Bad Berleburg/Wittgenstein. Immer mehr Windkraftanlagen werden errichtet: Wie die Akzeptanz verbessert werden kann und was Gegner dazu sagen, zeigt die WP-Diskussionsrunde.

Windkraft, Solarstrom oder Wasserkraft – bei der ersten Diskussionsrunde rund um die Energiewende in Wittgenstein waren die drei Energieformen die bestimmenden Themen. Diskutiert hat die Redaktion dabei nicht nur über Vorrangzonen oder Veränderungssperren. Zu Wort gekommen sind Leserinnen und Leser, Politiker und Vertreter der Kommunen. Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau, Kreis-Umweltdezernent Arno Wied, Bad Berleburgs Planungsdezernent Christoph Koch und die Bad Laaspher Fachbereichsleiterin für Planen und Bauen, Manuela Manske, stellten sich den Fragen.

Über der Diskussion schwebt die Planung von 59 Windkraftanlagen, die in Bad Berleburg und Erndtebrück errichtet werden könnten.

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Politisch klare Positionen

Der Bad Berleburger Martin Schneider (CDU-Fraktionsvorsitzender) gehört zu den Kritikern von Windkraft und beteiligte sich mit einem eindeutigen Statement an der Diskussion. „Seit Fukushima erleben wir eine überhastete Energiewende. Ein Konzept ist nicht erkennbar“, sagt er und betont, dass sowohl der Ausstieg aus der Atomkraft als auch aus der Kohleverstromung in Deutschland ohne konkrete Pläne für den Übergang erfolge. Die fehlende Strommenge werde dann aus Atomkraftwerken in Frankreich oder Belgien zugekauft, so Schneider. Kritisch sieht er auch den Fokus auf bestimmte erneuerbare Energien: „Man hört immer nur Windkraft, Windkraft, Windkraft. Von Photovoltaik und Wasserkraft hört man dagegen fast nichts.“ Ein weiterer Punkt, den Schneider bemängelt, ist die Energie-Speicherung. „Man sieht nicht, dass daran gearbeitet wird.“ Mit Blick auf die Windkraft vermutet er, „dass wir in 20 Jahren gefragt werden, was wir da gemacht haben, wenn wir unsere Landschaft und unsere Naherholungsgebiete geopfert haben.“ Ins gleiche Horn stößt auch Horst Günter Linde (UWG-Kreistagsmitglied). Linde wehrt sich gegen den Zubau von Windkraft, für den die Landschaft, „die wir Heimat nennen“, geopfert werde. Auf den Klimawandel angesprochen hat Linde eine klare Linie: „Unser Beitrag sollte sein, dass wir unseren Wald wieder aufbauen“.

Global nachhaltige Kommune als Verpflichtung sehen

Ulla Belz, Ortsvorsteherin von Bad Berleburg, fragt sich, wie man die Bürger auf dem Weg zur Energiewende mitnehmen könne und sieht ihre Stadt da in der Pflicht: „Eine als global nachhaltige Kommune ausgezeichnete Stadt verlangt nach Partizipation“, sagt sie.

MDiskutieren mit Bürgern und Politik: Manuela Manske (Stadt Bad Laasphe), Christoph Koch (Stadt Bad Berleburg), Arno Wied (Kreis), Bürgermeister Henning Gronau (Erndtebrück) und Redaktionsleiter Lars-Peter Dickel (von links).
MDiskutieren mit Bürgern und Politik: Manuela Manske (Stadt Bad Laasphe), Christoph Koch (Stadt Bad Berleburg), Arno Wied (Kreis), Bürgermeister Henning Gronau (Erndtebrück) und Redaktionsleiter Lars-Peter Dickel (von links). © WP | Lisa Klaus

Der Bad Berleburger Dezernent Christoph Koch erklärt dazu, dass Gespräche über eine Beteiligung der Bürger an Windkraft nicht teil des Genehmigungsverfahrens seien. „Man muss das stark trennen. Es gibt das öffentlich rechtliche Planungsverfahren und private Vereinbarungen.“ Gleichwohl wolle man mit den Grundstückseigentümern und den Betreibern im Gespräch bleiben. „Wertschöpfung für die Allgemeinheit muss eine Rolle spielen“, betont Koch und nennt beispielhaft vergünstigte Stromtarife.

Energiegenossenschaft als Organisationsform

Ein immer wieder ins Feld geführtes Positiv-Beispiel ist die Energiegenossenschaft Wittgenstein, die auf Dächern von kommunalen und auch Vereinsgebäuden Solarstrom erzeugt. Das findet auch Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau. „Partizpation schafft Akzeptanz“, bringt er das Genossenschaftsmodell auf eine einfache Formel. Aber Susanne Bald (Fraktionsvorsitzende der Grünen in Bad Berleburg) unterstreicht auch: „Das sind Ehrenamtler.“ Sie befürchtet, dass die Menge von Anlagen und Aufgaben das Ehrenamt überfordern könnte. „Es bedarf da vieler Ressourcen in den Kommunen und da müssen wir uns politisch mit befassen“, schlägt sie vor.

Darum sind Freiflächensolaranlagen und Wasserkraft ein Problem

Grundsätzlich befürwortet auch der Kreis diese Diskussionen darüber, wie man die Energiewende aktiv begleiten wolle. „Wir müssen uns in den Kommunen damit auseinandersetzen, was wir für den richtigen Weg halten.“ An einem Punkt aber lässt Wied keinen Zweifel: Windkraft wird dabei die wichtigste Säule sein, weil es bei Freiflächensolaranlagen noch viele offene Fragen und baurechtlich stärkere Hürde gebe. Und zum Thema Wasserkraft machte Wied deutlich, dass mehrere Studien in Wittgenstein wegen der Topographie wenig Potenzial einräumen. Und: „Die EU-Wasserrahmenrichtlinie steht dem komplett entgegen“.

Einladung zum Mitdiskutieren

Am Mittwoch, 27. April, treffen wir uns in Bad Laasphe morgens von 10 bis 12 Uhr mit Vertretern der Erneuerbaren Energien: Karl Albrecht Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg von der Wittgenstein New Energy (Windkraft), Alexander Blecher von der Energiegenossenschaft Wittgenstein (Solar) und Achim Wickel von der Womelsdorfer Mühle (Wasserkraft) stellen sich den Fragen zu Chancen und Risiken.

Wir freuen uns, dass wir zu dieser zweiten Diskussionsrunde auch ein kleines Publikum von 20 Personen einladen können. Wenn Sie dabei sein wollen oder Fragen an die Teilnehmer haben, dann schreiben Sie uns eine E-Mail an berleburg-westfalenpost@funkemedien.de