Kanzlerin Angela Merkel und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk waren Ehrengäste.

Europas Politik zu Gast in der Hansestadt. Freitagabend war es so weit, als über dem Portal des Rathauses die hamburgische und die polnische Flagge einträchtig nebeneinander wehten. Im Namen des Senats hatte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) 400 Ehrengäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien zum Matthiae-Mahl eingeladen. Wie schon seit 653 Jahren wurde das weltweit älteste Festessen im Großen Festsaal des Rathauses gefeiert.

Bilder vom Matthiae-Mahl

Dunkle Limousinen fuhren vor, brachten etliche der Gäste in festlicher Abendrobe vor das Rathaus. Kurz vor 19 Uhr wurde die Stimmung am roten Teppich angespannter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fuhr vor. Umringt von Sicherheitskräften schritt die Regierungschefin in schlichten schwarzen Hosen und einem auberginefarbenen Blazer die Treppe zum Spiegel des Rathauses empor, wo sie von Ole von Beust begrüßt wurde.

Wenig später stieß der polnische Ministerpräsident Donald Tusk dazu. Danach zogen sich alle drei zu einem Gespräch unter sechs Augen zurück. Thema der Unterhaltung? Das erfuhren die Gäste nicht. Allerdings hatte Marcin Korolec, Polens stellvertretender Wirtschaftsminister, auf einem vorangegangenen Symposium mit Wirtschaftssenator Axel Gedaschko in der Handelskammer gesagt: "Trotz aller Schwierigkeiten auf dem Weltmarkt betrachten wir die Entwicklung der deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen mit Zuversicht."

Gegen 19.45 Uhr trugen sich beide Ehrengäste ins Goldene Buch der Stadt ein, Gastgeschenke wurden ausgetauscht. So bekam die Kanzlerin von Ole von Beust eine Silberschale mit Senatswappen, dem Ministerpräsidenten Tusk überreichte von Beust eine Schreibtischdose mit Senatswappen. Dafür überreichte der polnische Staatschef Gläser mit Zinnornamenten in einer Holzkiste an den Bürgermeister.

Danach nahmen die Gäste im festlich eingedeckten Großen Festsaal ihre Plätze ein. An fünf langen Tischreihen, die mit roten, rosefarbenen und gelben Blumenarrangements mit Klatschmohn und fünfarmigen Kerzenhaltern dekoriert waren. Am Ehrentisch saßen 15 Gäste. Kanzlerin Merkel war zwischen dem Ersten Bürgermeister und Bürgerschaftspräsident Berndt Röder platziert. Auf jedem der schweren, lederbezogenen Stühle lag ein Übersetzungsgerät für die Reden: Ole von Beust sprach als Erster nach der Vorspeise. Die momentan angespannte wirtschaftliche Situation sei keine Naturkatastrophe, sondern durch menschliches Handeln entstanden, deshalb "ist jetzt auch menschliches Verhalten gefragt, um die Krise zu bewältigen. Wir sollten daher gemeinsam Strategien entwerfen, Lösungen finden, Zuversicht vermitteln und uns gegenseitiger Unterstützung versichern." Nach der Suppe richtete Angela Merkel das Wort an die Gäste. Donald Tusk ergriff nach dem Hauptgang das Wort. Damit war der offizielle Teil des Abends beendet. Jetzt hatten die Gäste Gelegenheit, sich miteinander zu unterhalten. Da wurden Neuigkeiten ausgetauscht, ein bisschen Tratsch war auch dabei. Das hat sich auch nach 653 Jahren Matthiae-Mahl nicht geändert.