Ulm. Fünf Tote und 59 Schwerkranke hat der bis dahin größte Legionellen-Ausbruch in Deutschland vor drei Jahren in Ulm gefordert. Das Jahr 2010 war gerade einmal fünf Tage jung, da meldete die Uni-Klinik in Ulm einen besorgniserregenden Anstieg infizierter Patienten. Parallelen befürchten Gesundheitsexperten nun in Warstein.

In Ulm wurden die Patienten vor dreieinhalb Jahren mit hohem Fieber und teilweise schweren Atembeschwerden in die Krankenhäuser eingeliefert, die Fälle häuften sich in atemberaubender Geschwindigkeit.

Einsatz von Antibiotika wirkte nicht

Binnen weniger Tage kam es zu ersten Todesfällen, darunter drei Frauen im Alter von mehr als 80 Jahren und ein Mann Mitte 40. Die Patienten waren durch andere Leiden bereits stark geschwächt, der Einsatz von Antibiotika wirkte bei ihnen nicht mehr.

Sämtliche Patienten hatten sich, wie sich anhand der Inkubationszeit zurückrechnen lässt, in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr infiziert haben, die Behörden tappten zunächst im Dunkeln, wo sich die Quelle für die Krankheitserreger befindet. Später stellte sich heraus, dass die Legionellen aus einem Kühlturm auf dem Gelände des Telekomgebäudes am Hauptbahnhof gekommen waren.

Legionellen vermehrten sich explosionsartig

Legionellen.jpg

Die Anlage war Teil eines neu installierten Blockheizkraftwerks, das im Dezember 2009 noch im Probebetrieb lief. Deshalb war sie immer wieder abgeschaltet worden, so dass sich im lauwarmen Wasser des Kühlsystems die Legionellen explosionsartig vermehrten.

Aufgrund der typischen Nebelwetterlage bildete sich um den Jahreswechsel herum eine Wolke aus legionellenverseuchten Nebeltröpfchen, die über der Stadt hing. Wer das Pech hatte, sie einzuatmen, wurde infiziert. Obwohl die Quelle eindeutig identifiziert wurde, ist heute – dreieinhalb Jahre später – immer noch ungeklärt, wer die juristische Verantwortung für die Epidemie trägt. Ein Gutachten soll Klarheit bringen.