Dortmund. Software-Experten sind begehrt. Adesso gelingt es dennoch, viele Experten zu gewinnen. Anlocken soll coole Arbeitsatmosphäre im Neubau.

IT-Experten in Zeiten von Digitalisierung der Wirtschaft und Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu bekommen, ist nicht leicht. Dem Dortmunder Unternehmen adesso gelingt es seit Jahren, Hunderte Spezialisten zu gewinnen. Dazu trägt wohl auch die coole Arbeitsatmosphäre bei.

Die rund 2000 „adessi“, wie Firmengründer Professor Volker Gruhn seine Beschäftigten empathisch nennt, haben ihr mehr als 11.000 Quadratmeter neues Domizil am Hauptsitz in Dortmund bereits seit Ende vergangenen Jahres liebgewonnen. Adesso ist einer der größten IT-Dienstleister Deutschlands und so rasant gewachsen wie kaum ein zweiter. Aus einer 1997 gegründeten Zwei-Mann-Bude ist ein international tätiger IT-Konzern geworden - und, beobachtet man Gründer Gruhn, offenbar Gute-Laune-Unternehmen geblieben.

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Firmengründer Volker Gruhn bei der offiziellen Eröffnung der adesso-Hauptzentrale  


Foto: Andreas Buck / FUNKE Foto Services
Firmengründer Volker Gruhn bei der offiziellen Eröffnung der adesso-Hauptzentrale Foto: Andreas Buck / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Wenn ein solches Unternehmen aus der IT-Branche in Zeiten von mobilem Arbeiten Millionen in Steine steckt, obwohl es scheinbar wurscht ist, ob ein Softwareentwickler unter Palmen sitzt und dem Meeresrauschen lauscht, während er oder sie an einem neuen Code schreibt, dann muss man mehr bieten als einen nüchternen Zweckbürobau.

Wir sind ein Dortmunder Unternehmen. Das ist uns wichtig.
Volker Gruhn - Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzender der adesso SE

Von Nüchternheit und Tristesse ist das inzwischen dritte adesso-Gebäude im Gebiet Stadtkrone-Ost weit entfernt. Am Donnerstagabend bei der offiziellen Einweihung konnten sich 250 geladene Gäste überzeugen lassen. Klarheit, Eleganz, ein Hauch von Glanz, der den Stolz des Unternehmens widerspiegelt, den Gruhn kaum verbergen will: „Ich glaube, wir sind ganz gut aufgestellt für die nächsten Jahre.“ 2000 Arbeitsplätze zählt Gruhn in Dortmund: „Wir sind ein Dortmunder Unternehmen. Das ist uns wichtig.“ Auf 11.000 „adessi“ beziffert er die aktuelle Belegschaft. Glaubt man dem erfolgreichen Informatiker, wäre die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Jahresbeginn erneut um einige Hundert gestiegen. Die adesso wächst seit Jahren, stellt gerne schon einmal 1000 kluge Köpfe pro Jahr ein, während weite Teile der Wirtschaft händeringend nach IT-Experten suchen. In den vergangenen drei Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl mehr als verdoppelt.

Blick von einer Brücke über die B1 auf das neue adesso-Gebäude in Dortmund.
Blick von einer Brücke über die B1 auf das neue adesso-Gebäude in Dortmund. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Auf ein Feierabend-Freibier in der Lounge

Schicke Gebäude wie das an der Bundesstraße 1 in Dortmund mit prägnantem Firmennamen in Leuchtschrift und dem Geist von Künstlicher Intelligenz auf sämtlichen Etagen dürften allein kaum der Grund sein. Andererseits, wer hätte nicht gerne Spielzimmer getaufte Gemeinschaftsräume mit Kicker und Co. samt Bistroambiente als neue Arbeitswelt? Oder eine Lounge und Bar im obersten Stockwerk mit weitem Blick über die Stadt und bereits sichtbar bespieltem Billardtisch? Hier, versichert ein Unternehmenssprecher von adesso, treffe man sich gerne auf ein Feierabend-Freibier mit Kolleginnen und Kollegen.

Im Neubau steckt viel Hightech und Spielerisches, um die gute Laune zu halten.
Im Neubau steckt viel Hightech und Spielerisches, um die gute Laune zu halten. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Gäste vom BVB noch beglückt

Anzustoßen gibt es dieser Tage in Dortmund mehr als ausreichend. Zu den Gästen von adesso, die sich die Gebäude-Highlights auf jeder Etage genau erklären lassen, gehören auch BVB-Legende Lars Ricken und der amtierende Geschäftsführer Marketing Carsten Cramer. Der Fußballclub lasse sich gerade von seinem Sponsor adesso dabei helfen, „dass der BVB datengetrieben wird“, so Gruhn. Ob dies beim Toreschießen hilft, wer weiß?

Lars Ricken (links) und Carsten Cramer vom Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund schauten sich am Donnerstag bei adesso um.
Lars Ricken (links) und Carsten Cramer vom Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund schauten sich am Donnerstag bei adesso um. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

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Aktuell bekommt die Fußball-Profimannschaft es auch ohne IT auf dem Platz ganz ordentlich hin und ist so glücklich wie das Umfeld. Den auf dem Parkplatz im Vorbeigehen von einem Gast zugerufenen Glückwunsch an BVB-Manager Cramer beantwortet dieser mit „Dir auch, tut uns doch allen gut“. Es herrscht dieser Tage eben einfach gute Laune in der Stadt Dortmund - und westfälischer Stolz scheint zurückgekehrt. Auf die Borussia nach dem mit begeisternd noch unterkühlt beschriebenen Einzug ins Champions-League-Halbfinale am Dienstagabend im nahegelegenen Signal-Iduna-Park. Und auf Dortmunder Firmen wie adesso, „ein smartes Unternehmen, wie es kaum ein zweites zu finden ist“, formuliert Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westpahl am Donnerstag. Er hatte schon den ersten Neubau von adesso vor zehn Jahren begleitet, damals noch als Wirtschaftsförderer. Jetzt hilft adesso dem Verwaltungschef mit dem Konzept „digitales Bauhaus“ dabei, die Amtsstuben zukunftsfähig zu machen.

Volker Gruhn (links) mit Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (Mitte) und Standortleiter Jens Spitczok von Brisinski im Eingangsbereich des Neubaus.
Volker Gruhn (links) mit Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (Mitte) und Standortleiter Jens Spitczok von Brisinski im Eingangsbereich des Neubaus. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Strukturwandel im Revier - die nächste Feier steht bevor

Politiker wie Westphal wählen ihre Worte in der Regel mit Bedacht. „Kaum ein zweites“ mag schon stimmen, denn in der früheren Stahl- und Bierstadt gibt es schließlich mit Materna noch ein zweites ziemlich erfolgreiches IT-Unternehmen, das wenige Kilometer entfernt auf Phönix-West in den kommenden Wochen seinen ähnlich imposanten Neubau für 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehen wird. Ob Glück oder Strategie - dass aus Start-ups der 80er und 90er Jahre derart große IT-Unternehmen entstanden sind, gilt nicht nur dem Oberbürgermeister als Paradebeispiel für gelungenen Strukturwandel im Revier.