsfirma Prevent, die der HSH für 2008 und 2009 mehr als sieben Millionen Euro in Rechnung gestellt hatte, könnte auch Politiker bespitzelt haben.
Diesen Vorwurf wies Nonnenmacher am Freitag zwar zurück - nachdem Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) ihm eine Zwei-Tage-Frist für diese Erklärung eingeräumt hatte. Gleichzeitig aber gestand Nonnenmacher ein, dass Prevent eine öffentliche Diskussion zum Thema HSH "besucht" habe. Der damalige Veranstalter, der FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhardt Müller-Sönksen, nannte es "nicht hinnehmbar", dass ein Sicherheitsunternehmen mit so einem Auftrag eine solche Veranstaltung besuche. Hamburgs GAL-Fraktionschef Jens Kerstan forderte Nonnenmacher auf, den Sachverhalt bis Dienstag zu dementieren, "sonst muss er gehen". Auch Frigge hatte HSH-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper in einem Brief um "kurzfristige" Aufklärung ersucht.
Dass die Anteilseigner - Hamburg und Schleswig-Holstein halten 85,5 Prozent an der HSH - angesichts der Fülle der Vorwürfe schon Nonnenmachers Abgang vorbereiten, wies Frigge zurück, sagte aber: "Natürlich bereiten wir uns auf den Fall vor, dass es Beweise für die Vorwürfe gegen Herrn Nonnenmacher gibt."
Nach Abendblatt-Informationen suchen die Länder noch nicht aktiv nach einem Nachfolger, sondieren aber den Markt. Das Problem: Das Jahresgehalt ist gesetzlich auf für die Branche unübliche 500 000 Euro begrenzt, der Job ist wegen der EU-Auflage an die Länder, ihre HSH-Anteile bis 2014 zu verkaufen, befristet - er bietet dafür aber die Garantie, fast täglich neuen Ärger zu bekommen. Der Finanzsenator nannte Vorwürfe "Unfug", er gehe zu weich mit der HSH um. Einen "Spiegel"-Bericht, wonach diese Milde möglicherweise darauf zurückzuführen sei, dass Frigge an der Firma C4 Communications des früheren HSH-Beraters Dirk Große-Leege beteiligt war, wiesen sowohl Frigge als auch Große-Leege selbst empört zurück. Die HSH-Beratung habe nicht C4, sondern Große-Leeges eigene Firma GLS betreut. "Es gab nie eine Geschäftsverbindung zwischen C4 und der HSH - und zwar bewusst, um solchen Vorwürfen vorzubeugen", sagte Große-Leege dem Abendblatt.