Razzia bei Sicherheitsfirma Prevent. Wurde Manager eine Kinderporno-Falle gestellt? Mehr als 50 Ermittler durchsuchten Büros des Unternehmens.
Hamburg. Die Arbeit der Sicherheitsfirma Prevent für die HSH Nordbank ist jetzt ein Fall für die Hamburger Staatsanwaltschaft. Mehr als 50 Ermittler durchsuchten gestern Büros des Unternehmens in München und Norderstedt, Büros der Tochterfirma Validd in Hamburg und Mainz sowie zwei Privatwohnungen - nach Abendblatt-Informationen von Prevent-Gründer Thorsten Mehles und Vorstand Peter Wiedemann. "Die Beschuldigten stehen im Verdacht, dem ehemaligen Leiter der HSH-Nordbank-Niederlassung New York im Rahmen seiner Entlassung kinderpornografische Schriften untergeschoben zu haben", sagt Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. Anhaltspunkte, dass dies im Auftrag der HSH geschehen sei, gebe es allerdings bislang nicht. Gleichwohl bringt die Razzia HSH-Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher weiter in Bedrängnis. Die Bank äußerte sich gestern nicht zu den Vorgängen.
Der US-Manager Roland K. war am 17. September 2009 fristlos entlassen worden. Ein Grund wurde dafür nicht genannt. Bei einer anschließenden Durchsuchung seines New Yorker Büros wurde ausgerechnet hinter dem Bild seiner Tochter ein Aufkleber mit einer E-Mail-Adresse gefunden, die zur Kinderpornoszene führte. Prevent wird nun verdächtigt, veranlasst zu haben, dass der Aufkleber und das belastende Material auf K.s Computer platziert wurden, und aktiv darauf hingewirkt zu haben, dass die "Beweise" dort auch entdeckt wurden. Da K. daraufhin angezeigt wurde, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Sicherheitsfirma auch wegen "des Verdachts der falschen Verdächtigung". Parallel läuft in der Sache in New York bereits ein Ermittlungsverfahren gegen Nonnenmacher und andere HSH-Mitarbeiter.
Prevent wies die "Unterstellungen" zurück: "Spekulationen, Prevent habe irgendwelche Aktionen durchgeführt, die ungesetzlich sein könnten, oder habe anderen Straftaten untergeschoben, entbehren jeder Grundlage." Exakt die gleiche Stellungnahme hatte die Firma bereits vor einigen Wochen abgegeben, nachdem die Staatsanwaltschaft Kiel ihre Büros durchsucht hatte. Damals ging es um die Entlassung von HSH-Vorstandsmitglied Frank Roth. Auch in seinem Fall besteht der Verdacht, dass ihm fingierte Beweise untergeschoben wurden, um ihn entlassen zu können. Ein früherer Prevent-Mitarbeiter hatte zunächst behauptet, Roths Büro verwanzt und in seinem Namen eine vertrauliche Mail verschickt zu haben, diese Aussage aber später widerrufen.
Wegen der Arbeit von Prevent für die Nordbank steht Vorstandschef Nonnenmacher schwer unter Druck. Vor allem den Verdacht, Prevent habe auch Politiker bespitzelt, konnte die HSH nach Einschätzung der HSH-Hauptanteilseigner Hamburg und Schleswig-Holstein nicht ausreichend aufklären. Die Regierungschefs Peter Harry Carstensen (Kiel) und Christoph Ahlhaus (Hamburg, beide CDU) hatten das Vertrauen in Nonnenmacher als "erheblich strapaziert" bezeichnet. Ahlhaus wies gestern Abend in der NDR-Sendung "DAS" zurück, dass es nur noch um die Abfindung für Nonnenmacher gehe: "So weit sind wir noch nicht." Aufklärung gehe vor, sie dürfe aber nicht verschleppt werden. Am Dienstag wolle der Senat erste Entscheidungen treffen.