Siegerland. Sie kümmern sich um die Menschen um uns herum und eilen zur Hilfe: 8 Menschen erzählen, wie sie Weihnachten auf der Arbeit im Siegerland erleben.
Zeit mit den Liebsten verbringen, gemütlich in der Nähe des Tannenbaums sitzen und dabei Weihnachtsmusik hören – so oder so ähnlich sieht Weihnachten wohl bei den meisten Menschen im Siegerland aus. Doch es gibt auch diejenigen unter ihnen, die an den Feiertagen arbeiten müssen. Sie kümmern sich oft um die Menschen um uns herum, eilen zur Hilfe und sind für andere da. Pflegefachkräfte, Ärzte, eine Telefonseelsorgerin, ein Rettungssanitäter und ein Feuerwehrmann aus dem Siegerland erzählen, wie sie Weihnachten auf der Arbeit erleben.
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Telefonseelsorgerin arbeitet an Weihnachten: „Es hat eine andere Tiefe für mich“
Susanne Bald, ehrenamtliche Seelsorgerin bei der „Telefonseelsorge Siegen“, arbeitet an Heiligabend von 15 bis 22 Uhr, nimmt Anrufe entgegen und versucht, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. „Wir verbinden unser Leben lang Weihnachten mit großen Erwartungen, das Fest hat bei uns einen ganz hohen Stellenwert. Von diesem Gefühl sind Menschen ergriffen, die bei uns anrufen“, erzählt sie. Menschen, die nicht familiär verbunden seien, würden meist im Voraus ihre Festtage planen, damit sie nicht alleine sind. Wer ein gutes soziales Netz habe, greife darauf zurück. „Erfahrungsgemäß rufen in der Christnacht und an Weihnachten Menschen an, die einsam sind. Einsamkeit an Weihnachten tut noch einmal mehr weh.“
Telefonseelsorge ist keine „Akkordarbeit“ – jedes Gespräch benötigt Kraft und ist ein Erlebnis. Es kann geprägt sein von Not und Leid, aber auch von glücklichen Momenten. „Wenn ich ein langes Gespräch mit jemandem hatte – eine Stunde vielleicht – schalte ich mich danach erstmal aus“, sagt Susanne Bald. Nach diesen intensiven Begegnungen mit viel Tiefgang müsse sie erst einmal eine Pause machen und zur Ruhe kommen, „damit ich an das nächste Gespräch mit seelischem Gleichgewicht drangehen kann“. Wenn sie gerade nicht erreichbar ist, sind es andere Fachkräfte bei der Telefonseelsorge Siegen. Seit zehn Jahren ist Susanne Bald ehrenamtliche Telefonseelsorgerin, absolvierte dafür eine eineinhalbjährige Ausbildung. „Ich mache immer an Weihnachten Dienst. Das ist für mich etwas Besonderes. Es ist ein Geschenk und eine Gabe gleichzeitig.“ Ihre Arbeit an Weihnachten sei für sie wertvoller als an anderen Tagen. „Es hat eine andere Tiefe für mich.“
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Pflegefachkräfte aus Siegen sind auch an Weihnachten für die Menschen da
„Ich arbeite am 24. Dezember im Spätdienst von 13.15 bis 21.30 Uhr, am ersten Weihnachtstag habe ich frei, am zweiten habe ich wieder Spätdienst“, sagt Nina Halberstadt. Sie ist als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin in der DRK-Kinderklinik Siegen auf einer Akutstation tätig und kümmert sich dort unter anderem um Kinder mit Diabetes oder neurologischen Erkrankungen. „Die Arbeit an Weihnachten ist total schön. Alle sind in Weihnachtsstimmung und es macht Spaß mit den Kindern. Für die gibt es Geschenke“, erzählt sie. Generell sei der Arbeitsablauf meist etwas entspannter als an anderen Feiertagen. Eltern und Kinder wollten mehr Familienzeit miteinander verbringen. „Ansonsten bleibt der Arbeitsablauf der Gleiche.“
Es gebe einen Weihnachtsbaum auf ihrer Station und ein „Weihnachtsmenü“. Und das Team versuche, gemeinsam Pause zu machen, soweit das möglich sei. Obwohl ihr die Arbeit sehr viel Spaß macht, ist sie trotzdem ein „bisschen traurig“, an Heiligabend nicht bei ihrer Familie sein zu können. Doch sie hat für eine Alternative gesorgt: „Wir machen statt eines Abendessens einfach ein Weihnachtsfrühstück.“
Antje Beyerlein ist Kinderkrankenschwester und Bereichs- und Teamleitung der Häuslichen Kranken- und Kinderkrankenpflege der DRK-Kinderklinik Siegen. Sie betreut die beatmete Patientin Sinem bei deren Eltern in Geisweid – auch an Weihnachten. „Ich versorge mit meinen Kolleginnen eine 20-jährige, türkische Patientin. Da ist jetzt das Weihnachtsfest kein wirklicher Feiertag. Dafür bringen wir als Team dann etwas Weihnachtsstimmung mit in die Familie“, erläutert sie. In der Frühschicht erfolge, wie sonst auch, die Grundversorgung. „Dann wird die Patientin mobilisiert und wir sorgen für ein wenig Ablenkung und Beschäftigung.“
Für Antje Beyerlein ist das Arbeiten an Weihnachten nichts Ungewöhnliches. „Oder anders gesagt: Ich habe mich ja ganz bewusst für den Pflegeberuf entschieden – mit all seinen Rahmenbedingungen. Dazu gehört eben auch, mal an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten.“ Die Patienten und deren Familien in der häuslichen Intensivpflege hätten rund um die Uhr Pflegebedarf. Die alleinerziehende Mutter hat in diesem Jahr an Weihnachten Frühdienst, „da feiern wir als Familie dann eben etwas später“. Ihre Kinder seien schon groß und hätten viel Verständnis für ihren Beruf.
Jule Menk ist Gesundheits- und Krankenpflegerin und arbeitet im Team der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin im St. Marien Krankenhaus in Siegen. „Ich habe am 24. Dezember Bereitschaftsdienst von 8 bis 20 Uhr“, sagt sie. In ihrem Job müsse man schnell reagieren: „Man weiß nie, was kommt.“ Gerade die Arbeit in der Anästhesie sei sehr breit gefächert.
Geplante OPs gäbe es am Wochenende bzw. Heiligabend keine. Es gehe vielmehr um „alles, was direkt gemacht werden muss und nicht verschoben werden kann“. Für sie ist es ihr erster Weihnachtsdienst: „Ich bin ein bisschen aufgeregt und freue mich. Es ist spannend, an so einem Tag zu arbeiten.“
In Rufbereitschaft: Ärzte sagen, wie die Arbeit an Weihnachten im Krankenhaus läuft
„Ich muss innerhalb von 15 Minuten auf der Intensivstation sein“, sagt Prof. Dr. med. Christian Brülls, Chefarzt und Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin im St. Marien Krankenhaus in Siegen. Er arbeitet an Heiligabend und hat von 7 bis 19 Uhr Rufbereitschaft. Morgens ist er bei der Visite auf der Intensivstation mit dabei, danach steht er telefonisch immer wieder in Kontakt mit Oberarzt und Facharzt für Anästhesiologie, Ghassan Meheshi, der im OP steht und von 9 bis 21 Uhr an Heiligabend im Einsatz ist. „Unsere Zeiten sind verschieden und überlappen sich, damit es keine Lücken gibt“, betont Ghassan Meheshi, der gebürtig aus Libyen stammt. „Für mich gibt es kein Weihnachten, für mich ist es ein normales Wochenende.“
An Heiligabend würde dann abends gemeinsam im Team gegessen, soweit es möglich ist, sagt Prof. Dr. med. Christian Brülls. „Jeder bringt etwas mit.“ An Weihnachten im Krankenhaus zu arbeiten, sei nicht traurig – „auch hier feiert man ein bisschen Weihnachten“. Manche Menschen hätten gar nicht die Möglichkeit, das Fest mit ihren Liebsten zu verbringen. „Andere haben es viel schwerer.“ Oft würde Weihnachten mit Erwartungen überladen. Eigentlich sei es ein religiöses, stilles Fest. „Das wird einem bewusster, wenn man gerufen werden kann.“
Rettungssanitäter: An Heiligabend wird in der Rettungswache zusammen gekocht
„Für mich ist ein Weihnachtsarbeitstag ein Tag wie jeder andere“, sagt Ralf Meier, Rettungssanitäter bei der DRK-Rettungswache in Deuz, der am zweiten Weihnachtsfeiertag von 7 bis 19 Uhr Dienst hat. An Heiligabend werde in der Wache zusammen gekocht, soweit es das Einsatzgeschehen zulasse. Am zweiten Weihnachten werden sich wohl alle Reste von zu Hause mitbringen.
30 Jahre ist Ralf Meier schon Rettungssanitäter. „Ich lasse meinen Kollegen, die kleine Kinder haben, lieber den Vortritt.“ Sie sollten an Weihnachten freihaben, seine Tochter sei schon erwachsen. An Weihnachten könne er zu jeder Art von Notfall gerufen werden – „häusliche oder internistische Notfälle, Kindernotfälle, Reanimationen“, nennt er Beispiele. „Die Bandbreite ist riesengroß. Wir sind Profis und können mit diesen Situationen umgehen.“
Feuerwehrmann aus Siegen: „Etwas komisch“, Frau und Tochter an Heiligabend nicht zu sehen
Christoph Monseur ist Brandmeister bei der Feuerwehr Siegen und arbeitet an Heiligabend: „Das Essen wird etwas pompöser ausfallen als sonst und es wird festlicher geschmückt sein. Man wird etwas mehr zusammensitzen, sollten es die Einsätze ermöglichen“, sagt er. Die Einsätze, gerade im Rettungsdienst, könnten etwas anders sein. „Weihnachten ist eine besinnliche Zeit, in der Patienten und Angehörige anders reagieren könnten als an normalen Tagen.“ Im Grunde genommen sei der Dienst an Heiligabend aber wie an jedem anderen Tag sonst auch. „Da wir drei Wachabteilungen sind und wir nach 24 Stunden immer 48 Stunden freihaben, müssen alle Wachabteilungen an irgendeinem Weihnachtstag arbeiten.“
Dennoch fühle es sich schon etwas komisch an, seine Frau und Tochter an Heiligabend nicht zu sehen. „Unsere Tochter ist erst drei Jahre alt. Daher findet die Bescherung und das festliche Essen einen Tag vorher statt. Das haben wir für unsere Tochter so mit dem Christkind besprochen, weil Papa Heiligabend arbeiten muss.“ Die Familien würden auch am ersten und zweiten Weihnachten zusammenkommen. „Dann kann man das Verpasste an den Tagen aufholen.“
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