Bad Berleburg. Die ersten vier Windkraftanlagen am Prenzenberger Kopf liegen im Zeitplan. Sorgen bereiten Politik und Anwohnern aber zusätzliche Bauvorhaben.
Bad Berleburg entwickelt sich zum Tummelplatz für Windkraft-Interessen. Neben einem bereits genehmigten, neuen Windpark und weiteren sehr konkreten Planungen machten zuletzt vor allem die Pläne des Investors Westfalenwind Schlagzeilen. Der verkündete Anfang März, 59 Anlagen in Bad Berleburg und Erndtebrück errichten zu wollen. Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung zwischen Odeborn und Eder lohnt sich. Und auch die beiden größten Fraktionen im Stadtrat bringen sich in Position.
Vorbereitungen am Prenzenberger Kopf
Die Vorbereitungen laufen. Schneisen sind vorbereitet. Aufstellplätze planiert und verdichtet. Schwertransporte bringen jetzt die die großen runden Turmbauteile nach und nach auf die Höhen rund um den Prenzenberger Kopf zwischen Arfeld, Christianseck und Schwarzenau. Bald werden großen Kräne folgen, um die Bauteile des dänischen Herstellers Vestas zu Windkraftanlagen zusammenzusetzen. Die Baustellen im Wald locken immer wieder auch neugierige Spaziergänger und Mountainbiker an. Der Fortgang der Arbeiten lässt sich in den Sozialen Medien wie Facebook oder Whatsapp anhand der geposteten Bilder verfolgen. „Alles läuft nach Plan. Die Anlagen werden im Mai betriebsbereit sein“, berichtet Karl Prinz zu Sayn-Wittgenstein von der Eder Energy GmbH.
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Die Bad Berleburger Politik indes verfolgt die Baustelle nach wie vor mit Sorge. Erst am Montag besuchte die Fraktion die Baustelle auf Einladung der Anwohnerin Sonja Kuhn-Weber aus Arfeld. Hintergrund sind dabei aber nicht die vier im Bau befindlichen Anlagen der Eder Energy GmbH. Die vier Windräder waren durch die Bauaufsicht des Kreises gegen den Willen der Stadt Bad Berleburg nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz genehmigt worden. Die Stadt hatte auf die bereits vorhandenen Vorrangzone Osterholz und laufende Planungen für weitere, größere Vorrangzonen verwiesen. Die Stadt war damit aber vor dem Verwaltungsgericht unterlegen. Deshalb macht Martin Schneider klar: „Wir werden um Windkraft nicht herum kommen. Deshalb müssen wir in unserer Vorrangzonenplanung Fahrt aufnehmen und sie zu einem rechtssicheren Ende führen“, so Schneider.
Die nächsten acht Anlagen
UWG-Fraktion stellt Fragen und weist auf Fristen hin
Die UWG möchte von der Stadt und dem Kreis Einzelheiten zu den aktuellen Windkraftplanungen in Bad Berleburg erfahren – speziell zu denen der Firma Windenergie Wenger-Rosenau GmbH. Das sind die acht Anlagen auf den Rentkammer-Flächen.
Die Auslegung der Gutachten sei vom 28. März bis 27. April bei der Stadt Bad Berleburg. Einwendungen können beim Kreis abgegeben werden.
Sorge bereitet der CDU-Fraktion einerseits, dass ganz konkret noch acht weitere Anlagen in direkter Nachbarschaft der Windfarm der Eder Energy GmbH auf Flächen der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer aus Bad Berleburg und der Rentkammer Wittgenstein aus Bad Laasphe geplant sind. Betreiber ist Krug Energy GmbH &Co. KG aus dem hessischen Münchhausen. Und andererseits werde auch von der Bezirksregierung in Arnsberg mit der Regionalplanung Druck ausgeübt. „Einschränkungen und Bedenken werden weggewischt“, ärgert sich Schneider und befürchtet, dass die weiträumige Ausweisung von Potenzialflächen im Regionalplan bereits dazu geführt hat, dass sich Investoren bei Flächenbesitzern die Klinke in die Hand geben, um Vorverträge zu unterzeichnen. Für Schneider ist klar: „Die Energieversorgung ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die kann nicht alleine von der Stadt auf den ländlichen Raum abgewälzt werden“, kritisiert Schneider. Windkraft aber, davon ist er überzeugt, habe die größte Lobby. Dagegen werde über Photovoltaik oder Wasserkraft fast gar nicht gesprochen. Wenn Windkraft im Wald möglich sei, dann müssten auch Solaranlagen auf allen großen Dachflächen in Städten möglich sein.
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Mit Blick auf Sonja Kuhn-Weber, die durch die „Einkreisung Windkraftanlagen“ um die Beeinträchtigung der Natur durch die Abholzung von Buchenwälder, die Versiegelung von Flächen durch die Verdichtung und um das Grundwasser fürchtet, sagt Schneider: „Ich kann ihre Sorgen verstehen. Sie sind nicht unbegründet. Aber ich kann auch nicht versprechen, dass bei der Vorrangzonenplanung nicht Flächen in ihrer Nähe dabei sind.“
Schriftliches Einverständnis
Lange vor dem Termin mit der CDU am Montag hatte sich Sonja Kuhn-Weber im Januar schriftlich an alle Ratsfraktionen gewendet. Und auch dort hatte sie ihre Ängste und Sorgen wegen des Windkraftprojekts geschildert. Für die SPD-Fraktion hatte die Vorsitzende Iris Gerstmann geantwortet. Sie macht die Zwangslage deutlich, in der die Kommunalpolitik steckt: „De facto ist die Energiewende erklärtes Ziel der Bundespolitik und im Koalitionsvertrag sind als Orientierung zwei Prozent der Landesfläche genannt.“ Im Gespräch mit der Redaktion macht Gerstmann klar, dass „der Ukrainekrieg den Ruf nach erneuerbaren Energien und den Wunsch nach Unabhängigkeit in der Energieversorgung noch einmal verstärkt hat“.
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Dennoch äußert die SPD-Fraktionsvorsitzende schriftlich ihr Verständnis: „Ich gebe Ihnen Recht, dass es für uns, als ,Landbewohner’, ob der Ausmaße durchaus beängstigend wirkt. Allerdings bin ich auch schon in Garzweiler gewesen und habe den Braunkohletagebau gesehen. Das ist noch mal eine andere ,Hausnummer’ und die Anlieger müssen das seit Jahrzehnten ertragen, um den Braunkohlekraftwerken den Grundstoff zu liefern, Strom für die Allgemeinheit zu erzeugen“, so Gerstmann. Letztlich, so betont die Girkhäuserin: „Wir alle werden lernen müssen, mit Windkraftanlagen im Blick, im Ohr, oder sonst wie auskommen zu müssen. Dass uns das gelingen wird, steht außer Frage, denn anderswo leben die Menschen schon seit Jahren mit WEA im direkten Umfeld. Wir Menschen sind nun einmal ,Gewohnheitstiere’.“