Bad Berleburg/Erndtebrück. WestfalenWind will die Anlagen in in Bad Berleburg und Erndtebrück aufstellen. Hinter verschlossenen Türen wurde Pläne den Kommunen vorgestellt.

Viel Aufmerksamkeit richtet sich aktuell auf die Pläne des Windkraftbetreibers WestfalenWind und des Grundbesitzers – die Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer. Zusammen wollen beide in Bad Berleburg und Erndtebrück 59 Windkraftanlagen errichten – 19 davon in Erndtebrück.

Lesen Sie dazu auch:

Wir sammeln Ihre Fragen und stellen sie lokalen Experten

Nicht erst seit Orkan Kyrill ist Klimawandel ein Thema für Wittgenstein. Die heftig geführten Diskussionen um Windkraft laufen hier, seit 1997 bei Wunderthausen fünf Anlagen auf hessischer Seite in Bromskirchen installiert worden sind und sich Anfang der 2000er Jahre der Windpark „Osterholz“ mit vier Anlagen bei Sassenhausen etabliert hat. Inzwischen drehen sich auch zwölf Anlagen auf den Höhenrücken des Banfetales in Bad Laasphe. Vier entstehen gerade zwischen Arfeld und Schwarzenau und zahlreiche weitere sind in Planung. Daneben etabliert sich weniger geräuschvoll die Energiegenossenschaft Wittgenstein mit Solaranlagen auf Dächern von Vereinsgebäuden und kommunalen Immobilien. Und in Womelsdorf dreht sich eine Wasserkraft getrieben Turbine. Wir sehen, die Energiewende ist in vollem Gang und Grund genug, das Thema aufzugreifen.

Am Mittwoch, 13. April, sprechen wir in Bad Berleburg ab 18 Uhr eineinhalb Stunden lang mit Vertretern der drei Wittgensteiner Kommunen und des Kreises über die Schwierigkeiten, rechtssicher Konzentrationszonen auszuweisen und wie Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück einerseits die Energiewende voranbringen können und andererseits Entwicklungen steuern könnten. Neben dem zuständigen Dezernenten des Kreises, Arno Wied, werden Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau und Bad Berleburgs Planungsdezernent Christoph Koch Rede und Antwort stehen.

Am Mittwoch, 27. April, treffen wir uns in Bad Laasphe morgens von 10 bis 12 Uhr mit Vertretern der Erneuerbaren Energien: Prinz Karl zu Wittgenstein von der Wittgenstein New Energy (Windkraft), Alexander Blecher von der Energiegenossenschaft Wittgenstein (Solar) und Achim Wickel von der Womelsdorfer Mühle (Wasserkraft) stellen sich den Fragen zu Chancen und Risiken.

Am Mittwoch, 4. Mai, folgt in Erndtebrück außerdem eine Gesprächsrunde mit Kritikern und Windkraftgegner.

Wir freuen uns, dass wir zu dieser Diskussion jeweils ein kleines Publikum von 20 Personen einladen können. Wenn Sie dabei sein wollen oder Fragen zur Energiewende an Kreis und Kommunen haben, dann schreiben Sie uns eine E-Mail an berleburg-westfalenpost@funkemedien.de

Bei dem nicht öffentlichen so genannten Scooping-Termin waren nach Informationen dieser Zeitung etwa 40 Personen anwesend. Auf Nachfrage der Redaktion berichteten beispielsweise die WestfalenWind GmbH, aber auch die Rentkammer – vertreten durch Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und die beiden Wittgensteiner Kommunen sowie der Kreis von „konstruktiven Gesprächen“.

Die WestfalenWind GmbH hatte die Konferenz beantragt, um ihre Pläne vorzustellen. „Das Treffen dient im Grunde dem Kennenlernen“, berichtet Sonya Harrison aus dem Marketingteam des Betreibers. „Die Gespräche waren sehr konstruktiv. Ich kann sagen, dass noch keine der 59 Anlagen pauschal herausgefallen ist, aber wir haben auch Hausaufgaben mitgenommen.“ Wahrscheinlich, so Harrison weiter, seien es aber am Ende keine 59 Standorte mehr, weil umfangreiche Gutachten zu Artenschutz, Schall oder Schutzabständen erst in weiteren Untersuchungen genau betrachtet werden.

Das berichtet die Kreisverwaltung

Der Kreis Siegen-Wittgenstein als Genehmigungsbehörde erläuterte zunächst die Hintergründe eines Scoopings, betont aber auch, warum man zum jetzigen Zeitpunkt wenig zu den Windkraftplänen sagen könne: „Da die Antragskonferenz kein öffentlicher Bestandteil des Verfahrens ist, können hierzu auch keine Details mitgeteilt werden. Es kann allerdings bestätigt werden, dass der Termin konstruktiv verlaufen ist. Sicherlich kann auch mitgeteilt werden, dass der Vorhabenträger noch offen gelassen hat, für wie viele Windenergieanlagen er tatsächlich Anträge stellen wird und in wie viele Antragspakete diese untergliedert sein werden. Ebenso ist offen geblieben, wann mit der Einreichung erster Anträgen zu rechnen ist. Nach derzeitigem Stand ist zu erwarten, dass für alle Windenergieanlagen das förmliche Genehmigungsverfahren nach dem BImSchG durchzuführen ist. Dies bedeutet auch, dass alle Antragsunterlagen öffentlich ausgelegt werden und dass eventuell hiergegen vorgetragene Einwendungen in einem öffentlichen Erörterungstermin zu diskutieren sind.“

Und weiter berichtet der Kreis: „Zu dem Termin waren deswegen neben Fachdienststellen des Kreises (Wasserbehörde, Naturschutzbehörde, Bodenschutzbehörde) und der tangierten Nachbarkreise, die betroffenen Städte und Gemeinden und weitere evtl. betroffene Fachbehörden sowie die anerkannten Naturschutzverbände eingeladen. Allen von den Teilnehmenden vorgetragenen Informationen werden in ein Unterrichtungsschreiben aufgenommen, das dem Vorhabenträger im Nachgang zur weiteren Orientierung für die Erstellung der Antragsunterlagen zur Verfügung gestellt wird.“

Das sagen Bad Berleburg und Erndtebrück

Für die Gemeinde Erndtebrück äußerte sich Bürgermeister Henning Gronau durchaus positiv, weil die Planer ihre Pläne transparent und offen vorgestellt hätten. Gleichzeitig hätten die Kommunen Bad Berleburg und Erndtebrück ihren Planungsstand in Sachen erneuerbare Energien offengelegt. „So sind wir in der Lage, die Politik in Erndtebrück umfassend zu informieren“, sagte Gronau im Gespräch mit der Redaktion. Der Bad Berleburger Dezernent und Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Wohnen, Christoph Koch, äußerte sich ähnlich: „Der Termin war aus unserer Sicht von konstruktivem Miteinander geprägt. Wir haben auf den am Montag, 28. März 2022, in der Stadtverordnetenversammlung politisch gefassten Aufstellungsbeschluss zur Neuaufstellung des sachlichen Teilflächennutzungsplans Windenergie verwiesen.“