Harsefeld. Familienunternehmen mit Sitz in Harsefeld erfüllt seit Jahrzehnten den Traum vom Eigenheim. Worauf schon die Gründer Wert legten.

  • „Neun Zimmer – nein, doch lieber zehn! Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn“: So stellte sich der deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky im Jahr 1927 sein Traumhaus vor.
  • Weitere 27 Jahre vergingen, und man schrieb das Jahr 1954: Das Jahr, in dem sich in Harsefeld bei Hamburg ein kleines Bauunternehmen gründete.
  • Ziel seines Gründers: Die kleinen und großen Träume der Menschen von ihrem ersten Eigenheim wahr werden zu lassen.

1954: Der Zweite Weltkrieg ist keine zehn Jahre her, aus Trümmern werden langsam wieder Städte, Deutschland gewinnt beim „Wunder von Bern“ die Fußball-Weltmeisterschaft – und in einem Dorf im Landkreis Stade gründet Gustav Viebrock einen kleinen Betrieb für Maurerarbeiten.

Das ist in diesem Monat 70 Jahre her. Inzwischen gehört die Viebrockhaus AG zu den bekanntesten Unternehmen in Niedersachsen. Der Massivhausbauer aus Harsefeld gilt bundesweit als ein Innovationstreiber in der Branche und beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter.

Bauunternehmen bei Hamburg abgzugeben: So begann die Reise der Viebrockhaus AG

Die 91-jährige Elfriede Viebrock, Witwe des 2019 verstorbenen Gründers, ist so etwas wie die Patronin des mittelständischen Familienunternehmens. Sie war es, die vor über 70 Jahren den Anstoß für die Gründung des Unternehmens gab. Damals las sie in der Zeitung, dass ein kleines Bauunternehmen in Harsefeld abzugeben wäre – und gab diese Info an ihren tüchtigen Mann weiter. Der überlegte kurz – und griff zu.

Viebrockhaus Jubiläum
Ziel vieler Menschen, die vom eigenen Haus träumen: der Musterhauspark der Viebrockhaus AG in Bad Fallingbostel. © Viebrockhaus AG | Viebrockhaus AG

Somit ist die Witwe des Gründers der Viebrockhaus AG die eigentliche Entdeckerin des Unternehmens. Sie ist es auch, die ihrem Mann, ihrem Sohn und schließlich ihren Enkeln als jeweilige Geschäftsführer den Rücken stärkte und bis heute für die Werte innerhalb der Familie und im Unternehmen steht. Dies hat sich seit der Gründung im Jahr 1954 vom kleinen, regionalen Bauunternehmen zu einem der deutschen Marktführer im Bereich des energieeffizienten und nachhaltigen Bauens entwickelt. Und nicht nur Oma Elfriede ist stolz darauf.

Kleiner Anfang mit vier Mitarbeitern – und 600 Steinen

Die 91-Jährige erinnert sich noch genau an die bescheidenen Anfänge: Gustav Viebrock, ein Geselle, zwei Lehrlinge, ein Handlanger und 600 alte, abgeputzte Steine zum Mauern: Das war der Grundstock des kleinen Dorfbetriebs. Hinzu kam Gottvertrauen. Denn Gustav Viebrock war dem christlichen Glauben verpflichtet und hatte das Unternehmen aus einem sozialen Gedanken heraus gegründet, erinnert sich seine Witwe: „Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte mein Mann jungen Familien und Geflüchteten den Weg in ein Eigenheim ermöglichen.“

„Unserem Opa war soziales Engagement eine Herzensangelegenheit. Seine Werte tragen wir auch heute weiter.“

Dirk Viebrock

Die ersten Verträge besiegelte Gustav Viebrock nur mit einem Handschlag. „Es kam nicht selten vor, dass die Bauherren nach Fertigstellung des Hauses noch etwas Geld zurückbekamen“, sagt Elfriede Viebrock. Den großen Durchbruch brachte dann das zehn Jahre nach der Gründung entwickelte erste Typenhaus, das heute noch als Markenzeichen des Unternehmens gilt.

Von fünf Häusern pro Jahr auf mehr als 1000 heutzutage

Gustav Viebrock baute mit seinem Team anfangs fünf Häuser pro Jahr. Heute sind es mehr als 1000. Seit ihrer Gründung vor 70 Jahren hat die Viebrockhaus AG insgesamt mehr als 35.000 Wohneinheiten erstellt. Damit hat das Unternehmen nicht nur vielen Menschen den Traum vom eigenen Haus erfüllt, sondern ist auch zu einem der führenden Massivhausanbieter in Deutschland avanciert.

Viebrockhaus Jubiläum
Drei Generationen Viebrock: Lars, Andreas, Elfriede und Dirk Viebrock (von links). © Sabine Lepél | Sabine Lepél

„Unser Opa hat von Anfang an auf Qualität, Zuverlässigkeit und Kundennähe gesetzt – Werte, die bis heute das Fundament unser Unternehmensphilosophie bilden“, sagt Dirk Viebrock. Er führt das Familienunternehmen seit 2014 in dritter Generation gemeinsam mit seinen Brüdern Lars und Jan.

„Unserem Opa war soziales Engagement eine Herzensangelegenheit. Seine Werte tragen wir auch heute weiter – nicht nur gegenüber unseren Kunden und Mitarbeitern, sondern auch gegenüber der Gesellschaft“, ergänzt Lars Viebrock.

Die dritte Generation hat übernommen – und setzt auf Nachhaltigkeit

Die Brüder haben das Unternehmen vor zehn Jahren von ihrem Vater Andreas Viebrock übernommen. Der Sohn von Gustav und Elfriede Viebrock war 1984 in die die Geschäftsleitung eingestiegen und führte die Viebrockhaus AG unter seinem Namen in eine neue Ära.

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Woran der Klimaschutz bei Gebäuden oft scheitert

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Andreas Viebrock ist bis heute ein Visionär und Pionier: Unter seiner Leitung wurden bereits in den 1990er Jahren energiesparende Wärmepumpensysteme erprobt, um ausschließlich auf erneuerbare Energien zu setzen. Seit 2007 erhalten Kunden ihr Viebrockhaus nur noch mit einem Wärmepumpensystem, um auf den Einsatz von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas vollständig zu verzichteten - damals ein mutiger Schritt.

Unternehmen aus Harsefeld bei Weltklimakonferenz dabei

Vieles, was Viebrockhaus bereits umsetzt, gilt in großen Teilen der Branche noch heute als Zukunftsmusik. Andreas Viebrock nahm 2021 auf Einladung der Vereinten Nationen an der Weltklimakonferenz in Glasgow teil, um dort das „SmartCity“-Projekt des Harsefelder Unternehmens zu präsentieren. Nicht einmal drei Jahre später ist die Siedlung mit CO2-neutral gebauten Häusern fertig und komplett bezogen. „Erfahrungen, die wir mit solchen Projekten sammeln, sind für alle wertvoll, die sich nachhaltiges Bauen wünschen“, sagt Andreas Viebrock.

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Bundesbauministerin Klara Geywitz war mehrfach zu Gast bei der Viebrockhaus AG, um sich über Innovationen zu informieren. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Auch unter der Leistung seiner drei Söhne setzt das Unternehmen weiter auf Nachhaltigkeit und Innovation. Der unter ihrer Regie realisierte Bau der „SmartCity“ fand bundesweit viel Beachtung – bis an höchster Stelle im Bundesbauministerium. Die Gebäude der Siedlung sind mit recycelten Baustoffen erstellt, intelligent miteinander vernetzt und verfügen dank eines ausgeklügelten „Schwamm“-Konzepts über einen innovativen Hochwasserschutz.

Musterhausparks zeigen Kundinnen und Kunden, was möglich ist

„Die SmartCity hat alles, was nachhaltiges und klimaneutrales Bauen heute leisten kann“, sagt Dirk Viebrock. Vieles, was dort erprobt wurde, fand bereits Eingang in den Viebrockhaus-Katalog und ist in den Musterhausparks in Bad Fallingbostel, Hirschberg und Kaarst für die Kunden „live“ zu erleben.

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Das 70-jährige Jubiläum ist für die Familie Viebrock und ihre Mitarbeiter nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch eine Gelegenheit, auf die Zukunft zu blicken. „Unsere Verantwortung für die Umwelt und zukünftige Generationen steht im Zentrum unseres Handelns“, sagt Lars Viebrock. „Deshalb setzen wir weiterhin auf innovative Baukonzepte, die den ökologischen Fußabdruck minimieren und gleichzeitig höchsten Wohnkomfort bieten.“

Günstig, nachhaltig und chic: So sieht es aus, wenn sich Familie Viebrock mit dem Sozialen Wohnungsbau beschäftigt.
Günstig, nachhaltig und chic: So sieht es aus, wenn sich Familie Viebrock mit dem Sozialen Wohnungsbau beschäftigt. © IsoluxX Fotografie

Viebrockhaus will neue Maßstäbe in Sachen sozialer Wohnungsbau setzen

Ein Beispiel dafür ist das im Juni nach nur 70 Tagen Bauzeit fertiggestellte erste „Power Townhouse“ in Hollenstedt. Mit diesem in serieller und modularer Bauweise entstandenen Mehrfamilienhaus will die Viebrockhaus AG deutschlandweit einen Beitrag zur Bekämpfung der Wohnungsnot leisten und gleichzeitig neue Maßstäbe in Sachen nachhaltigem, sozialem Wohnungsbau setzen.

In der Hoffnung, dass Innovationsgeist und Mut zum wirtschaftlichen Erfolg führt und gleichzeitig der Gesellschaft dient. Genau so, wie es Opa Gustav wohl auch gemacht hätte.