Harburg. Warum die Wasserschützer in Harburg oft nach Fußballspielen aushelfen – und auch bei Blockaden der Letzten Generation ausrücken.
Ihr Dienstgebäude bietet eine Aussicht, die auch als Standort für ein Luxushotel in Frage käme, doch Patricia Neumann und Jörn Hilgert vom Wasserschutzpolizeikommissariat 3, kurz WSPK 3, sind ständig unterwegs. Die beiden Wasserschutzpolizisten zeigen – vorwiegend auf der Landseite ihres Reviers – als „Beamte im besonderen Fußstreifendienst“ Präsenz, klären Sicherheits- und Verkehrsfragen, ermitteln und vermitteln.
Das WSPK 3 ist eines von drei Hamburger Kommissariaten der Wasserschutzpolizei – und das mit dem schönsten Standort, findet Neumann. Das markante türkisfarbene Gebäude thront hinter dem Deich der Süderelbe am Überwinterungshafen, dem nördlichsten Teil des Harburger Binnenhafens. Vom Wasser aus ist es an der Süderelbe von Weitem sichtbar, ebenfalls von der Alten Süderelbbrücke aus. An Land liegt es eher versteckt hinter Schiffsmasten oder Wohngebäuden der Schlossinsel.
Das Revier der Harburger Wasserschutzpolizisten reicht bis zur Schleuse Geesthacht
Das Reviergebiet des WSPK 3 umfasst die südlichen Teile des Hamburger Hafens mit der Süderelbe ab Köhlbrandbrücke, der Rethe, dem südlichen Reiherstieg sowie den Harburger Seehäfen. Plus Binnenhafen. Es umfasst zahlreiche Liegeplätze für See- und Binnentankschiffe – mit erhöhten Umweltrisiken bei der Be- und Entladung. Auf der Harburger Seite befinden sich das Containerterminal Altenwerder und die vier Seehäfen (darunter Tankschiffhafen), in denen unverpackte Güter aller Art umgeschlagen werden.
Viele Binnenschiffe passieren die Süderelbe, und in den Sommermonaten sind zusätzlich viele Sportboote unterwegs. In Kooperation mit Niedersachsen und Schleswig-Holstein reicht das Revier des WSPK 3 über die Hamburger Stadtgrenze hinaus bis zur Schleuse Geesthacht.
Auch ein Zellentrakt befindet sich im Harburger Dienstgebäude
Dennoch bewegen sich Neumann und Hilgert ganz überwiegend an Land. Jörn Hilgert ist für das Gebiet der Seehäfen und des Binnenhafens zuständig und vielen Harburgern mit maritimem Bezug sehr vertraut, wenn er auf seinem Dienstrad unterwegs zu seinen Gesprächspartnern ist.
Patricia Neumann betreut vor allem Hafenbetriebe nördlich der Süderelbe. Ihre Zuständigkeit reicht bis Neuhof und Waltershof. Heute jedoch führen die beiden Wasserschutzpolizisten durch ihr Dienstgebäude.
Im Erdgeschoss befinden sich mehrere Zellen, eine davon für neun Personen
Das WSPK 3 nimmt im Binnenhafen sämtliche polizeilichen Aufgaben wahr. Am Empfangstresen können Anzeigen aufgegeben oder angeforderte Papiere abgegeben werden. Hinter dem Empfangsmitarbeiter sitzen rund um die Uhr zwei wachhabende Polizisten, die Funk und Telefone betreuen. Hier laufen Notrufe auf, werden Streifen eingeteilt.
Ebenfalls im Erdgeschoss befinden sich mehrere Zellen, davon eine Sammelzelle für neun Personen. „Wir melden Hamburg freie Zellen. Sie werden meist regional belegt, aber zum Beispiel nach Fußballspielen müssen wir aushelfen, wenn erhöhter Bedarf herrscht“, sagt Neumann.
Vor dem Auslösen der Spülung schauen die Beamten ins Klo
Generell sei häufig Alkohol im Spiel – im Zellentrakt gibt es eine gepolsterte Liege für medizinische Untersuchungen durch den Amtsarzt. Und eine Toilette, die nur von außen durch einen Beamten ausgelöst werden kann, nachdem der Gefangene das stille Örtchen verlassen hat.
Vor der Spülung wird ins Klo geschaut. Schließlich missbraucht mancher Krimineller seinen Körper als Versteck von Drogen oder anderen Beweismitteln.
Ein Schiff, ein Streifenwagen und Dienstfahrräder für die Wasserschutzpolizei in Harburg
Fast 150 Wasserschutzpolizisten arbeiten aktuell in dem fünfstöckigen Gebäude. Nicht alle zusammen, sondern eingeteilt in vier Dienstgruppen, rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche. Ihnen stehen ein Schiff am Anleger am Ufer der Süderelbe sowie ein Streifenwagen fest zur Verfügung. Und Dienstfahrräder.
Im ersten Stock arbeiten unter anderem die „Hasibe“, die Hafensicherheitsbeamten. Hilgert nennt sie „Container-Checker“, sie sind für die Ladung zuständig: „Sie kontrollieren auf den Schiffen, ob die Gefahrgutregeln eingehalten werden“, sagt er. Und davon gibt es viele. Sie füllen mehrere dicke Bände im Büroregal. Hilgert: „Container sind in Gefahrgutklassen eingeteilt. Bestimmte Klassen dürfen nicht nebeneinander und wassergefährdende Substanzen nicht in den äußeren Reihen gestaut sein.“
Eine kleine Einsatzzentrale bei Großeinsätzen im Hamburger Hafen
Eine Etage höher befindet sich ein großer Besprechungsraum und ein Arbeitsbereich mit vielen Bildschirmen. „Das ist unsere kleine Einsatzzentrale bei Großeinsätzen im Hafen“, sagt Hilgert. Etwa wenn in einem Hafenbecken oder bei Bauarbeiten an Land ein Bombenblindgänger gefunden wurde.
Bei größeren Bomben muss das Gebiet für die Bergung weiträumig abgesperrt und evakuiert werden. Beim Büropersonal von betroffenen Firmen komme die Maßnahme oft ganz gut an, sagt Hilgert augenzwinkernd.
Auch für die Letzte Generation musste die Wasserschutzpolizei ausrücken
Auch durch Klimakleber hatten die Wasserschutzpolizisten schon große Einsatzlagen, schließlich sind sie auch für Hafenbrücken zuständig. Auf einem großen Bildschirm ist bei solchen Großeinsätzen eine polizeiliche Stadtkarte vom Atlas Innere Sicherheit zu sehen, die ein paar mehr Informationen enthält als Google Maps. „Wir bekommen in solchen Situationen viele Anrufe“, sagt Hilgert. „Ich sitze dann nebenbei am Bürgertelefon, weil mich viele Leute kennen.“
Das nächste Stockwerk gehört dem Einsatzzug: Alle Berufseinsteiger der Wasserschutzpolizei verrichten nach Abschluss der polizeilichen Ausbildung ihren Dienst zunächst bei dem beim WSPK 3 angesiedelten „Fortbildungs- und Einsatzzug“.
In der Waffenkammer lagern die Dienstwaffen der Polizistinnen und Polizisten
Beim „Training on the Job“ lernen sie im Schlepptau von erfahrenen Wasserschutzpolizisten etwa 16 Monate lang die Praxis kennen. „Derzeit haben wir hier eine relativ große Gruppe von rund 50 Einsteigern, dazu ein 12-köpfiges Stammpersonal“, sagt Hilgert.
Ganz oben im Polizeigebäude gibt es neben Umkleiden einen großen Fitnessraum und die Waffenkammer. Hier lagern in einzelnen Schließfächern die Dienstwaffen der Polizistinnen und Polizisten.
Bei Dienstantritt werden sie herausgenommen und nach der Schicht wieder weggeschlossen. Das eigentliche Etagen-Highlight ist aber die nach Westen orientierte Aussichtsterrasse. Hier haben die Wasserschützer einen herrlichen Blick auf den Binnenhafen und die Süderelbe. „Ich kann mir keine schönere Dienststelle vorstellen“, sagt Patricia Neumann.