Hamburg. Gerd Rindchen stellt Lokale abseits der beliebten und bekannten vor. Das ist nicht nur geschmacklich, sondern auch preislich interessant.
Der November und Dezember sind seit jeher die hohe Zeit der Gänseessen. Nachdem ich letztes Jahr die bekannten und beliebten Marktführer auf dem Gänsesektor vorgestellt habe (Landhaus Scherrer, Brechtmanns Bistro, Lenz Duvenstedt etc.) wandeln wir diesmal jenseits der bewährten Pfade und tun uns bei ambitionierten Newcomern um.
Das ist nicht nur qualitativ, sondern auch preislich ganz spannend: Während mittlerweile in Hamburg gemeinhin für die gemeine Gans für vier Personen inklusive Beilagen Preise knapp unter- oder oberhalb der 300-Euro-Schwelle aufgerufen werden, tummeln sich die heutigen Tipps etatmäßig in anderen Sphären.
Restaurant Hamburg: Elblounge mit Fasshotel und Klövensteen mit Reitstall
In den lauschigen Vier- und Marschlanden hat sich die legendäre Wein- und Friesenstube ein stylishes Töchterlein zugelegt: die Elblounge. Hier wird an den Wochenenden die ganze Gans inklusive Rotkohl, Rosenkohl, hausgedrehten Klößen, Kroketten und Gänsejus für überschaubare 180 Euro serviert. Bemerkenswert: Wirt Arne Meyer, die gute Seele, spendiert für diesen Preis sogar noch ein Fläschchen Primitivo dazu. Praktisch: Wenn‘s nicht bei der einen Pulle bleibt, kann man im angeschlossenen Fasshotel in einem beheizten Weinfass übernachten und morgens beim Deichspaziergang die Kalorien loswerden.
Wer weiß, auf welch beständig hohem Niveau Daniel Ambratis im Reitstall Klövensteen aufkocht, wird sich ob des dortigen Gänseangebotes verwundert die Augen reiben: Das perfekt bereitete, ganz und gar gefüllte Tier kommt inklusive Apfelmus, Rotkohl, Salzkartoffeln, Klößen und Soße für schlanke 189 Euronen auf den Tisch.
Restaurant Hamburg: Auch im Wackerhof ist der Preis ziemlich fair kalkuliert
Wenn Sie an der Osdorfer Landstraße vorbeikommen und dort ein stetes Schrappen hören, ahnen Sie: Hier schnibbelt Ferid Aslani wieder tonnenweise Rotkohl. Der beseelte Küchenchef des Wackerhofs bereitet seine Beilagen frisch zu und gart die ganze Gans schonend bei 90 Grad. Auch hier ist der Preis für das somit sehr saftige Tier für vier Personen inklusive besagtem Rotkohl, Rosenkohl, Klößen, Kroketten und Soße mit 210 Euro ziemlich fair kalkuliert.
- Wild Scandinavian Cooking: Tafeln in Toplage auf dem Hausboot
- La Terrazza – die Liebe zum Teig im Adlerhorst
- Liman in Winterhude: Eine der besten Adressen für Fischfreunde
Und wenn Sie (wie ich) zu den Mutigen gehören, die ihre Gans noch selber machen? Dann schmeißen sie bloß nicht das auslaufende Fett weg, sondern zaubern daraus Gänseschmalz „ostpreußisch“ à la Mutter Rind: Das Fett in einer großen Pfanne erhitzen, einen großen, säuerlichen, geschälten und klein gewürfelten Apfel, je nach Größe 2 bis 3 fein gehackte Zwiebeln, reichlich guten Pfeffer aus der Mühle, Salz, viel Majoran und zerstoßene Wacholderbeeren dazugeben und länger bei großer Hitze schmoren, bis der Apfel geschmolzen ist – fertig! In kleine Gläser abgefüllt ist das ein tolles vorweihnachtliches Mitbringsel für liebe Menschen.
Elblounge, Spadenländer Elbdeich 40, 21037 Hamburg, Tel. 89 72 3000
Reitstall Klövensteen, Uetersener Weg 100, 22869 Schenefeld, Tel. 408 306 992
Wackerhof, Osdorfer Landstraße 239, 22549 Hamburg, Tel. 87 87 89 80