Bergedorf-West. Nördlich der S-Bahnstation Nettelnburg bekommt das Quartier ein neues Zentrum mit Wohnungen, Geschäften und Ärztezentrum.
Während die Zukunft der Bergedorfer City rund ums Sachsentor noch in der Ideenfindung steckt, ist man in Bergedorf-West einen wichtigen Schritt weiter: Am Mittwoch hat der Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung grünes Licht gegeben für das neue Zentrum des 70er-Jahre-Hochhausquartiers nördlich des S-Bahnhofs Nettelnburg.
„Ein Meilenstein zur Entwicklung von Bergedorf-West“, schwärmte Bergedorfs Baudezernent Lars Rosinski mit Blick auf ein Mammutprojekt, das nicht weniger will, als dem Quartier eine neue Mitte und ein neues Entree zu schenken. Geplant sind zehn Neubauten mit fast 300 Wohnungen und Geschäften, ein modernes Parkhaus und sehr viel Grün. Die Vorbereitungen laufen seit über zweieinhalb Jahren.
Stadtplanung: Wochenmarkt-Platz rückt um 100 Meter nach Südosten
Voraussichtlich 2026 werden dafür die Abrissbagger anrücken, um Altbauten wie das heutige Einkaufszentrum, den P+R-Parkplatz und vielleicht auch schon Teile des 70er-Jahre-Charmes der ehemaligen Kirche St. Christophorus zu beseitigen, die heute Teil der Kirchengemeinde Bergedorfer Marschen ist. Einzig das Hochhaus gegenüber des S-Bahnhofs, im Volksmund „liebevoll“ Spundwand genannt, bleibt stehen, wird allerdings von seinem öffentlichen Durchgang zwischen Station und heutigem Einkaufszentrum befreit.
Dieser Fußweg führt künftig östlich am Gebäude vorbei, etwa auf dem heutigen Friedrich-Frank-Bogen zwischen russischem Mix-Markt und P+R-Parkplatz. Das Verlegen der Hauptwegeverbindung ist der Schlüssel zum neuen autofreien Quartierszentrum: Der Werner-Neben-Platz rückt mit seinem Wochenmarkt um rund 100 Meter nach Südosten, um als riesiges Dreieck die neue Mitte von Bergedorf-West zu bilden.
Läden, Gastronomie und Werkstätten machen Werner-Neben-Platz lebendig
Sie wird künftig gesäumt von mehreren Neubauten, in deren Erdgeschossen Ladenflächen für Geschäfte, Gastronomie, Werkstätten und einen Supermarkt vorgesehen sind. Zudem ist der neue Werner-Neben-Platz auch die Kreuzung der fußläufigen Hauptwegeachsen von Bergedorf-West, nämlich vom Bahnhof zum Fritz-Manke-Weg und weiter in die grünen Passagen des Quartiers sowie nach Osten, wo heute schon die Discounter ansässig sind.
Das heutige Einkaufszentrum im rückwärtigen Bereich der „Spundwand“ soll komplett verschwinden, kündigte Niels Rademacher vom Grundeigentümer RI Partners im Stadtentwicklungsausschuss an. Die ehemalige Rickmers Immobilien hatte das knapp 8000 Quadratmeter große Areal zum Jahreswechsel 2006/07 von der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille gekauft und sieht es von Zuschnitt und Substanz nicht mehr als zeitgemäß an.
50 Prozent der Neubauten als Sozialwohnungen geplant
An seiner Stelle wird ein zehn oder mehr Stockwerke hoher Gebäuderiegel entstehen, der aus mehreren Bauteilen besteht. Er umschließt einen grünen Innenhof, der den Mietern dieser Anlage vorbehalten ist. 50 Prozent der hier geplanten fast 200 Wohnungen sollen Sozialwohnungen werden, staatlich unterstützt sowohl auf dem ersten wie dem zweiten Förderweg.
Innovativ sind auch die Pläne für die Neubauten nördlich und südlich des Werner-Neben-Platzes auf öffentlichem Grund. Zur Bahnlinie hin wird hier ein modernes Parkhaus gebaut, das auch eine Radstation mit 230 Fahrradstellplätzen, Car-Sharing und Ladesäulen für Fahrräder wie Autos umfasst. Autofahrern bietet der sogenannte Mobility-Hub auf seinen sieben Parketagen 340 Stellplätze, darunter 98 für Nutzer des P+R-Angebots der Bahn, einen Bereich für Dauermieter aus dem Stadtteil und nach Überzeugung der Planer zudem ausreichend Platz für die Kunden der Geschäfte in der neuen Mitte von Bergedorf-West.
Neues Ärztezentrum und ein Komplex mit 100 Wohnungen für Senioren
Dazu werden auch die Patienten des neuen Ärztezentrums gehören, das im Nordosten der heutigen P+R-Fläche vorgesehen ist. Es bildet im Erdgeschoss einen Baukomplex mit dem sich westlich anschließenden Seniorenhaus, das auf rund zehn Etagen 100 Wohnungen umfassen soll. Hier, wie auch vis-à-vis im Mobility-Hub, wird das Erdgeschoss ausschließlich für Gastronomie und Geschäfte reserviert.
Offen ist bisher, wo das beliebte Bürgerhaus Westibül künftig angesiedelt wird. Noch im alten Einkaufszentrum untergebracht, braucht es dringend eine neue Bleibe. „Es wird nicht, wie erhofft, eine Lösung auf dem Areal der Kirche westlich vom heutigen Werner-Neben-Platz geben“, sagte Bergedorfs Stadtplanungschef Oliver Panz im Stadtentwicklungsausschuss. „Aber unser Sozialraummanagement ist in Gesprächen für eine zentrumsnahe Lösung.“
Wohin mit dem Bürgerhaus Westibül? Kirche hat keinen Platz dafür
Wann die präsentiert wird, ließ er offen – ebenso wie den Zeitpunkt, wann die Kirche ihre Zukunftsvisionen für St. Christophorus präsentieren will: „Beabsichtigt ist eine bauliche Neugestaltung des Grundstücks zur Realisierung einer Kita und des Wohnens, darunter auch verschiedene Sonderwohnformen.“ Das Projekt werde dem Stadtentwicklungsausschuss allerdings „in Kürze vorgestellt“, versprach Panz.
- Projekt Quartiersbotschafter feiert zehnjähriges Bestehen
- Bergedorf-West: Bille will das Parken kostenpflichtig machen
- SV Bergedorf-West: Bezirksamt lässt Sportler im Regen stehen
Zur neuen Mitte von Bergedorf-West gehört auch die Umgestaltung der Grün- und Verkehrsflächen im Übergang zur S-Bahn-Station Nettelnburg. Sicher ist bereits, dass die heutige Fußgängerbrücke über den Friedrich-Frank-Bogen abgerissen wird. Ob und wie die heutige Bushaltestelle zu verändern ist, wird laut Baudezernent Lars Rosinski noch diskutiert – ebenso wie die genaue Gestaltung des hier künftig verlaufenden Radschnellwegs von Hamburg nach Geesthacht.