Die SMM feiert ihr 25. Jubiläum. Trotz Branchenkrise haben sich niemals zuvor so viele Unternehmen in Hamburg präsentiert wie 2012.
Hamburg. Das Wahrzeichen der Veranstaltung ist bereits da. Ein 97 Tonnen schwerer Schiffspropeller des Herstellers Mecklenburger Metallguss (MMG) wurde vor dem Haupteingang der Hamburg Messe am Fernsehturm platziert. Von morgen bis Freitag ist Hamburg erneut der Mittelpunkt des internationalen Schiffbaus und der Schifffahrt. Die Messe Shipbuilding, Machinery & Marine Technologie (SMM) gilt als wichtigster Branchentreff der maritimen Wirtschaft und der mit ihr verbundenen Unternehmen und Institutionen. Und Hamburgs Messechef Bernd Aufderheide meldet passend zum 25. Jubiläum der SMM Rekorde bei Beteiligung und Ausstellungsfläche. Mehr als 2000 Hersteller und Dienstleister präsentieren sich auf rund 90 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Rund 50 000 Besucher werden erwartet. "Die SMM ist ein starker Anziehungspunkt", sagt Aufderheide über Hamburgs wichtigste Industrieschau, die alle zwei Jahre stattfindet. "Die Fachbesucher aus der Branche wissen, dass sie hier auf alle wichtigen Fragen eine Antwort bekommen."
Es ist keineswegs selbstverständlich, dass die SMM ihren Rang als weltweite Leitmesse von Werften und Zulieferern behaupten konnte. Als die erste Schiffbauausstellung im Jahr 1963 unter dem Titel "Schiff und Maschine" mit 35 Ausstellern stattfand, war Deutschland eine der führenden Schiffbaunationen und Hamburg deren wichtigster Standort. 1968 bekam die Veranstaltung einen professionelleren Rahmen unter dem Dach der Hamburg Messe und ihren heutigen Namen. In den zurückliegenden 49 Jahren allerdings hat der deutsche Schiffbau schwer gelitten, etliche Werften gingen vor allem wegen des wachenden Konkurrenzdrucks aus Asien unter. Die Zahl der Beschäftigten auf den Werften sank von rund 100 000 allein in Westdeutschland zu Beginn der 1960er-Jahre auf derzeit noch rund 16 000 in ganz Deutschland.
+++ Lürssen hat kein Interesse an P+S-Werften +++
Vergangene Woche musste die Doppelwerft P+S mit Standorten in Stralsund und Wolgast Insolvenz anmelden, der größte Schiffbaubetrieb in Mecklenburg-Vorpommern und die Nummer drei in Deutschland. Der Hamburger Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann und Geschäftsführer Rüdiger Fuchs versuchen, das Unternehmen mit seinen rund 1900 Mitarbeitern zu retten.
Der deutsche Schiffbau erlebt seit Jahrzehnten eine fast andauernde Erosion. Zudem leidet derzeit auch die Reedereibranche schwer unter den Folgen der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise. Verstärkt wird der Druck noch dadurch, dass große Banken wie die Commerzbank oder die HSH Nordbank ihr Engagement in der maritimen Wirtschaft aufgeben oder stark zurückfahren. Die SMM allerdings trotzte allen Stürmen der vergangenen Jahre, sie wächst permanent. "Rund 80 Prozent der Aussteller sind Zulieferunternehmen mit jeder nur denkbaren Art von Produkten für Schiffe und Ausrüstungen. Das macht den Mix und damit auch den Reiz der Messe aus", sagt Geschäftsbereichsleiter Peter Bergleiter, der die Messe mit einem Kernthema von rund 35 Mitarbeitern organisiert.
Ein Selbstläufer ist die SMM allerdings nicht. Bergleiter und seine Kollegen reisen zwischen den Messen etliche Male um die Welt, um Kontakte zu knüpfen und um für die Ausstellung in Hamburg zu werben. Wichtige Konkurrenzveranstaltungen gibt es mittlerweile an den großen Schiffbaustandorten Busan in Südkorea und im chinesischen Shanghai. Dort organisiert die Hamburg Messe die deutschen Pavillons für die heimischen Werften und Zulieferunternehmen. Die SMM wiederum versucht, die Hamburger Messegesellschaft vor allem mit einem umfangreichen Rahmenprogramm zu prägen und sie über eine reine Produktschau hinaus aufzuwerten. In diesem Jahr stehen rund 150 Veranstaltungen auf der Agenda, unter anderem Kongresse zu den Themen Schiffsfinanzierung, Offshore-Energiewirtschaft und zur Sicherheit der Schifffahrt angesichts wachsender Piraterie. Zentrale Themen der 25. SMM sind der Umweltschutz und die Entwicklung von Schiffsantrieben mit geringerem Energieverbrauch.
+++ Weltgrößte Schiffbaumesse in Hamburg +++
Messechef Aufderheide ist für die Zukunft der SMM optimistisch, trotz der Krise des Schiffbaus in Deutschland und der internationalen Schifffahrt. "Solange es in Westeuropa weiterhin Schiffbau, Schiffsentwicklung und -finanzierung gibt, ist mir um die SMM nicht bange", sagt er. "Eine sehr wichtiges Fundament ist für uns auch, dass etliche deutsche Zulieferunternehmen für den Schiffbau Weltmarktführer oder zumindest technologischer Spitzenreiter in ihrem Segment sind, zum Beispiel MAN Diesel als weltgrößter Hersteller von Schiffsmotoren. Mit dem Neubau der Messehallen in den vergangenen Jahren sei die Messe Hamburg auch für wachsende Ausstellerzahlen präpariert: "Ohne das Engagement der Stadt für die Messe könnten wir die immer weiter steigende Zahl von Ausstellern nicht bedienen", sagt Aufderheide.
SMM-Organisator Bergleiter denkt mittlerweile schon über die SMM 2012 hinaus. Gleich nach deren Ende werden die Vorbereitungen für die Schiffbaumesse 2014 intensiviert. Bergleiter sieht das sportlich: "Nach der Messe", sagt er, "ist vor der Messe."