Bad Berleburg/Siegen. Es gibt nach wie vor eine aktive rechte Szene im Kreis Siegen-Wittgenstein. Der Staatsschutz hat inzwischen mehrere Tatverdächtige „aus dem Siegerland“ fest im Blick. Sie könnten für die beiden Schändungen von jüdischen Friedhöfen in Siegen und Bad Berleburg am 9. November verantwortlich sein.
Derzeit wertet die Kriminaltechnik Spuren aus, die der oder die Täter in der Nacht von Freitag (8. November) auf Samstag (9. November) an den beiden Tatorten im Berleburger Berlebach und am Siegener Hermelsbach hinterlassen haben. Die Bad Berleburger Gedenkstätte für die jüdischen NS-Opfer war durch ein Transparent und Farbschmierereien auf dem Mahnmal geschändet worden.
Täterschaft aus dem Neonazi-Spektrum
Die Vorgehensweise, an Gedenktagen wie dem 75. Jahrestag der Reichspogromnacht, zuzuschlagen, spreche für eine Täterschaft aus dem Neonazi-Spektrum. Das zeitgleich an zwei weit von einander entfernten Orten zugeschlagen wurde, spricht für eine organisierte Gruppe, berichten die Ermittler.
Freie Nationalisten Siegerland (FNSI) unter Verdacht
Vor allem die Freien Nationalisten Siegerland (FNSI) haben in der Vergangenheit immer wieder bedeutsame Daten für ihren Propaganda-Attacken genutzt. Dazu können neben dem 9. November auch die Jahrestage der deutschen Kapitulation (8. Mai 1945) oder aber der Todestag des NS-Verbrechers Rudolf Hess (17. August 1987) oder auch der Jahrestag der Bombardierung Siegens (15. Dezember 1944) zählen, hieß es beim Staatsschutz.
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Auch die Vorgehensweise mit Transparenten und Farbschmierereien könnte zu den Freien Nationalisten Siegerland, die in der Vergangenheit durch Flugblattaktionen, mit Plakaten oder durch Demonstrationen aufgefallen sind, passen. Allerdings ist der Kreis der FNSI-Anhänger in der jüngsten Vergangenheit stark geschrumpft, so dass von der ursprünglichen Gruppe nur noch wenige Personen übrig geblieben sind.