Harburg. Aktuell wird am nördlichen Rand des Binnenhafens der Elbdeich erhöht und stark verbreitert. Faszinierende Einblicke in die Baustelle.

Spaziergänger im nördlichen Harburger Binnenhafen können seit wenigen Wochen nicht mehr auf der grünen Deichkrone laufen und den Blick auf die Süderelbe genießen: Die Anfang April begonnenen Arbeiten zur Erhöhung des Harburger Hauptdeichs sind jetzt so weit fortgeschritten, dass der knapp 400 Meter lange Deichabschnitt westlich der Hafenschleuse von einer neuen, massiven Erdschicht bedeckt ist. Voraussichtlich Ende September, rechtzeitig vor der Sturmflutsaison, sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Folgen des Klimawandels: Deiche müssen auch in Harburg erhöht werden

Angesichts des erhöhten Sturmflutrisikos durch den Klimawandel müssen auch die Harburger Deiche weiter wachsen. Zunächst wird der westliche Hauptdeich um einen Meter erhöht. Dort, wo er parallel zur Süderelbe verläuft, lautet die neue Sollhöhe 8,90 Meter. Im Bereich der Einfahrt zur Harburger Hafenschleuse ist der Deich nach Osten ausgerichtet. Bei einer für Sturmfluten übliche nordwestlichen Windrichtung ist hier der Wasserdruck etwas geringer. Deshalb kann der Abschnitt – wie schon heute – etwas niedriger ausfallen.

Deicherhöhung Harburg Hauptdeich
Die Ansicht im Profil zeigt: Der neue Deich ist nicht nur höher, sondern auch deutlich massiger als der alte Gründeich. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Der höhere Deich wird deutlich breiter werden. Deshalb mussten am Flussufer einige Bäume weichen. Innendeichs, also auf der dem Binnenhafen zugewandten Seite des Elbdeichs, musste die Straße Harburger Hauptdeich mehrfach provisorisch verlegt werden und hat nun ihre endgültige Position erreicht.

Hamburg investiert jährlich 20 bis 30 Millionen Euro in Hochwasserschutz

Jenseits der Straße liegt das Wasserschutzpolizeikommissariat (WSPK) 3. Es ist nicht nur für die Süderelbe und die Hafenbereiche nördlich und südlich des Flusses zuständig, sondern für den gesamten Binnenhafen. Wenn am Veritaskai ein Taschendieb zuschlägt oder ein Fahrrad geklaut wird, rücken Beamte des WSPK 3 an. Das ist auch jetzt möglich, denn alle Anlieger am nördlichen und östlichen Hafenrand können während der gesamten Bauzeit die Straße passieren.

Deicherhöhung Harburg Hauptdeich
Eine Planierraupe verdichtet den aufgeschütteten Boden. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Der Harburger Deich wird etwas stärker erhöht als im Hamburger Durchschnitt. Nach dem aktuell laufenden „Bauprogramm für den Hochwasserschutz“ wird die 103 Kilometer lange Hauptdeichlinie (rund 78 Kilometer Erddeiche, 25 Kilometer Schutzwände) durchschnittlich um 80 Zentimeter höher.  Bauherr ist der LSBG, der Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer.

Im Rahmen des Programms können jährlich nur wenige Kilometer bearbeitet werden – gebaut wird stadtweit bis 2050. Um der wachsenden Gefahr durch den steigenden Meeresspiegel zu begegnen, investiert Hamburg jährlich 20 bis 30 Millionen Euro in den Hochwasserschutz.

Deiche schützen rund 325.000 Hamburgerinnen und Hamburger

Grundlage ist der sogenannte Bemessungswasserstand, der im Harburger Abschnitt der Süderelbe bei 8,10 Meter liegt. Er benennt den höchsten Wasserstand, der in der Zukunft im Falle einer extremen Sturmflut zu erwarten ist.  Hinzu kommen Sicherheitsmargen, die je nach Lage der Deichlinie variieren.

Rund 325.000 Menschen auf Finkenwerder und Wilhelmsburg, im Bezirk Harburg, den Vier- und Marschlanden sowie entlang des Alsterlaufs und seiner Kanäle werden durch Erddeiche, Flutschutztore und -wände vor Hochwasser durch Sturmfluten geschützt.

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Für die Hallen einer Traditionswerft ist bald kein Platz mehr

Auch der östliche Harburger Hauptdeich zwischen der Hafenschleuse und der Alten Harburger Elbbrücke wird in den kommenden Jahren erhöht werden (von 7,90 auf 8,70 Meter). Dort besteht ein Konflikt mit der Bootswerft Peter Knief, für deren Hallen wegen des breiteren Deichfußes kein Platz mehr ist.

Die Harburger Bezirkspolitiker haben sich mehrfach dafür eingesetzt, dort eine andere technische Variante der Deicherhöhung zu wählen, die den Fortbestand der seit 1927 bestehenden kleinen Werft ermöglicht. Die Stadt ist darauf nicht eingegangen. Vom LSBG heißt es dazu: „Die derzeitige Planung beinhaltet eine Teilverlagerung des Werftbetriebes.“