Bergedorf. Nur noch 900 Einwohner mehr in 2023. Und die Krise im Wohnungsbau trübt die Perspektiven weiter ein. Doch es gibt auch Erfreuliches.

Die fetten Jahre des Bevölkerungswachstums in Bergedorf sind vorbei. Wie die jetzt veröffentlichte Statistik „Hamburger Stadtteilprofile“ für das Jahre 2023 belegt, ist der Zuzug in den Bezirk deutlich abgeflaut. Nur noch 912 Menschen sind dazugekommen und haben die Einwohnerzahl im Bezirk auf jetzt offiziell 133.813 angehoben. Im Jahr zuvor war es noch ein Plus von 2190 verzeichnet worden, was den Durchschnitt der 20er-Jahre unseres Jahrhunderts zumindest vorerst noch über die 1000er-Schwelle hebt.

Doch das wird absehbar nicht mehr zu halten sein. Selbst wenn die Stadtteilprofile die Entwicklung im schon fast abgelaufenen Jahr 2024 ausblenden, gibt ein Blick ins Wohnungsbauprogramm Aufschluss. Demnach ist die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Bergedorf seit 2020 deutlich unter die im Vertrag für Hamburg anvisierten 800 abgesackt. Und weil der Einwohnerzuwachs traditionell weniger auf einem Babyboom basiert als auf dem Zuzug von Neu-Bergedorfern, dürfte sich das Plus immer weiter marginalisieren.

Stadtteilprofile Hamburg: Bergedorf wächst deutlich langsamer als in der Vergangenheit

Dauert es von der Genehmigung bis zur Bezugsreife neuer Wohnungen traditionell zwei bis drei Jahre, sieht es für die kommenden Jahre trist aus. Schrumpfte die Zahl der Genehmigungen in 2021 und 2022 auf jeweils knapp über 500, so ging es 2023 mit 326 noch weiter runter. Und für dieses Jahr werden angesichts der Krise auf dem Bau laut Bezirksamt nur mit viel Optimismus überhaupt noch 200 Genehmigungen erwartet.

Doch während die Stadtteilprofile diese Auswirkungen frühestens 2026 statistisch belegen werden, bietet ihr aktueller Blick auf das Jahr 2023 noch eine ganze Reihe anderer Zahlen zum Verständnis des besonderen Miteinanders der Bergedorfer. So liegt der Anteil der Bürger unter 18 Jahren mit 18,4 Prozent deutlich über den nur 16,8 Prozent junger Leute in ganz Hamburg. Besonders jung sind die Neuallermöher, wo knapp jeder Fünfte der 23.231 Bewohner (22,1 Prozent) unter 18 Jahre jung ist. Hier haben allerdings zwei von drei Einwohnern (66,3 Prozent) einen Migrationshintergrund, bei den Unter-18-Jährigen sind es sogar 80,4 Prozent, also vier von fünf Einwohnern.

Neuallermöhe als Wohnort immer weniger beliebt: Einwohnerzahl schrumpft um 229 Menschen

Sonderlich beliebt scheint Neuallermöhe als Wohnort allerdings nicht mehr zu sein: Wie der Wanderungssaldo der Stadtteilprofile belegt, verlor Neuallermöhe in 2022 bereits 23 Einwohner. Im vergangenen Jahr summierte sich das Minus nun sogar auf 229 Menschen. Anders ist die Lage in Lohbrügge, das 2023 immerhin 243 Einwohner dazugewann. Im Stadtteil Alt-Bergedorf gab es im vergangenen Jahr sogar ein stattliches Plus von 965.

Ganz neu finden sich in den Stadtteilprofilen jetzt auch Angaben zur Einkommensstruktur. Hier veröffentlicht das Statistikamt Nord nun das durchschnittliche Einkommen der Steuerpflichtigen für jeden Stadtteil, wenn auch bezogen auf das Jahr 2020. Demnach verdienten die Menschen im Bezirk Bergedorf damals mit 41.066 Euro brutto im Jahr 14,5 Prozent weniger als der Hamburger Durchschnitt, der bei exakt 48.035 lag. Sehr unterschiedlich schnitten dabei die drei größten Bergedorfer Stadtteile ab: Der Lohbrügger verdiente nur 36.938 Euro, Bewohner von Alt-Bergedorf brachten es immerhin auf 43.133 Euro, wogegen die Neuallermöher mit bloß 34.232 Euro das Schlusslicht waren.

Steuerpflichtiges Einkommen der Bergedorfer liegt im Schnitt bei gut 41.000 Euro

Die höchsten Einkommen kassierten in 2020 übrigens die Altengammer. Die Steuerpflichtigen unter seinen gerade mal 2345 Einwohnern schlugen mit 60.190 Euro beim Finanzamt zu Buche. Es folgten mit 54.097 Euro die Tatenberger, gefolgt von den Ochsenwerderanern mit 52.826 Euro, vor den Reitbrookern, die es noch auf 50.684 Euro brutto bringen. Neuengammer verdienten dagegen 49.440 Euro, dicht gefolgt von den Curslackern mit 49.040 Euro.

Zum Vergleich: Hamburger Spitzenreiter waren anno 2020 die Einwohner von Nienstedten mit sagenhaften 167.671 Euro brutto, sofern sie wirklich alle Einkünfte ordnungsgemäß beim Finanzamt angaben. Damit schlugen sie sogar die Blankeneser, die es nur auf einen Durchschnitt von 130.298 Euro im Jahr brachten. In Harvestehude brachte man es dagegen bloß auf 112.004 Euro. In Hamburgs reichsten Stadtteilen verdiente ein Steuerpflichtiger damit 2020 das Zweieinhalb- bis Sechsfache des durchschnittlichen Bergedorfers.

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Doch zurück in Hamburgs östlichsten Bezirk. Hier bieten die Stadtteilprofile auf 28 Seiten, je zwei für jeden seiner 14 Stadtteile, insgesamt 68 statistischen Werte zu Haushalten, Bevölkerung, Sozialstruktur, Wohnen, Infrastruktur und Verkehr zum Ende des Jahres 2023. Beim Blick auf die Verteilung der niedergelassenen Ärzte fällt auf, dass sich weit über die Hälfte der Fachmediziner in Alt-Bergedorf ballen, bei den Zahnärzten sogar knapp 60 Prozent. Dabei leben hier bloß 28 Prozent der Bevölkerung des Bezirks. Einzig bei den Allgemeinärzten verteilt es sich etwas besser: Doch auch hier haben nur 39 der insgesamt 76 Hausärzte ihre Praxen weit außerhalb der Bergedorfer Innenstadt.