Er ist erfolgsverwöhnt, wirkt manchmal impulsiv und kämpft Auseinandersetzungen bis zum Ende durch - selbst wenn er dabei Schaden nehmen könnte. Kritiker halten ihn manchmal für zu lautstark - und müssen doch einräumen, dass er in der Sache oft recht hat. Er ist authentisch, folgt seiner Überzeugung konsequent und lässt sich nicht verbiegen, nur um zu gefallen.
Werner Marnette (63), ein promovierter Hüttentechniker, hat 13 Jahre lang die Geschicke der Hamburger Kupferhütte Aurubis gelenkt, die bis vor Kurzem noch Norddeutsche Affinerie hieß. Im November 2007 trat er von seinem Posten nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Aufsichtsrat zurück. In einem Eklat endete auch sein nächster Posten als Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein, den er im Juli 2008 übernahm. CDU-Mann Marnette schmiss schon im März 2009 wieder hin und warf der schwarz-roten Regierung miserables Krisenmanagement bei der Bewältigung der Krise der HSH Nordbank vor. Die Geschichte hat ihm recht gegeben. Heute ist die Lage bei der HSH verfahrener denn je.
Werner Marnette kann auch gut austeilen, wenn er einen Nutzen für seine Sache darin sieht. Zum Beispiel sein Kampf gegen die vier großen Stromkonzerne E.on, RWE, Vattenfall und EnBW, denen er unermüdlich wegen zu hoher Preise vorwirft, ihre Marktmacht zu missbrauchen und Deutschland in "vier Besatzungszonen" aufgeteilt zu haben. Dass er auf Druck dieser Konzerne seinen Posten als Chef des Energieausschusses beim Bundesverband der Deutschen Industrie räumen musste, hat er in Kauf genommen.
Genauso hat der Vater zweier Kinder, der seit 1972 mit seiner Frau Angela verheiratet ist, 2005 den Vorsitz des Industrieverbands Hamburg abgeben müssen, nachdem er dessen Hauptgeschäftsführer Jürgen Thies wegen Meinungsverschiedenheiten entlassen hatte. Verbandsmitglieder hatten Marnette deswegen kritisiert.