Die Freude über den gelungenen Start ist den neuen Koalitionären im Hamburger Rathaus zu gönnen. CDU und GAL sind mit dem ersten schwarz-grünen Bündnis von den üblichen parteipolitischen Pfaden abgewichen und damit auch ein hohes Risiko in puncto der Glaubwürdigkeit gegenüber der eigenen Wählerklientel eingegangen.
Dieser Mut zur Innovation ist zu würdigen angesichts des Wahlergebnisses, das außer der ungeliebten Großen Koalition keine einfachen, weil hergebrachten Lösungen ermöglichte. Der Blick nach Hessen mit seinem politischen Lähmungszustand zeigt, welch ein Wert Regierungsfähigkeit ist.
Mit der Wahl von Bürgermeister Ole von Beust und seinem Senat endet aber zugleich die schwärmerische Phase des schwarz-grünen Unternehmens. Der Alltag des Regierens beginnt. Jetzt geht es um das Kleingedruckte im Koalitionsvertrag.
Es ist kein Zufall, dass auf die beiden GAL-Senatorinnen die größten Aufgaben zukommen. Von ihrem politischen Geschick, ja auch von ihrer Fortune wird der Erfolg dieses schwarz-grünen Bündnisses ganz wesentlich abhängen. Die Zweite Bürgermeisterin Christa Goetsch muss als Schulsenatorin Eltern und Lehrer von der sechsjährigen Primarschule überzeugen. Goetsch muss eine Umsetzung dieser größten und ehrgeizigsten Reform gelingen, die gerade auch die Skeptiker an den Gymnasien einbindet.
Und Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk muss dieser Koalition den Mühlstein des Kohlekraftwerks Moorburg vom Hals schaffen.
Gelingt das nicht, wird das vermutlich das vorzeitige Ende aller schwarz-grünen Träume bedeuten. Zudem müssen CDU und GAL lernen, in den unvorhersehbaren Krisen, die sicher kommen, Einigungen zu finden, die sich als tragfähig und gesichtswahrend für beide Seiten erweisen. Sind Schwarze und Grüne zu alldem imstande, kann ihr Projekt gelingen - zum Wohle der Stadt.