Hamburg. Trotz Krise ist das Bezirksamt optimistisch: Mehrere Großprojekte starten im kommenden Jahr. Auch Oberbillwerder rückt näher.

Glaubt man den Zahlen des Bergedorfer Wohnungsbauprogramms für 2025, scheint die massive Krise im Baugewerbe beendet zu sein. Zumindest für den Bezirk: Stattliche 912 Genehmigungen erwarten die Stadtplaner des Rathauses für das kommende Jahr. Das wären gut dreimal so viele, wie in diesem Jahr – und der zweithöchste Wert, seit die Zahlen 2011 erstmals erfasst wurden. Allein das Jahr 2017 liegt mit 1026 Baugenehmigungen darüber. Anschließend sackten die Werte ab, zunächst für drei Jahre auf rund 800, dann vorübergehend auf gut 500, bevor sie sich seit 2023 im freien Fall befinden.

Bergedorf ist dabei indes keine Ausnahme. Auch im restlichen Hamburg und ganz Deutschland herrscht Flaute im Wohnungsbau. Explodierende Baukosten bei gleichzeitig hohen Kreditzinsen haben Investoren abgeschreckt. Einzig Sozialwohnungen werden noch gebaut, weil es für sie günstiges Geld vom Staat gibt. Ein Umstand, der Bergedorfs Prognose für 2025 sogar noch weiter befeuert: Weil das 650 Wohnungen große Neubaugebiet am Brookdeich mit der Errichtung von 240 Sozialwohnungen starten wird, rechnet das Bezirksamt mit diesen Bauanträgen nun schon für 2025, statt erst ab 2026.

Wohnungsbau Hamburg: Bergedorf will 2025 Neubau von über 900 Wohnungen genehmigen

Das Wohnungsbauprogramm passierte jetzt die Politik. Der Stadtentwicklungsausschuss debattierte das Papier in seiner jüngsten Sitzung zwar kontrovers, votierte dann aber für die Fortschreibung des 61 Seiten starken Werks. Es umfasst 37 sogenannte Potenzialflächen für Wohnungsbau im Bezirk, die abgesehen von den 6500 Wohnungen im neuen Stadtteil Oberbillwerder weitere gut 3500 benennen, die bis zum Ende des Jahrzehnts im Rest des Bezirks entstehen können.

Los geht es nach Vorstellung des Bezirksamts im kommenden Jahr mit Bauanträgen für sechs Großprojekte. Neben den 240 Wohnungen am Brookdeich sind das die ersten 200 des künftigen Weidensteg-Quartiers direkt am westlichen Ufer des Schleusengrabes, wo bis 2028 insgesamt 710 neue Wohnungen und ein Nahversorgungszentrum mit Supermarkt, Drogerie, Bäcker und ein Kindergarten mit 140 Plätzen gebaut werden sollen. Seit Monaten schon laufen hier die Erschließungsarbeiten auf Hochtouren.

Sechs große Wohnungsprojekte: Neben Bergedorf auch Neubauten in Lohbrügge und Neuallermöhe

Weiter geht es mit der Nachverdichtung auf den Grünflächen zwischen den 60er-Jahre-Blocks am Max-Eichholz-Ring in Lohbrügge-Nord. Bis zu 133 zusätzliche Genossenschaftswohnungen sind hier geplant. Ebenfalls auf der Agenda stehen 90 Wohnungen, die anstelle des heutigen Parkhauses am Hein-Möller-Weg hinter dem Marktkauf-Center vorgesehen sind. Das Bauantragsverfahren wurde von den Investoren aus 2024 auf 2025 verschoben.

Jeweils 75 Neubauwohnungen sieht das Programm für das kommende Jahr am Beensoaredder in Lohbrügge-Nord und an der Otto-Grot-Straße in Neuallermöhe vor. Während es sich bei Letzterem um einen Neubau auf einer bisher freien Fläche nahe dem Veranstaltungszentrum KulturA handelt, ist es am Beensroaredder etwas komplizierter: Hier will die Baugenossenschaft Hansa ihre Bestandsbauten aus den 60er-Jahren aufstocken. Dabei entstehen teils auf bisherigen Bungalows zusätzliche Etagen, die angesichts der angespannten Lage auf dem Bau nun ausschließlich als Sozialwohnungen geplant werden.

Mehr zum Thema

Drei kleinere Projekte mit jeweils rund 20 neuen Wohnungen komplettieren die Liste: Gebaut wird an der Kreuzung Schulenbrooksweg/Saarstraße auf dem ehemaligen Pastorat und am Dusiplatz nahe dem Weidenbaumsweg. Zudem steht der Abriss eines stark sanierungsbedürftigen Wohnhauses an der Chrysanderstraße bevor, das direkt an der Zufahrt zum Kanuverein an der Bille liegt.

Der Neubau wird laut Wohnungsbauprogramm Platz für 25 Wohnungen bieten. Diese sowie diverse auf den ganzen Bezirk verteilte Einzelprojekte mit zusammen rund 50 Wohnungen sollen 2025 genehmigt werden und zwei bis drei Jahre später dann bezugsfertig sein.

Als Großprojekt steht ab 2026 das Stuhlrohr-Quartier mit 1000 Wohnungen an

Der Blick in die Zukunft fällt bei Bezirksamt übrigens ebenfalls rosig aus: Für 2026 werden 796 Genehmigungen erwartet, für 2027 dann sogar 1417 und für 2028 dann 665. Als Großprojekt steht ab 2026 bereits das Stuhlrohr-Quartier mit insgesamt 1000 Wohnungen an. Hinzu kommt die Komplettierung des Wohnparks am Brookdeich (bis zu 650 Wohnungen) und des Weidensteg-Quartiers mit seinen insgesamt 710 Wohnungen.

Auch das neue Quartierszentrum am S-Bahnhof Nettelnburg in Bergedorf-West schlägt in 2027/28 mit 290 Wohnungen. Mit der Genehmigung der ersten 100 Wohnungen in Oberbillwerder rechnet das Bezirksamt nach der Evokation durch den Hamburger Senat ebenfalls schon im Jahr 2027.