Hamburg. Die ersten 78 Eigentumswohnungen entstehen direkt am Schleusengraben. Doch wann wird der Rad- und Wanderweg endlich fertig?

Es geht rasant voran in Bergedorfs künftigem Weidensteg-Viertel. Seit Anfang des Jahres läuft hier nicht nur der Bau der Schleusengrabenbrücke für Fußgänger und Radfahrer auf Hochtouren, sondern auch die Erschließung des Neubaugebiets mit seinen 710 Wohnungen und einem Nahversorgungszentrum am Weidenbaumsweg. Im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung Bergedorf wurden jetzt bereits die ersten beiden Wohnblöcke vorgestellt. Investor Swiss Life und das Berliner Architekturbüro Bollinger + Fehling kündigten den Politikern an, zeitnah die Bauanträge für die insgesamt 78 Wohnungen im sogenannten Baufeld 1 stellen zu wollen.

Konkret handelt es sich um die nobelste Adresse des Weidenstegs: Direkt am Schleusengraben, idyllisch hinter dem Lebensmittel-Labor SGS gelegen, bilden die beiden vier beziehungsweise sechs Stockwerke großen Mehrfamilienhäuser in rotem Backstein den Endpunkt der kleinen Anwohnerstraße in neuen Quartier. Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Appartements werden ausschließlich als Eigentumswohnungen angeboten. Sozialwohnungen gibt es in diesem Teil des Neubauquartiers nicht. Die machen zwar auch im Weidensteg-Quartier ein Drittel des Wohnraums aus, werden sich aber ganz überwiegend über dem geplanten Nahversorgungszentrum am Weidenbaumsweg befinden.

78 Eigentumswohnungen und nur 35 Pkw-Stellplätze

Allerdings stehen den Bewohnern der 78 Wohnungen in ihrer Tiefgarage bloß 35 Stellplätze zur Verfügung, die natürlich mit den Wohnungen zusammen erworben werden müssen. Ob es ein Verkaufshemmnis ist, dass nicht mal jede zweite Wohnung mit Pkw-Parkplatz angeboten werden kann, muss sich zeigen. Dafür gibt es aber reichlich Fahrrad-Stellplätze, die ebenfalls in der Tiefgarage vorgesehen sind und beim Kauf automatisch mit erworben werden.

Tatsächlich ist diese Wohnadresse künftig ausgesprochen radfahrfreundlich. Denn direkt nebenan verläuft am Ufer des Schleusengrabens der neue Fuß- und Radweg. Über ihn ist Bergedorfs Zentrum nur 500 Meter entfernt, ohne dass dafür eine einzige Straße überquert werden müsste. Und in umgekehrter Richtung geht es nach Süden direkt ins Landgebiet oder über die neue Brücke auf das andere Ufer des Schleusengrabens zum Schilfpark und weiter in den Forschungs- und Innovationspark.

Schleusengraben-Brücke Anfang 2025 fertig, Rad- und Wanderweg lässt auf sich warten

Ob das alles aber schon möglich sein wird, wenn die ersten Bewohner voraussichtlich im Sommer 2027 das Baufeld 1 des Weidensteg-Quartiers beziehen, bleibt abzuwarten. „Die Schleusengrabenbrücke wird spätestens Anfang 2025 fertig sein“, versprach Bergedorfs Baudezernent Lars Rosinski zwar auf Nachfrage im Stadtentwicklungsausschuss. Doch wann der Fuß- und Radweg am Westufer des Schleusengrabens ohne Unterbrechungen bis in Bergedorfs City führt, sei noch nicht exakt zu terminieren.

Weidensteg
Noch ist die Brücke über den Schleusengraben zwischen Weidensteg und dem Wohnpark Am Schilfpark (r.) zwar nur zu erahnen. Aber tatsächlich laufen seit Monaten schon die Gründungsarbeiten auf beiden Uferseiten. © bgz | Ulf-Peter Busse

„Ist die Brücke fertig, arbeiten wir uns Stück für Stück Richtung Norden Richtung Innenstadt vor“, versprach Rosinski vor allem mit Blick auf den bereits fertigen Weg am benachbarten Neubaugebiet Glasbläserhöfe. Und auch in Bergedorfs City ist einiges längst fertig: Vor allem ist das die 2022 eingeweihte Gastromeile Serrahnstraße am Bergedorfer Hafen, aber auch der gleich anschließende, zur Promenade ausgebaute Kampdeich am CCB-Fachmarktzentrum. Doch an dessen Ende unterbricht noch ein hoher Zaun den Traum von der direkten Verbindung zwischen Bergedorfs Innenstadt und seinem Landgebiet.

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„Das größte Projekt wird die Unterführung des Sander Damms im Bereich seiner Schleusengraben-Brücke sein“, erklärte der Baudezernent im Stadtentwicklungsausschuss. „Hier soll Hamburg Wasser eine Spundwand erstellen, um den Weg direkt am Wasser unter der Querung hindurchzuführen.“ Doch damit nicht genug, auch unabhängig von dieser Maßnahme gebe es noch einigen Planungsbedarf. Einerseits müsse mit der Schulbehörde geklärt werden, wie der Weg über das künftige Gelände der Grundschule auf der ehemaligen Opel-Dello-Fläche geführt werden soll. Zudem sei es unumgänglich, den Abschluss des Bebauungsplanverfahrens für das künftige Stuhlrohr-Quartier abzuwarten. Erst wenn das vorliege, könnten Planungen zur Querung der heutigen Lagerflächen des Mega-Zoos hinter den historischen Stuhlrohrhallen am Schleusengraben starten.

Sollte ein Teil dieser Projekte bis 2027 noch nicht abgeschlossen sein, müssen die ersten Bewohner des Weidensteg-Quartiers für den Weg in Bergedorfs City auf Natur und Wasser verzichten. Stattdessen muss mit den teils extrem schmalen Fuß- und Radwegen am Weidenbaumsweg vorliebgenommen werden. Ein Provisorium, das für die Bewohner des längst bezogenen Nachbar-Quartiers Glasbläserhöfe seit Jahren schon zum ärgerlichen Dauerzustand geworden ist.