Warstein. . Mitarbeiter vom Kreisgesundheitsamt Soest, des Landeszentrums Gesundheit aus Münster und ein Experten-Team der Uniklinik Bonn rund um Professor Dr. Martin Exner sucht in Warstein nach der Quelle für den Entstehungsraum von Legionellen. Die Bakterien sollen Ursache für die beängstigende Erkrankungswelle in der Kleinstadt sein.

Wo anfangen? Springbrunnen, Wassersprenkel-Anlagen, der Teich mit Wasserspiel – „Wir müssen alles in Betracht ziehen, wo Wassernebel entsteht.“ Diese Aussage von Professor Dr. Martin Exner, dem „Legionellen-Papst“, der 2010 schon die Epedemie in Ulm bekämpft hat, setzte die intensive Suche nach der Legionellen-Quelle in Warstein in Gang.

Mitarbeiter vom Kreisgesundheitsamt, des Landeszentrums Gesundheit aus Münster und das Expertenteam der Uniklinik Bonn rund um Professor Exner gingen auf Spurensuche in der sauerländischen Kleinstadt.

Verdunstungskühlanlagen – was sich dahinter verbirgt, ist nicht die „typische“ Privathaushalt-Klimaanlage, sofern es sie denn gibt. „Das sind ganz spezielle Anlagen, die meistens von Großbetrieben genutzt werden“, erklärte Professor Exner.

Acht bis neun Unternehmen kämen im Warsteiner Stadtgebiet demnach in Frage. Vor Ort in Warstein stellte sich dann schnell raus: Es müssen noch mehr in Betracht gezogen werden – und auch ganz andere Verbreitungswege könnten in Frage kommen.

Besprühungsanlagen am Rangetrift produzieren Wassernebel

Ein Warstein eigenes Phänomen war nämlich selbst Professor Exner gänzlich neu: Die Besprühungsanlagen am Rangetrift, die die Straße befeuchten, um die Feinstaubbelastung zu reduzieren produzieren Wassernebel – und damit einen möglichen Ort für Legionellen. „Sowas ist bisher nicht wissenschaftlich untersucht worden“, sagte Exner, der seine „Tour“ dann auch mit der Untersuchung der Sprühanlage begann.

Ausgestattet mit Mundschutz und Probenbechern nahm sein Team mehrere Proben der Anlage und es prüfte auch die Wassertemperatur – 18,8 Grad. „Eigentlich ist das zu kalt für Legionellen, aber wenn es in den vergangenen Tagen wärmer war, können sie sich natürlich gebildet haben“, wollte der Experte nichts ausschließen.

Klimaanlagen der Supermärkte und Industriebetriebe auf Prüfliste 

Supermärkte, Industriebetriebe – die Liste des Exner-Teams erweiterte sich nach einigen Hinweisen von Firmenmitarbeitern. Die heimische Brauerei sowie einige weitere Großbetriebe im Raum Warstein konnten allerdings ausgeschlossen werden, nachdem sich herausstellte, dass sie nicht mit den Verdunstungskühlanlagen arbeiten.

Die meisten Erkrankten in Warstein und Belecke

Die Suche konzentrierte sich dann auf den Raum Warstein und den Ortsteil Belecke, da dort die meisten Menschen erkrankten. Durch die besondere Tallage der Wästerstadt – nahezu kesselartig – könnte sich die belastete Abluft dort länger gehalten haben.

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Eine von Professor Exner untersuchte Anlage im Industriegebiet zwischen Warstein und Belecke wird nun von Experten desinfiziert, so dass von ihr keinerlei Gefahr mehr ausgehen kann – wenn sie denn die Quelle war. Denn genau sagen, woher die Legionellen-Abluft kam, werden die Experten erst am kommenden Dienstag können.

Obduzierter Toter weist Legionellen-Stamm auf

„So lange dauert es, bis wir die Proben als Bakterienstämme angezüchtet haben und mit den Proben der Patienten vergleichen können“, erklärte Exner. Mittlerweile wurde der Leichnam des 53-jährige Mannes, der an den Folgen der durch die Legionellen ausgelösten schweren Lungenentzündung starb, in der Uniklinik Bochum obduziert. Proben seiner Lunge weisen einen bestimmten Legionellen-Stamm auf, der nun zum Vergleich herangezogen werden kann.