Aue-Wingeshausen. Lokale Waldbesitzer sind im Boot und der Investor sagt: „Für uns spielt die Akzeptanz vor Ort eine entscheidende Rolle.“ Das sind die Standorte.
Das Erneuerbare-Energien-Unternehmen BayWa r.e., eine Tochtergesellschaft des bayerischen BayWa Konzerns, plant in Bad Berleburg die Errichtung von fünf Windenergieanlagen. Einen entsprechenden Antrag auf Vorbescheid nach Bundes-Immissionsschutzgesetz hat das Unternehmen kürzlich beim Kreis Siegen-Wittgenstein gestellt. Das geht aus einer Pressemitteilung des Unternehmens hervor. Interessant ist außerdem, dass Investor bereits Ideen vorlegt, wie man die Bevölkerung finanziell an dem Projekt beteiligen könne. Mit der Waldbesitzergenossenschaft Wingeshausen-Aue sind die Gespräche offensichtlich erfolgreich verlaufen.
Mit dieser Mitteilung lüftet sich auch der Schleier: Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Kreis Siegen-Wittgenstein auf Anfrage dieser Zeitung bereits erklärt: „Es liegen Informationen von einem namentlich noch nicht zu nennenden Investor vor, der die Möglichkeiten zur Errichtung eines Windparks in einem Gebiet nördlich der Ortslagen Aue und Wingeshausen prüft. Nähere Informationen zur Art und Anzahl von Windkraftanlagen, zu genauen Standorten oder zu der Frage, ob tatsächlich und ggf. wann mit der Vorlage eines immissionsschutzrechtlichen Antrages zu rechnen wäre, liegen nicht vor“, berichtet Jana Göbel damals für den Kreis.
- Hiersollen die Anlagen entstehen.
Oliver Beitzel, Vorsteher der Waldgenossenschaft Wingeshausen-Aue bringt auf Nachfrage weiteres Licht in das Projekt: Errichtet werden sollen die Anlagen auf Wald und Grünflächen auf dem Sohl zwischen Aue und Wingeshausen. Zwei liegen auf Flurstücken in Wingeshausen und drei auf solchen in Aue. Ob alle fünf Anlagen realisiert werden können, entscheidet der Kreis Siegen-Wittgenstein im Genehmigungsverfahren.
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Daten zu Anlagen und Leistung
Jetzt ist klar, wer und was genau geplant wird: Es handelt sich um fünf Anlagen mit einer Gesamthöhe von 250 Meter und einer Leistung von voraussichtlich 33 MW. Mit einem prognostizierten Ertrag von 75.000 MWh im Jahr könnten 22.000 Zwei-Personenhaushalte in Deutschland mit Strom versorgt werden. Die Waldgenossenschaft Wingeshausen-Aue stellt BayWa r.e. die Flächen für den geplanten Windpark zur Verfügung. Der genaue Anlagentyp wird von der BayWa r.e. noch nicht genannt.
Erlöse fließen in Wiederaufforstung und gemeinnützige Zwecke
Oliver Beitzel, Vorsteher der Waldgenossenschaft Wingeshausen-Aue, kommentiert: „Unserer Genossenschaft liegt der Wald ganz besonders am Herzen. Die betreffenden Waldflächen sind durch Borkenkäfer und Trockenheit stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Mit den Pachteinnahmen aus dem Windprojekt könnten wir diese Flächen nicht nur wiederaufforsten, sondern auch anderweitige Projekte in Bad Berleburg unterstützen.“
Das Windprojekt wird in der Waldgenossenschaft von einer breiten Zustimmung vor Ort getragen. Von den 130 Anteilseignern sind 110 in Aue-Wingeshausen ansässig.
Windkraft-Pioniere aus Aue und Wingeshausen
Mit der Windkraft-Idee ist die Waldgenossenschaft schon über zehn Jahre unterwegs. Damals waren die Orkanschäden durch Kyrill die bittere Realität für Forstleute. Der Klimawandel wurde diskutiert, aber die Energiewende noch kein beherrschendes Thema. 2009 hatte Beitzel erste Kontakte geknüpft. „Das war noch vor Fukushima“, berichtet der Forstwirtschaftsmeister der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer. „2010 haben wir das dann erstmalig in der Genossenschaft kontrovers diskutiert. Das war kein Selbstläufer“, erinnert sich Beitzel wie der Grundsatzbeschluss für Windkraft zustanden kam. Mit dem Projektierer Juwi aus Wörrstadt waren sich die Waldgenossen einig. Allerdings scheiterten die Pläne immer wieder am Veto der Stadt Bad Berleburg, die damals auf ihre Vorrangzone im Osterholz bei Weidenhausen und laufende Flächennutzungsplan-Verfahren verwies.
Pachterlöse für gemeinnützige Zwecke nutzen
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2013 arbeitete Beitzel mit der Waldgenossenschaft weiter am Projekt und an der Akzeptanz für die umstrittene Windkraft. Einstimmig beschloss die Versammlung, die Einnahmen aus den Pachterlösen einerseits zur Wiederaufforstung der umliegenden Waldflächen zu verwenden und andererseits 25 Prozent der Pachterlöse für gemeinnützige Zwecke im Gebiet der Stadt Berleburg aufzuwenden. Trotzdem kam man mit der Genehmigung für das Projekt kein Stück weiter, weiß Beitzel. „Die Stadt hat sich immer wieder auf die Vorrangzonenplanung zurückgezogen, obwohl man schon sehen konnte, dass das scheitert. Das ist es ja mit Prinz Ludwig-Ferdinand in Arfeld auch.“
2015, das berichtet damals auch der Projektierer Juwi, insgesamt 31 Windenergie-Projekte an die BayWa-Tochter „BayWa r.e. verkauft – darunter auch das Projekt „Auf dem Sohl“ bei Wingeshausen. Und dieses Projekt greifen die bayerischen Investoren nun wieder auf.
Verschiedene Beteiligungsmodelle für Berleburger Bürger
BayWa r.e. plant zudem, die Bürgerinnen und Bürger von Bad Berleburg durch verschiedene Maßnahmen an dem Projekt finanziell teilhaben zu lassen. Unter anderem ist eine Beteiligung der Kommune nach § 6 im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vorgesehen. Das Gesetz sieht vor, dass Gemeinden in einem Umkreis von 2.500 m um die Windenergieanlagen mit 0,2 Cent pro jährlich produzierter kWh finanziell an den Erlösen des Windparks beteiligt werden. Auf Grundlage der jetzigen Projektplanung ergibt sich hieraus eine jährliche Gemeindeabgabe an die Stadt Bad Berleburg von ca. 150.000 Euro für den gesamten Windpark.
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Denkbar ist darüber hinaus, einen Teil der Windenergieanlagen an eine Bürgerenergiegesellschaft zu übertragen oder eine Beteiligung über ein sogenanntes Crowdinvesting. Bei dieser Beteiligungsform können sich Bürgerinnen und Bürger bereits mit kleinen Summen zu einem festen Zinssatz und einer bestimmten Laufzeit an dem Windpark beteiligen, ohne selbst ein unternehmerisches Risiko zu übernehmen.
Akzeptanz spielt entscheidende Rolle
Dr. Meike Hellmich, Leiterin des Regionalbüros der BayWa r.e. Wind GmbH in Braunschweig, kommentiert die Beteiligungsmöglichkeiten: „Für uns als Projektierer von Wind- und Solaranlagen spielt die Akzeptanz vor Ort eine entscheidende Rolle. Wenn die Energiewende in Deutschland gelingen soll, brauchen wir die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger. Durch die verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten versuchen wir deshalb Mehrwerte vor Ort zu schaffen und die Akzeptanz für Windprojekte zu erhöhen, indem die Kommunen, aber auch die Bürgerinnen und Bürger selbst am Erfolg des Windparks teilhaben können.“ Eine Visualisierung der fünf Windenergieanlagen mittels einer Virtual-Reality-App ist ebenfalls geplant. Interessierte könnten dadurch einen ersten Eindruck von der optischen Wirkung der Windenergieanlagen im Landschaftsbild gewinnen.