Siegen. Der 21-jährige Felix Hof aus Siegen ist Kinderkrankenpfleger in der DRK-Kinderklinik. So sieht sein Alltag aus und darum liebt er seinen Beruf.

Felix Hof aus Siegen befindet sich im letzten Jahr seiner Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger in der DRK-Kinderklinik. Vor Kurzem hat der 21-Jährige seine praktische Prüfung absolviert. Ursprünglich wollte er einmal Bankkaufmann werden.

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Nach seinem Abitur absolvierte der 21-Jährige ein Praktikum in einer Bank. „Nach drei Tagen war mir klar, dass das nichts für mich ist“, sagt er. Das Praktikum sei aber nicht umsonst gewesen: „Ich habe gemerkt, dass ich gerne mit Menschen zusammenarbeite.“ Obwohl Felix Hof bis dahin keinen Bezug zu Krankenhäusern hatte, reizte ihn die Arbeit in der Pflege und er absolvierte ein Praktikum im Klinikum Siegen. „Davon war ich so begeistert, dass ich vor meiner Ausbildung noch ein Bundesfreiwilligenjahr im Marien-Krankenhaus gemacht habe“, erzählt Felix Hof. Währenddessen bewarb er sich bereits in der Kinderklinik. „Ich dachte mir, die Arbeit Kindern könnte für mich eine ganz neue Herausforderung sein, als die reine Erwachsenenpflege“, erzählt der Auszubildende.

Der Start in die Ausbildung sei abenteuerlich gewesen: „Ich habe im April 2020 angefangen, da ging es gerade so richtig los mit Corona“, erinnert er sich. Für ihn ging es direkt in die Praxis auf der Früh- und Neugeborenenstation. In den Klinikalltag hat sich Felix Hof dennoch schnell eingelebt. „Ich, der vorher noch nie ein Baby in der Hand hatte, das war schon sehr spannend.“ Aber dank seiner Kolleginnen habe von Anfang an alles geklappt.

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Kinderkrankenpflege: Das sind die wichtigsten Aufgaben eines Pflegers

Wenn Felix Hof seine Schicht beginnt, bespricht er die Vitalwerte und das Befinden der einzelnen Patienten mit dem Stationsteam. Danach gehen die Auszubildenden mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen in die ihnen zugewiesen Zimmer. „Wir begleiten sie und machen alles, was so anfällt“, berichtet Felix Hof. Das steigert sich. Mit zunehmender Berufserfahrung wird es den Auszubildenden ermöglicht, Patienten alleine zu betreuen. „Die Kolleginnen und Kollegen gucken uns dabei helfend über die Schulter und greifen bei Fehlern ein“, so Felix Hof. Zu seinen alltäglichen Aufgaben zählen auch die Untersuchung der Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Lungenfunktion sowie deren Dokumentation.

Felix Hof bereitet auch die Medikamente für seine Patienten vor. 
Felix Hof bereitet auch die Medikamente für seine Patienten vor.  © Verena Schlüter

Ein weiterer wichtiger Teil seiner Arbeit ist der Umgang mit den Eltern. „Die Eltern sind für uns wichtige Ansprechpartner“, sagt Katharina Pfender, Zentrale Praxisanleiterin der DRK-Kinderklinik. Gerade wenn es um das eigene Kind gehe, haben vielen der Eltern Ängste und große Sorgen. Die Auszubildenden werde daher auch speziell im Umgang mit den Eltern geschult.

Die größte Herausforderung an seinem Beruf sei die Ungewissheit. Der Alltag in einer Kinderklinik ist unvorhersehbar. „Kein Tag ist so wie der andere“, betont Felix Hof. „Wenn ich morgens die Klinik betrete, kann ich nie abschätzen, was mich in den Zimmern erwartet.“ Es kann jederzeit zu einem Notfall kommen: „Ich muss mich immer wieder auf neue Situationen einstellen“, erklärt der Auszubildende. Das mache die Arbeit aber auch sehr abwechslungsreich. „Ich bin den ganzen Tag aktiv.“

Kinderkrankenpflege: Das Besondere an der Pflege von Kindern

Die Kinder- und Jugendmedizin ist eine kleine Teildisziplin der Allgemeinmedizin. Um die jungen Patienten richtig zu versorgen, ist spezielles Wissen notwendig. „Wir versorgen ja keine kleinen Erwachsenen. Man muss sich vorstellen, wie klein die Würmchen sind, wenn die zu uns kommen. Das sind ganz andere Dimensionen als bei Erwachsenen und ist und mehr Aufwand verbunden“, erzählt Katharina Pfender. Es seien viele Hände nötig. „Ein Arzt nimmt das Blut ab, jemand von uns hält das Kind fest und die Eltern trösten“, erklärt die Praxisanleiterin. „Wir erklären den kleinen Patienten während unserer Arbeit vieles und nehmen Ängste.“ Das Pflegepersonal muss sehr einfühlsam sein. „Wir leisten einiges an Überzeugungsarbeit, um schlechte Erfahrungen zu vermeiden.“

Die Pflege von Kindern kann sehr herausfordernd sein und ist mit viel Stress verbunden. Felix Hof hat trotzdem nach wie vor jeden Tag „Bock“ , zur Arbeit zu gehen und seine Patienten zu versorgen. Aber warum sollten sich junge Menschen für die Kinderkrankenpflege entscheiden? „Ganz einfach, weil wir die Leute dringend brauchen“, so der Auszubildende. „Ob man in der Pflege arbeiten kann, weiß man erst, wenn man es einmal ausprobiert hat.“

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Das Besondere für ihn an der Pflege von Kindern: Während Erwachsene häufig noch an Nebenerkrankungen leiden, sei bei Kindern die Chance höher, eine Krankheit komplett auszuheilen. „Was an meiner Arbeit in der Kinderklinik liebe, ist die Tatsache, dass es unseren kleinen Patienten nicht gut geht, wenn sie hier hinkommen. Und ein paar Tage später rennen die meisten von ihnen wieder über den Flur, als wäre nie etwas gewesen“, sagt Felix Hof. „Das gibt mir noch mal eine ganz andere Motivation.“ Für den 21-Jährigen ist es ein gutes Gefühl, helfen zu können. „Ich gehe einer super sinnvollen Tätigkeit nach“, betont der Auszubildende.

Kinderkrankenpflege: Männer haben einen anderen Blickwinkel

Männliche Pfleger seien nach wie vor die Ausnahme. Felix Hof har aber wegen seines Geschlechtes noch keine Nachteile erfahren – eher Gegenteil: „Das kann für die Patienten auch hilfreich sein. Auf der Chirurgie beispielsweise, wenn bei einem 15-jährigen Jungen nach einer OP die Verbände gewechselt werden müssen, ist das für ihn mit einem männlichen Pfleger wahrscheinlich angenehmer“, so der Auszubildende.

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Auf der Früh- und Neugebornenstation hat Felix Hof auch immer ein besonderes Auge für die Situation der Väter. Denn gerade nach einer Geburt liege der Fokus häufig auf der Mutter. „Ich finde es aber auch wichtig, dass der Vater sich gut um das Baby kümmern kann“, betont der 21-Jährige. „Ich denke mir immer, wenn ich ein Kind hätte, würde ich auch wollen, dass mir das jemand zeigt.“ Für seine Arbeit erfährt Felix von seinen Patienten und deren Eltern viel Wertschätzung. Die Pflege ist ein sehr soziales Berufsfeld und biete viele Fortbildungsmöglichkeiten.

Die Kinderklinik sucht noch nach Pflegepersonal

Die DRK-Kinderklinik bildet als Träger zwei Mal im Jahr jeweils 19 neue Pflegekräfte aus. „Die Ausbildung startet bei uns jedes Jahr im April und Oktober“, so Katharina Pfender. Aktuell ist die Klinik noch auf der Suche nach Auszubildenden. „Wir sind froh über jeden, der kommt“, betont die Praxisanleiterin. Auch in der Kinderpflege fehle es an Nachwuchs. Daher nimmt die Klinik auch kurz vor dem Ausbildungsstart noch Bewerbungen entgegen. „Wir brauchen dringend junge Menschen, die nachkommen.“ Auch für Oktober könne man sich bereits bewerben. Bereits vorhandene Erfahrungen in der Pflege sind kein Muss, werden aber gerne gesehen. Die Kinderklinik bietet Praktika an, um in das Berufsfeld reinzuschnuppern. Katharina Pfender war lange selbst Pflegerin in der Kinderklinik: „Mir hat nie etwas ein besseres Gefühl gegeben.“

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Während der dreijährigen Ausbildung werden die Pflegekräfte am „Bildungsinstitut Gesundheitsberufe Südwestfalen“ in Siegen unterrichtet. Die Schulblöcke sind in Lehreinheiten eingeteilt, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Die Auszubildenden lernen anhand verschiedener Krankheitsbilder, Patienten zu versorgen.

Krankenpflege: Neue Ausbildungsform

2020 hat die Bundesregierung die Ausbildung der Pflegeberufe neu geregelt. Nun ist sie generalistisch ausgerichtet. Die bisherigen Berufsbilder Altenpflege, Erwachsenkrankenpflege und Kinderkrankenpflege wurden abgeschafft und zu einem Beruf zusammengefasst. In die neue Ausbildung fließt Fachwissen aus allen Bereichen ein. Drei längere Pflichteinsätze in unterschiedlichen medizinischen Einrichtungen sind vorgeben, um alles abzudecken. „Obwohl ich in der Kinderklinik angestellt bin, konnte ich viel Erfahrung in der Erwachsene- und Altenpflege sammeln“, berichtet Felix Hof.

Die Ausbildung ist in 2500 Praxis- und 2100 Theoriestunden unterteilt. Der Theorieteil sei nötig, um den medizinischen Hintergrund zu erlernen und gut vorbereitet zu sein, so Felix Hof. Im dritten Lehrjahr erfolgt die Spezialisierung. Die angehenden Pflegerinnen und Pfleger der Kinderklinik können wählen, ob sie einen generalistischen Abschluss zur Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann mit Vertiefung Kinder- und Jugendmedizin (Pädiatrie) machen möchten oder ihre Lehre in der Kinderkrankenpflege abschließen. „Wir sind eine, der wenigen Kinderkliniken in Deutschland, die noch den Abschluss der Gesundheits- und Kinderpflege anbieten können“, sagt Katharina Pfender. Die Kinderklinik bezahlt alle ihre Mitarbeitenden nach Tarif.

Die DRK-Kinderklinik

Die Kinderklinik ist eine Einrichtung des „Deutschen Roten Kreuzes“. Sie wurde 1918 gegründet. Als eine der wenigen selbstständigen Kinderkliniken Deutschlands hat sich die Klinik in Siegen im Verlauf der Zeit zu einer hoch spezialisierten Fachklinik für Kinder- und Jugendmedizin entwickelt. „Aus der regionalen und überregionalen Gesundheitsversorgung sind wir nicht mehr wegzudenken“, sagt Tanja Bauschert, Sprecherin der DRK-Kinderklinik.

Kinderinseln

Auf den beiden Kinderinseln der Klinik leben schwer erkrankte und beeinträchtigte Kinder. Viele sind auf intensive stationäre Pflege angewiesen. „Die Patienten wohnen dauerhaft bei uns“, erzählt Klinik-Sprecherin Tanja Bauschert. Die Familien dürfen ihre Zimmer individuell gestalten.

Auf den Inseln gibt es Möglichkeiten zur Physiotherapie, Heilpädagogik, Musiktherapie und auch tiergestützte Therapien. Drei Mal in der Woche bekommen die Kinder Besuch von Hunden, einmal im Monat kommen Ponys vorbei.

Die Klinik versorgt jährlich rund 5.750 Patienten stationär und über 63.600 Patienten ambulant. Hierfür stehen 158 Betten im stationären Bereich mit 14 Plätzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zur Verfügung. Insgesamt beschäftigt die Kinderklinik mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In der Pflege sind aktuell etwa 350 Mitarbeitende und 45 Auszubildende tätig.

In der Klinik gibt es einen Bereich für Früh- und Neugeborene und eine Eltern-Kindstation. Eine weitere Abteilung hat sich auf Diabetologie und Neurologie spezialisiert. Außerdem verfügt die Klinik über eine Chirurgie wie auch Orthopädie und zwei Intensivstationen. Eine davon befindet sich im Jung-Stilling-Krankenhaus für Frühgeburten. Darüber hinaus ist eine Kinder- und Jugendpsychiatrie an das Haus angegliedert mit einer zusätzlichen Station für psychosomatischen Erkrankungen. In der Klinik gibt es außerdem zwei Kinderinseln, auf denen schwer erkrankte und beeinträchtigte Kinder leben.

Felix Hof hat in den drei Jahren seiner Ausbildung viele Abteilungen durchlaufen. Seine praktische Prüfung absolvierte er auf einer der Kinderinsel. Nach seiner Ausbildung möchte der 21-Jährige in der Kinderchirurgie arbeiten.

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