Erndtebrück. . Das Unternehmen Juwi hat für sein Windkraft-Projekt bei Birkefehl bislang etwa 30 Grundstückseigentümer angesprochen. Und rechnet mit Resonanz.

  • Landauer: „Nach dem finalen Flächenzuschnitt richtet sich auch unsere Feinplanung, der Anlagen-Typ, die Anlagen-Höhe“
  • Wächter: „Das Radar der Bundeswehr ist für unser Projekt per se kein Ausschluss-Kriterium“
  • Juwi schätzt: Für eine Vorrangzone gibt es auf Erndtebrücker Gemeindegebiet kaum Spielraum

Windräder bei Birkefehl – schon in der aktuellen frühen Planungsphase sorgt das Projekt des Unternehmens Juwi aus Wörrstadt bei Mainz, nach eigenen Angaben „Spezialist für erneuerbare Energien“, für reichlich Diskussionsstoff. Im Interview mit unserer Zeitung betonen die zuständigen Juwi-Ansprechpartner: Wir berücksichtigen beim Windrad-Bau die Belange der Natur, wir wollen den Dialog mit den Menschen rund um einen geplanten Anlagen-Standort.

Wie weit ist das Juwi-Projekt zwischen Birkefehl und Berghausen mittlerweile gediehen?

Felix Wächter: Wir haben für unser Projekt inzwischen etwa 30 Grundstückseigentümer angesprochen – und die Gespräche laufen bislang sehr positiv. Wir hoffen, dass wir den größten Teil der Rückmeldungen auf unsere Vertragsangebote bis Ende der Sommerferien erhalten.

Nicole Landauer: Und wir sind zuversichtlich, dass da im nördlichen Teil von Birkefehl eine respektable Fläche zusammenkommt.

Lässt sich inzwischen etwas mehr über die projektierbaren Dimensionen sagen?

Hoher Aufwand für Fachgutachten

Felix Wächter ist Pressesprecher der Juwi AG in Wörrstadt, Diplom-Volkswirtin Nicole Landauer Projektmanagerin der Juwi Energieprojekte GmbH, Bochum.

„Zum erfolgreichen Umsetzen von Windenergie-Projekten gehört Kommunikation“, sagt Wächter. „Man muss mit den Menschen sprechen, das Projekt vorstellen und erläutern. Das kann man nicht vom Schreibtisch aus machen.“

Was Juwi-Sprecher Wächter nach wie vor fasziniert: „dass ein einziges modernes Windrad jährlich klimafreundlichen Strom für mehr als 3000 Drei-Personen-Haushalte liefern kann.“

Im Übrigen habe man bei allen Planungen die Natur mit im Auge. Beispiel: „Bei allen Windenergie-Projekten muss von ornithologischen Fachgutachtern überprüft werden, ob diese schützenwerten Vogelarten am geplanten Anlagenstandort vorkommen – und wenn, ob ihr Vorkommen dem Bau entgegenstehen könnte“, sagt Wächter und betont: „Das alles wird mit sehr hohem zeitlichen und fachlichen Aufwand betreiben. Denn selbstverständlich werden die eingereichten Fachgutachten im Rahmen des Genehmigungsverfahrens von den Naturschutzbehörden geprüft.“

Wächter: Die Größe des Standorts, die Zahl der Windräder – das richtet sich nach dem Flächenzuschnitt, also nach dem Interesse der Grundstückseigentümer mitzumachen.

Landauer: Nach dem finalen Flächenzuschnitt richtet sich dann auch unsere Feinplanung, zum Beispiel der Anlagen-Typ und die Anlagen-Höhe.

In der Gemeinde Erndtebrück gibt es noch keine Vorrangzone für die Windkraft. Lohnt es sich, das Projekt als privilegiertes Vorhaben im Außenbereich (§ 35 Baugesetzbuch) zu beantragen?

Landauer: Es hat bislang ein Telefonat mit dem Erndtebrücker Bürgermeister Henning Gronau gegeben. Wir haben ihm vorgeschlagen, dass wir weiter mit der Gemeinde sprechen, wenn wir am Ende der Sommerferien eine konkrete Planung haben.

Wächter: Prinzipiell ist das Projekt auch ohne die Ausweisung von Vorrangzonen realisierbar. Wir prüfen beide Varianten.

Landauer: Für eine Vorrangzone gibt es auf Erndtebrücker Gemeindegebiet kaum Spielraum. Allerdings bewegen wir uns zugleich mit unserem Projekt (im Gegensatz etwa zu dem Vorhaben auf dem Benfer Rücken) außerhalb der Fünf-Kilometer-Zone rund um die Radarstellung der Bundeswehr – und sehen es nicht gefährdet.

Das Unternehmen Juwi plant Windräder bei Birkefehl – auf einer Anhöhe Richtung Berghausen, unweit des früheren Funkfeuers.
Das Unternehmen Juwi plant Windräder bei Birkefehl – auf einer Anhöhe Richtung Berghausen, unweit des früheren Funkfeuers. © Eberhard Demtröder

Welche Rolle spielt aus Sicht von Juwi die Klage der Bundeswehr gegen ein Windkraft-Projekt bei Benfe, das allerdings auf Bad Laaspher Stadtgebiet realisiert werden soll?

Wächter: Zunächst einmal: Das Radar der Bundeswehr ist für unser Projekt per se kein Ausschluss-Kriterium. Juwi hat bei mehreren Projekten bundesweit Erfahrungen mit ähnlichen Kriterien schon gemacht, etwa bei Tiefflug-Zonen im Saarland – und dabei die Bundeswehr nicht als Totalblockierer kennengelernt. Außerdem wirken sich Höhen-Beschränkungen am Standort oft nur minimal aus. Natürlich müssen die Kriterien im Einzelfall geprüft werden.

Standort Bad Laasphe: Gibt es Neues zum Stand des Juwi-Projekts am Sohl? Zu womöglich weiteren Projekten im Stadtgebiet?

Wächter: Ja, wir sind auch weiterhin an diesem Standort in Bad Laasphe aktiv. Juwi hat pünktlich zum 31 März etwa 90 Ordner mit Antragsunterlagen zum Sohl beim Regierungspräsidenten in Arnsberg eingereicht. Und das Ergebnis einer Umweltverträglichkeitsprüfung, wie vom Kreis Siegen-Wittgenstein als Genehmigungsbehörde gefordert, liegt ebenfalls vor.

Stichwort „Projekte auf dem Stadtgebiet Bad Berleburg“: Ist hier Juwi auch aktiv?

Wächter: Nein, nicht mehr. Juwi hat Ende 2015 insgesamt 31 Windenergie-Projekte an die auf dasselbe Geschäftsfeld spezialisierte BayWa-Tochter „BayWa r.e.“ verkauft – darunter auch das Projekt „Auf dem Sohl“ bei Wingeshausen.

In Düsseldorf wird es demnächst vermutlich eine schwarz-gelbe Landesregierung geben, welche die Windkraft anders bewertet als die rot-grüne Vorgänger-Regierung mit Umweltminister Johannes Remmel. Was ist da aus Juwi-Sicht zu berücksichtigen?

Wächter: Zur „Windkraft im Wald“ gibt es klare politische Beschlüsse, an denen sich Juwi orientiert. Wir gehen bei allen unseren Projekten primär in forstwirtschaftlich genutzte Bereiche, ohne dass dem Wald in Summe ein Verlust entsteht. Denn alle in Anspruch genommenen Flächen werden wieder aufgeforstet oder durch andere Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen. Auf geänderte Bedingungen mit einer anderen NRW-Landesregierung würden wir uns natürlich dann einstellen.

In Wittgenstein haben sich mehrere Bürgerinitiativen an verschiedenen potenziellen Windrad-Standorten zu einer Bewegung (BI Windkraft Stopp Bad Berleburg) zusammengeschlossen. Wie tritt Juwi solchen Initiativen gegenüber?

Wächter: Wir stellen unsere Projekte immer der Öffentlichkeit vor, in Bürger-Informationsveranstaltungen oder aber im öffentlichen Genehmigungsverfahren, das ja explizit die Bürgerbeteiligung vorsieht. Einer fachlich-sachlichen Diskussion haben wir uns noch nie verschlossen.

Einige Windparks entstehen mit ausdrücklicher Bürgerbeteiligung, etwa genossenschaftlich. Ist das eigentlich auch bei Juwi-Projekten denkbar?

Wächter: Zu den Betreibern unserer Windparks gehören auch Bürgerenergiegenossenschaften. Grundsätzlich sind aber auch andere Beteiligungsformen denkbar, wo dies seitens der Bürgerinnen und Bürger gewünscht wird. Ein klassisches Beispiel hierfür sind sogenannte Windsparbriefe.

Mehr Infos im Internet: www.juwi.de