Heimfeld. Hamburgs Bürgermeister sucht in der Heimfelder Paulus-Kirche das Gespräch mit Harburger Bürgern. Welche Themen dem Publikum wichtig sind.
„Peter Tschentscher live“: Unter diesem Motto tourt Hamburgs Bürgermeister derzeit durch die Hamburger Bezirke. Am Montagabend besuchte er Harburg, hielt Kurzvorträge zu vom Publikum ausgewählten Themen und diskutierte mit den rund 150 Harburgerinnen und Harburgern, die in die Heimfelder St.-Paulus-Kirche gekommen waren.
Zur Begrüßung fragte der Senatschef in die Runde, wer gern in Harburg wohne. Sehr viele Hände gingen nach oben – das sei auch in anderen Hamburger Stadtteilen so, sagte Tschentscher. Kurz vor seinem Auftritt konnte das Publikum per Smartphone angeben, welche Themen ihm am wichtigsten sind. Platz eins belegte „Wirtschaft und Arbeit“, gefolgt von „Verkehr und Mobilität“ sowie „Bauen und Wohnen“.
Was Bürgermeister Peter Tschentscher in Harburg zum Hamburger Hafen sagt
Auch das sei eine typische Rangfolge, da unterscheiden sich die Harburger nicht von anderen Hamburgern, so Tschentscher. Er nutzte die Vorlage, um die Wirtschaftskraft von Hamburg zu loben. Sie sei – pro Kopf gerechnet – die höchste unter allen Bundesländern, „mit weitem Abstand“. Es werde über den Wirtschaftsstandort Hamburg viel zu negativ geredet.
Der Hafen könne vom Volumen her zwar mit asiatischen Häfen nicht mithalten, punkte aber mit seinem Hinterlandverkehr. „Jeder zweite Container, der per Schiff ankommt, wird per Bahn weitertransportiert. Das ist weltweit einmalig.“ Damit vereine der Hafen die zwei klimafreundlichsten Verkehrsträger Schiff und Bahn. Die Stadt setze weiterhin auf den Hafen, stelle jährlich rund 300 Millionen Euro für Betrieb und Sanierung zur Verfügung.
Vier Monate vor der Bürgerschaftswahl am 2. März 2025 betonte der Bürgermeister die Stärken der SPD, etwa als es um das Thema Arbeit ging. Die Stadt habe ihren Angestellten schon zwölf Euro Mindestlohn gezahlt, als dieser noch bei acht, neun Euro lag. Ein wichtiges Ziel sei, dass jeder, der arbeiten kann, mit seiner Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.
Im Dialog mit Peter Tschentscher: Harburger fordern zweite Anbindung an die Hamburger City
Den ersten Applaus gab es ausgerechnet beim umstrittenen Thema Verkehr. Die Tatsache, dass Hamburger Schülerinnen und Schüler seit September kostenlos Busse und Bahnen nutzen können, erntete Beifall. Erwartungsgemäß gab es aber auch Kritik, etwa an der oft unzuverlässigen S-Bahn-Verbindung. Häufig sei der Verkehr unterbrochen, so eine Wortmeldung. Folge: ein S-Bahn-Stau. Eine erhöhte Frequenz an Zügen führe dann nur dazu, dazu noch mehr Züge feststecken.
Mehrere Diskutanten betonten, dass Harburg eine zweite Anbindung an die Hamburger City fehle. Es tauchte die Frage auf, wann die U4, die aktuell nördlich der Elbe in der HafenCity endet, nach Süden weitergebaut wird. Der Sprung über die Elbe zum Grasbrook werde bereits geplant, so der Bürgermeister. Und ergänzt: „Es wäre sinnvoll, die U4 nach Wilhelmsburg und Harburg zu führen. Aber zunächst müssen wir die U5 bauen.“
Die U5 verbindet die Volkspark-Arenen und den Stadtteil Lurup mit der Innenstadt und führt östlich der Alster wieder nordwärts bis nach Steilshoop und Bramfeld. Tschentscher: „Diese Stadtteile haben bislang keinen Bahnanschluss, deshalb ist die neue Linie so wichtig. Es ist ein Jahrhundertprojekt, die U-Bahnen auszubauen. Aber wenn man fertig ist und alle Baustellen beseitigt sind, werden die zusätzlichen Bahnverbindungen eine große Entlastung sein, gerade für die Innenstadt.“
Peter Tschentscher: S-Bahn-Verbindung nach Harburg um U-Bahn-Linie ergänzen
Die Anbindung von Stadtteilen, zu denen noch keine Bahn fährt, werde in den nächsten Jahren, vielleicht Jahrzehnten, Priorität haben, sagt der Senatschef. „Später wäre es sinnvoll, die alleinigen S-Bahn-Verbindungen nach Bergedorf und nach Harburg durch U-Bahn-Linien zu ergänzen. Doch das geht erst, wenn wir für solche Projekte Kapazitäten haben.“
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Nach gut einer Stunde mahnte die Harburger Bürgerschaftsabgeordnete Claudia Loss ihren Parteifreund, doch allmählich mit seinem Vortrag zum Ende zu kommen. „Darf ich noch ein paar Sätze zum Bauen und Wohnen sagen?“, fragte Tschentscher zurück und bat um die erste Grafik zu dem Thema: Seit 2011, der Bürgerschaftswahl, bei der die SPD wieder ans Ruder kam, seien 132.000 Wohnungen zum Bau genehmigt worden, davon 34.000 Sozialwohnungen.
Tschentscher lobt Harburger Wohngebäude: Pionier des klimaschonenden Heizens
Im Anschluss beantwortete Tschentscher Fragen aus dem Publikum. Es ging darum, wie wir alle die Demokratie vor Feinden schützen können, wie die öffentliche Sicherheit erhöht werden kann, wie Hamburg die Wärmewende schaffen kann, also Gebäude klimaneutral beheizt werden können.
Hier brachte der Barmbeker Peter Tschentscher noch einmal einen der an diesem Abend seltenen Harburg-Aspekte unter: „Ich habe mit der Firma Viebrock Geschosswohnungen in Harburg besucht, in denen schon vor 20 Jahren Wärmepumpen eingebaut worden sind und habe auch mit den Bewohnern gesprochen. Sie sind damit sehr zufrieden. Die Gasthermen in der Nachbarschaft mussten längst ausgewechselt werden.“