Warstein. Aus bislang ungeklärter Ursache sind in Warstein und Umgebung 62 Menschen teilweise schwer erkrankt, zwei Menschen starben bereits an den Folgen der bakteriellen Erkrankung. Die wichtigsten Infos.

Die Menge der Fälle ist ungewöhnlich, die regionale Begrenzung ebenso: Eine Häufung von grippeähnlichen Erkrankungen in und um Warstein, die mit einer teilweise schweren Lungenentzündung einher gehen, wurde dem Gesundheitsamt des Kreises Soest vom Krankenhaus Maria Hilf gemeldet.

Das heimische Krankenhaus hat in zehn Tagen bisher insgesamt 62 Patienten mit teils lebensbedrohlichem Zustand aufgenommen, die ein ähnliches Krankheitsbild aufweisen. Krankheitserreger ist kein Virus, sondern ein Bakterium, wobei dieser noch nicht klar identifiziert werden konnte.

Mittlerweile sind zwei Todesfälle zu beklagen: Ein 47-jähriger Warsteiner, der mehrere Vorerkrankungen hatte, starb am Donnerstag in seiner Wohnung, ein 53-Jähriger war in der Nacht zu Samstag auf der Intensivstation an einer Sepsis (Blutvergiftung) mit Multiorgan-Versagen gestorben.

Zwei Patienten im kritischen Zustand

Einen solch akuten Krankheitsverlauf wiesen noch zwei weitere Patienten auf: Eine 43-jährige Frau wurde nach Blutwäsche und Stabilisierung ins Klinikum nach Dortmund verlegt, wo sie sich nach wie vor in einem kritischen Zustand befindet. Ebenso wie ein 47-jähriger Patient, der in Warstein auf der Intensivstation betreut wird. Die übrigen Patienten sind auf Normalstationen untergebracht und werden dort mit hochdosierten Antibiotika versorgt.

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„Bei dem größten Teil ist unter der Behandlung eine sehr schnelle Besserung zu verzeichnen“, betonte Oberarzt Lutz Humpert, hygienebeauftragter Arzt, im Rahmen einer Pressekonferenz von Krankenhaus und Kreis-Gesundheitsamt. „Das ist eine unerklärliche Häufung schwerer Erkrankungen, die auch junge Menschen betrifft“, fasste Thomas Schumacher, Chefarzt Anästhesie, den derzeitigen Stand zusammen.

Warsteiner Krankenhaus schaltet Gesundheitsamt ein

Wegen der Häufung der Fälle, pro Tag wurden in den vergangenen zehn Tagen – abgesehen vom Montag, an dem es keine Neuaufnahmen mit ähnlichen Krankheitssymptomen gab – im Schnitt sieben bis acht Patienten aufgenommen. Das Warsteiner Krankenhaus nahm daher Kontaktmit umliegenden Kliniken auf. „Aber das ist in keinem anderen Krankenhaus in der Region aufgetreten“, erläuterte Schumacher. „Da die Ursache zunächst völlig unklar war, haben wir uns frühzeitig an das Gesundheitsamt gewandt.

Männer und Frauen von mysteriöser Erkrankung betroffen 

Auffällig sind neben der Häufung der Fälle die Gemeinsamkeiten – wie auffällige Entzündungswerte und sehr eindeutige Röntgenbilder der Lunge – aber auch die Unterschiede: Die Patienten kommen zwar alle aus dem Stadtgebiet Warstein und aus Rüthen, sind aber vom Alter her vollkommen verschieden – der jüngste Patient ist 27 Jahre alt, der älteste 91. Auch sind Männer und Frauen gleichermaßen von der Erkrankung betroffen.

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Bei Untersuchungen wurden verschiedene Keime gefunden, aber es gibt kein klares Ergebnis für alle Patienten. „Fest steht nur, dass es ein Bakterium ist, da es keine Infektion von Mensch zu Mensch im Krankenhaus gegeben hat“, erläuterte Humpert. Man habe Blutkulturen angelegt und die Keime angezüchtet – doch für eine genaue Festlegung müssten zehn Prozent der Patienten den gleichen Erreger haben. Der wurde noch nicht entdeckt.

Auch wurden inzwischen die betroffenen Patienten separiert. Humpert: „Wir wollen unser Glück nicht überstrapazieren.“ Eine Gruppenisolierung gebe es jedoch nicht. Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken: „Das würde ich nicht anordnen. Das ist nicht notwendig und verunsichert die Leute nur.“

Wo waren Leute vor Ausbruch der Krankheit?

„Es ist rätselhaft, um welchen Erreger es sich handeln könnte“, betonte Dr. Renken. Über einen Fragebogen, den die Patienten ausfüllen müssen, versucht man nun die Quelle der Infektion zu finden, indem man reflektiert, was die Leute ein bis zwei Wochen vor Krankheitsausbruch gemacht haben. „Wir sind dabei zu eruieren, welche Gemeinsamkeiten es geben könnte, haben aber bisher nichts gefunden.“

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Aufklärung erhofft man sich über eine Obduktion der beiden gestorbenen Patienten zu erlangen. Die Angehörigen wurden bereits um Erlaubnis gefragt. „Es ist dringend notwendig, dass die beiden Männer zeitnah untersucht werden“, betonte Schumacher.

Viele Warsteiner reagierten beunruhigt: Über 20 Anrufe gingen allein bei den Stadtwerken ein. „Das Trinkwasser ist einwandfrei“, betont Stadtwerkeleiter Klaus Kellerhoff. „Wir schließen jegliche Verursachung aus.“