Warstein. . Mit Professor Exner aus Bonn sind Gesundheitsexperten den Legionellen auf der Spur, die die Erkrankungswelle in Warstein offenbar ausgelöst haben. Inspiziert werden Klimaanlagen in neun Großbetrieben der Stadt, darunter auch Warsteiner Supermärkte. Nach der Aktion könnte die Erreger-Quelle elemeniert sein, hoffen die Fachleute. Der Kreis Soest hat präventiv einen Krisenstab eingerichtet. Über 70 Menschen sind erkrankt.

Eine mysteriöse Erkrankungswelle, die die Stadt Warstein seit Tagen in Atem hält, ist höchstwahrscheinlich durch Legionellen in einer größeren Klimaanlage ausgebrochen. Bei mehr als 70 Patienten ist die Krankheit bislang aufgetreten. Sie kann zu einer schweren Lungenentzündung führen. Zwei Männer (47 und 53 Jahre alt) aus Warstein sind nach ihrer Erkrankung verstorben.

Warnung genug für das Kreis-Gesundheitsamt. Seit Mittwoch hat die Behörde konkrete Maßnahmen veranlasst. Mit Hilfe von Professor Dr. Martin Exner, Leiter des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn, wird ermittelt, wo der Erreger seine Quelle haben könnte. Für Experte Exner steht zu "70 bis 90 Prozent" fest, dass die Legionellen aus einer Verdünstungskühlungsanlage stammen.

Deshalb werden zur Stunde die Klimaanlagen von neun Großbetrieben in Warstein untersucht. Zwei Mitarbeiter des Landesgesundheitszentrums Münster und zwei Beauftragte der Stadt Warstein gehen bei den Kontrollen von Norden nach Süden vor. Eine der letzten Stationen sind die Supermärkte auf dem Gelände an der Franz-Hegemann-Straße in Suttrop. Viele Erkrankte sollen aus diesem Umkreis kommen.

Die Gesundheitsexperten entnehmen detaillierte Proben bei ihren Kontrollen der Klimaanlage. Dort, wo es Auffälligkeiten gibt, wird gleich desinfiziert. Professor Exner geht davon aus, dass der Legionellen-Erreger so auf jeden Fall abgetötet wird. Das Ergebnis der Labor-Untersuchungen soll am kommenden Dienstag, 27. August, veröffentlicht werden. Im Warsteiner Allwetterbad übrigens besteht kein Verdacht auf eine Quelle für Legionellen. Hier hat das Hygenie-Institut Mülheim in Auftrag gegebene Qualitätsproben vorgenommen und dem Bad wie der Sauna blitzsaubere Werte attestiert.

Warsteiner Krankenhaus meldet weitere Fälle

Inzwischen sollen auch bei zwei Personen aus Düsseldorf und Münster die Krankheitssymptome aufgetreten sein. Sie waren am vergangenen Wochenende in Warstein und kamen offenbar mit dem Krankheitserreger in Kontakt. Das Warsteiner Krankenhaus nahm nach eigenen Angaben bis Mittwochmittag zehn weitere Menschen mit Anzeichen der Erkrankung auf. Die Zahl der Krankheitsfälle ist damit auf über 70 angestiegen.

Obduktion bestätigt Legionellen-Verdacht - Parallelen zu Ulm 

Das Gesundheitsamt meldete bis Mittwoch den Befund von Legionellen bei fünf Patienten. Die Obduktion der Leiche eines Verstorbenen bestätigte die Diagnosen. Spuren von Legionellen fanden sich im Urin. Nun muss noch die Quelle des Erregers eindeutig lokalisiert werden. Und das könnten nach Ansicht von Professor Exner größere Klimaanlagen sein.

Gesundheitsamt nimmt Proben aus Klimanlagen

Betreiber solcher Rückkühlungstechnik in der Kernstadt Warstein oder in den Ortsteilen sind aufgerufen, die Installationen dem Kreis mitzuteilen, damit Proben genommen und auf Erreger untersucht werden können. Ansprechpartner ist Rüdiger Große im Gesundheitsamt: Telefon 02921/302138 oder per E-Mail ruediger.grosse@kreis-soest.de.„Gemeint sind nicht Klimaanlagen in Privatwohnungen, sondern größer dimensionierte Geräte, die einen nennenswerten Abluftstrom produzieren“, erläutert Gesundheitsamtschef Dr. Frank Renken den Hintergrund.

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Parallelen zu Ulm

Dr. Renken und seine Mitarbeiter befürchten Parallelen zu einem Legionellenausbruch in Ulm im Jahr 2010. Damals hatten die Ventilatoren einer industriellen Klimaanlage die Erreger weiträumig über Aerosole verbreitet. Professor Dr. Martin Exner ging vor dreieinhalb Jahren auch in Ulm der Sache auf den Grund und stoppte die Epedemie, die fünf Tote gefordert hat. So dramatisch ist die Situation in Warstein bislang nicht.