Schenefeld. NDR-Koch gibt nach 49 Jahren beliebtes Restaurant ab. Was die neuen Pächter daran „magisch“ finden – und welche Pläne sie haben.

Wer Daniel und Charlotte Ambratis kennenlernt, spürt sofort: Die beiden aus Hamburg-Sülldorf sind voller Elan und können kaum erwarten, dass es losgeht. Noch müssen sich die künftigen Betreiber des Restaurants Reitstall Klövensteen in Schenefeld etwas gedulden. Den ganzen März wird umgebaut, am 2. April öffnet die Gastro-Institution unter neuer Regie.

Dann hat das Ehepaar Ambratis in dem Traditionsrestaurant mit Blick in die Reithalle das Sagen. Sie 28, er 34 Jahre jung – und dennoch sind beide langjährig in der Gastronomie tätig. Ihre Vorgänger Dörte und Heinz Peter Gnewuch (beide 74) hatten sich Ende Februar nach 49 Jahren vom Reitstall verabschiedet.

Reitstall Klövensteen: Wechsel nach 49 Jahren – Hamburger Gastro-Ehepaar übernimmt

Vier Jahrzehnte liegen zwischen Vorgänger und Nachfolger. „Vor der Leistung der Gnewuchs ziehen wir den Hut“, sagt Daniel Ambratis. Die Fußstapfen, in die das Ehepaar tritt, sind groß. Und das Erbe der Vorgänger wird geachtet. „Wir drehen nicht alles auf links, werden die Karte mit den guten Klassikern beibehalten.“

Dörte und Heinz Peter Gnewuch haben Ende Februar nach 49 Jahren ihr Lokal Reitstall Klövensteen in Schenefeld aufgegeben. 
Dörte und Heinz Peter Gnewuch haben Ende Februar nach 49 Jahren ihr Lokal Reitstall Klövensteen in Schenefeld aufgegeben.  © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Veränderungen wird es dennoch geben, schließlich haben die neuen Pächter des Traditionslokals viele eigene Ideen. Kennengelernt haben sich Daniel und Charlotte Ambratis auf dem Süllberg in Blankenese, wo beide unter der Regie des Starkochs Karlheinz Hauser tätig waren. „Für mich ist er ein Mentor und ein guter Freund. Er hat uns, was den Reitstall angeht, sofort zugeraten.“

Ein Schülerpraktikum ebnete Daniel Ambratis den Weg in die Gastronomie

Daniel Ambratis ist gebürtiger Westfale, stammt aus einer Pädagogenfamilie. „Ich bin da etwas aus der Art geschlagen“, sagt er. Mit 14, nach einem Schülerpraktikum in der Gastronomie, habe er sofort gewusst: „Das will ich machen, das ist meins.“

Nach einer Kochlehre in einem kleinen Gourmetrestaurant in Gütersloh wechselte er in den „Alten Meierhof“ nach Glücksburg, im Anschluss in das Grandhotel Schloss Bensberg in Bergisch-Gladbach. Dessen Restaurant „Vendôme“ ist damals das zwölftbeste der Welt, hatte drei Michelin-Sterne. „Danach hat der Süllberg angerufen.“

Daniel Ambratis wurde auf dem Süllberg zum Chef der Pâtisserie

Daniel Ambratis („Ich habe schon in der Lehre gemerkt, dass mir die süßen Sachen liegen“) wird dort vom Gesellen zum Sous Chef und später zum Leiter der Pâtisserie. Von 2013 bis 2019 war der heute 34-Jährige auf dem Süllberg tätig – im Anschluss arbeitete er unter anderem für die Speisenwerft von Tim Mälzer. Zuvor hatte er auf dem Süllberg seine künftige Ehefrau kennengelernt.

Die 28-Jährige stammt aus Hinterzarten im Schwarzwald, begann dort mit 16 Jahren ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau. Von dort ging es weiter nach Schruns, ehe Charlotte Ambratis an das International Wine Institute nach Ahrweiler wechselte. Dort machte sie 2015 mit 20 Jahren ihren Abschluss – damals als jüngste Sommelière Deutschlands.

Charlotte Ambratis wurde unter die Top 50 Sommeliers gewählt

Es folgten Stationen auf dem Süllberg und im Restaurant „Trüffelschwein“ in Hamburg, ehe die heute 28-Jährige noch ihren IHK-Abschluss als Sommelière machte und zu Karlheinz Hauser nach Blankenese zurückkehrte. Dort wurde sie Chef Sommelière und 2019 unter die Top 50 Sommeliers des „Schlemmer Atlas“ gewählt.

Dann kam die Corona-Pandemie – und eine Schwangerschaft. Sohn Oskar ist heute zweieinhalb – und sorgte ungewollt dafür, dass seine Eltern erstmals Kontakt zum Reitstall Klövensteen hatten. An seinem zweiten Geburtstag setzte sich Daniel Ambratis mit dem Sohnemann, der aufgeregt seiner Party entgegenfieberte, ins Auto und fuhr von Sülldorf aus ziellos am Rande des Klövensteens entlang.

Schenefeld: Wie Sohn Oskar seinen Vater zum Reitstall Klövensteen führte

„Irgendwann standen wir plötzlich vor dem Reitstall, und ich dachte, dass ist ja ein tolles Objekt.“ Zu diesem Zeitpunkt war das Ehepaar bereits seit längerem auf der Suche nach einem eigenen Restaurant. „Sechs Wochen später rief ein Bekannter an und fragte, ob wir schon einmal etwas vom Reitstall Klövensteen gehört hätten. Der würde demnächst frei.“

Im November schauten sich beide zum ersten Mal das Objekt an. „Ich habe mich auf Anhieb darin verliebt, der Blick in die Reithalle hat etwas magisches“, sagt Daniel Ambratis. „Das Objekt bietet eine Flexibilität, die wir in vollen Zügen ausleben können“, ergänzt seine Frau, die selbst auf einem Bauernhof mit Pferden aufgewachsen ist.

Reitstall Klövensteen ist für das Ehepaar Ambratis ein „Mini-Süllberg“

Das Hauptrestaurant, zwei große, miteinander kombinierbare Veranstaltungsräume und die intime Kutscherstube, der große Biergarten im Freien und bei Bedarf Raum für ein Catering – die Möglichkeiten sind riesig. „Das ist quasi ein Mini-Süllberg“, sagt Daniel Ambratis.

Der wird im März aufpoliert. Die Veränderungen, das betonen beide unisono, werden zunächst nur optischer Natur sein. Etwa die neue Wandfarbe, ein anderer Teppichboden, neue Vorhänge. Wie die Vorgänger werden beide auf eine „deutsche Handwerksküche mit Tradition“ setzen. Ändern wird sich die Brauerei.

Schenefeld: Klassiker der Speisekarte vom Reitstall Klövensteen bleiben erhalten

Die Klassiker der Karte werden übernommen, Ergänzungen behutsam eingefügt. „Natürlich gibt es eine neue Speisekarte, auch das Logo wird überarbeitet. Alles wird ein bisschen moderner“, sagen die neuen Pächter. Auch die Homepage wird derzeit neu gestaltet. Ab Mitte März können Reservierungen für den April angenommen werden – dann erstmals auch Online und nicht nur telefonisch.

Die Pächter sind ab der Wiedereröffnung am Sonntag, 2. April, neu. Die 18 Mitarbeiter bleiben die alten. „Die meisten sind älter als wir selbst“, sagt Charlotte Ambratis. Dennoch würden sich die Angestellten auf den Neubeginn freuen – und auch auf die angeschobenen Veränderungen.

Reitstall Klövensteen: Über Veränderungen auf Instagram informieren

Die Öffnungszeiten – Dienstag bis Sonntag von 12 bis 21 Uhr – werden nicht angetastet. Der Küchenschluss wird jedoch auf 20.30 Uhr vorgezogen.

Auf der Homepage unter www.restaurant-reitstall-kloevensteen.de sind weitere Informationen über die neuen Pächter und ihre Pläne verfügbar. Über die Veränderungen können sich Interessierte auch über den neuen Instagram-Kanal des Reitstalls informieren.