Siegen. Keiner kümmert sich: Diese Kritik einer Leserin an der Notaufnahme des Klinikums Siegen hat kontroverse Reaktionen hervorgerufen.
Vor einigen Tagen haben wir über den Hilchenbacher Dr. Peter Neuhaus berichtet, der als Notfallpatient Hilfe im Weidenauer Klinikum suchte. Weitere Leserinnen und Leser schlossen sich an. Der Bericht „Patienten lassen an Klinikum Siegen kein gutes Haar“ hat eine große Debatte auf unserer Facebook-Seite ausgelöst, die wir hier in Auszügen dokumentieren.
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Christiane Luke: Diese Erfahrung oder ähnliche habe ich im Kreisklinikum Siegen noch nicht gemacht. Im Gegenteil. In anderen Siegener Krankenhäusern aber sehr wohl. Dass da Menschen sitzen mit nur leichten Symptomen, konnte ich auch nicht beobachten. Allerdings ist der Ton vieler Mitarbeiterinnen in einigen Arztpraxen auch zunehmend rauer geworden. Vor allem in Facharztpraxen, bei denen die Patienten lange Wartezeiten hinnehmen müssen. Woran das liegt, müsste einmal genau untersucht werden. Corona hat da sicherlich seinen Beitrag geleistet...
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„Katastrophale Krankenhausfinanzierung“
Carsten Haug: Was wir hier zu lesen bekommen ist der Querschnitt durch die deutsche Krankenhauslandschaft. Personelle Unterbesetzung aufgrund einer katastrophalen Krankenhausfinanzierung. Den Kollegen und Kolleginnen der Notaufnahmen in Siegen geht es, wie überall: Hohes bis höchstes Arbeitsaufkommen in den Notaufnahmen, gegen das man verzweifelt ankämpft. Dabei kann man nur an das Bewusstsein für den wirklichen Notfall in der Bevölkerung appellieren: Gehen Sie bitte nur in die Notaufnahmen, wenn ein tatsächlicher Notfall besteht, damit die bestmögliche Versorgung gewährleistet ist! Allen Kolleginnen und Kollegen der Notaufnahmen gilt mein Dank für die professionelle und zuverlässige Arbeit, die sie bei allen Widrigkeiten jeden Tag leisten!
Sabrina Jung: Das anwesende Personal geht ans Limit und wird so an den Pranger gestellt. Ich muss mich nicht in die Zna setzen um mir Gicht o.ä. diagnostizieren zu lassen.
Tim Weber: Verdacht auf Blinddarmentzündung oder Durchbruch. Mit dem Auto zum Kreisklinikum, Blut abgenommen, die Ärztin fragte mich, wie ich überhaupt noch stehen konnte, dann auf Station binnen von 15 Minuten, Haare am Bauch abrasiert keine fünf Minuten später, Klamotten aus, ab ins Leibchen, kurzes Gespräch mit dem Anästhesisten, volle Dröhnung mit OP und juhu, ich lebe noch. Danke an das Team vom Kreisklinikum für den vollen Einsatz!
„Das Personal saß bestimmt nicht beim Kaffeetrinken“
San DY: Willkommen im Pflegenotstand!!! Woher Personal nehmen, wenn keins da? Schafft bessere Bedingungen, und vielleicht kommen Pflegekräfte wieder! Pflege ist schon lange am Limit. Unter anderem äußerst sich das in langen Wartezeiten. Pauschal kann man nicht alles über einen Kamm scheren. Das Personal saß bestimmt nicht beim Kaffeetrinken in der Teeküche.
Silvia Bansen: Die Erfahrungen des Herrn Neuhaus kann ich so nicht bestätigen. Ich war schon mehrfach in der Notaufnahme des Kreisklinikums Siegen und fühlte mich immer sehr gut aufgehoben. Ich habe diese Erfahrungen leider in den anderen Krankenhäusern in Siegen machen müssen.
Diana Ana Windolf: Kann ich nicht bestätigen,im Gegenteil ich kam letzten Donnerstag mit Schmerzen in die Notaufnahme und man kümmerte sich rührend um mich. Auch nach der Not OP kümmerte man sich weiter fürsorglich.
„Alle Siegener Krankenhäuser ständig voll belegt“
Pe Tra: Fakt ist, dass alle Siegener Krankenhäuser ständig voll belegt sind. Notarztwagensanis müssen ständig rumtelefonieren, wo jemand hingebracht werden kann. Leute werden teilweise nach Gummersbach, Köln, Bad Berleburg oder sonst wohin gebracht. Notaufnahmen sind stets überfüllt. Aber jetzt kommt ja bald der Teledoktor für vier Landkreise zum Einsatz. Das wird uns retten. Und dann sollen ja noch viel mehr Krankenhäuser zugemacht werden.
Corina Weber: Notarztwagen werden wegen jeder Kleinigkeit angerufen, dann werden die erst behandelt. Das ist ein großes Problem.
Juli Spuyen: Nicht richtig! Selbst wenn der Rettungsdienst, ob mit oder ohne Notarzt, Patienten in die Notaufnahme bringen, werden sie auch nach der Triage behandelt. Somit kommt es mit Rettungsdienst genauso vor, dass man warten muss.
Helga Menzel: Das beste Krankenhaus ist in Freudenberg, bei der Aufnahme sehr höflich, bei der Untersuchung sehr lieb und höflich. Die Ärzte einfach klasse, auf der Intensivstation so was Herzliches an Personal. Das Essen ist echt lecker. Wenn ich noch mal ins Krankenhaus muss, dann nur Freudenberg. Ist zwar altbacken aber dafür die Menschen, die dort arbeiten, einfach super.
Sascha Zowierucha: Bin zweimal in den letzten 24 Monaten mit starken Schmerzen in die Notaufnahme und gut behandelt worden. Natürlich nicht sofort, erwarte ich auch gar nicht.
„Ab 12 Uhr kein Hausarzt mehr erreichbar“
Corina Weber: Natürlich rennen auch viele Leute, die einen Pups quer haben, in die Notaufnahmen. Alles problematisch. Andererseits ist mittwochs und freitags ab 12 Uhr kein Hausarzt mehr erreichbar.
Jenny Plogschties: Hatte eine Situation im Marienkrankenhaus, und danach hab ich gesagt, nie nie wieder in meinem Leben in dieses Krankenhaus.
Julie Kapunkt: Ich bin 2008 nach einem Autounfall mit dem Rettungswagen ins Marienkrankenhaus gekommen. Was ich da erleben musste, passt auf keine Kuhhaut. Nie wieder!
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Nadine Kroh: 2020 bin ich auch hin, weil ich verzweifelt psychische Hilfe gesucht habe. Da konnte ich auch wieder gehen mit den Worten „Schwangeren kann man nicht helfen...“ Sechs Wochen später, anderer Arzt, Aufnahme für mehrere Wochen und es konnte doch geholfen werden.
Gabriela Gaby Schupp: Ich hab jetzt nacheinander von zwei Fällen gehört, dass man Personen mit Demenz oder Schlaganfall Essen und Trinken hinstellt, sich aber nicht kümmert, ob sie selbstständig essen oder trinken können. War bei beiden nicht der Fall und beide waren teilweise stark dehydriert.
Moni Koch: Ich bin am Pfingstmontag in die Notaufnahme gegangen und wurde sehr gut betreut, nachdem andere Krankenhäuser mir schon direkt für die nächsten zwei Wochen abgesagt hatten.
Svenja Ley: Im Endeffekt kann man hier nicht ein Krankenhaus alleine an den Pranger stellen. Jedes hat sein „Spezialgebiet“, dennoch würde ich für keines hier in Siegen irgendeine Empfehlung aussprechen.
„Versuch doch mal, einen Facharzttermin zu bekommen“
Michaela Soine: Man kann in jedem Krankenhaus gute und schlechte Erfahrungen machen. Wurde aber auch nach dem doppel gebrochenem Fuß in der Notaufnahme vom Arzt gefragt, wieso ich im Rollstuhl sei und wie ich den gedenke, wieder heimzukommen (bevor er den Fuß untersuchte ). War ihm auch nicht schnell genug mit dem Rollstuhl im Arztzimmer ...
Corina Weber: Versuch doch mal, einen Facharzttermin zu bekommen , das ist kaum möglich. Dann gehen viele in die Notaufnahme und kommen dran.
Luzerne Nox: Zweimal im Krankenhaus, einmal wegen Verdacht Blinddarm, wo ich dann drei Stunden gewartet habe. Und einmal Verdacht mit Blutungen im Magen, da hab ich dann auch zwei Stunden gewartet.
Karin Petermann: Ich habe bis jetzt nur schlechte Erfahrungen mit dem Krankenhaus gemacht. Ich war zwar nur einmal da, waren aber unfreundlich. Meine Ma und mein Onkel lagen da auf der Intensiv. Da kann ich nur sagen, ist man hilflos und kann sich nicht wehren, ist man aufgeschmissen.
Corina Weber: Die Erfahrung haben wir leider auch gemacht. Sind dann ins Marienkrankenhaus, war aber das gleiche Dilemma.
„Ich hatte Angst, dass ich auch hier weggeschickt werde“
Jule Schäfer: 24 Stunden Schmerzen, Samstag nachmittag ins Weidenauer Krankenhaus. Dort wurde ich gefragt, ob ich wegen den Beschwerden schon beim Hausarzt gewesen wäre. Ich bejahte, im Vorfeld, aber die Schmerzen waren nicht so heftig. Wurde dann ins Marien verwiesen, hier Hausarzt-Notfallpraxis. 30 Leute vor mir. Sind dann ins Stilling, hier habe ich geflunkert. Ende vom Lied, Riesen-Gallensteine und Gallenblasenentzündung. Ich müsse dort bleiben, Tasche hatte ich mit. War mir klar, sonst wäre ich nicht ins Krankenhaus gefahren. Der Arzt fragte mich dann noch mal, seit wann ich die Schmerzen hätte. Hab ihm dann gesagt intervallartig etwa drei Monate. Auf die Frage warum ich geflunkert hätte, antwortete ich, ich hatte Angst, dass ich auch hier weggeschickt werde...
Claudi Un Poco Loco: Wenn man seit Monaten solche Schmerzen hat, lässt man das vorher untersuchen.
Leserbrief: „Übelste Erfahrungen“
Susanne Hoffmann: Meine extrem geschwächte Mutter (84) war Anfang des Jahres für einige Tage im Klinikum und wir haben übelste Erfahrungen gemacht. Es war unsäglich, wie mit meiner schwer kranken Mutter umgegangen wurde. Ich war zum Teil dabei und war wirklich geschockt, habe mich aber zunächst mit einer negativen Bewertung zurück gehalten.
Normalerweise bin ich kein Fan von öffentlicher Kritik, zumal ich auch weiß, unter welchem Druck die Angestellten im Gesundheitswesen gerade in der Coronazeit standen und was gerade dort in den vergangenen Jahren geleistet wurde. Neben einer fatal falschen Diagnose war auch die Behandlung auf der Station unsäglich und unwürdig.
Meine Mutter wurde ohne Befund entlassen, hatte aber nach wie vor die gleichen Beschwerden. Es musste also dringend etwas geschehen. Allerdings hatte ich meiner Mutter versprochen, dass sie nicht wieder ins Klinikum kommt. Sie war regelrecht traumatisiert und mir fehlen nach wie vor die Worte, wie schlecht auch andere Behandlungen dort waren. Gott sei Dank habe ich durch eine Bekannte einen Tip für eine Fachklinik bekommen und dort wurde meine Mutter ganz kurze Zeit später behandelt Diagnose: Rippenfellkrebs). Ich kann es nicht beschreiben, wie nett und zuvorkommend meine Mutter sowohl von Ärzten, als auch von Schwestern und Pflegern in dieser Fachklinik behandelt wurde. Das gibt es also doch noch...
Erst nach dieser positiven Erfahrung in der Fachklinik musste ich meine Kritik am Klinikum Siegen loswerden, ich konnte einfach nicht mehr anders und hoffte, dass anderen Patienten dieser unmenschliche Umgang erspart bleibt. Vor allem dann, wenn man – wie meine Mutter – nach schweren Erkrankungen gezeichnet und am Ende ist. Ein freundliches Wort für Menschen, die keine Kraft mehr haben und auf Hilfe angewiesen sind, kostet überhaupt nichts.
Auf meine negative Rezension wurde ich - wie alle anderen auch - vom Klinikum aufgefordert, meine Erfahrungen genauer zu schildern, damit dem nachgegangen werden kann. Das habe ich äußerst ausführlich getan und fast vier Wochen nichts mehr gehört. Erst auf meine Aufforderung hin bekam ich eine Antwort, die geradezu lächerlich war. Selbst die falschen Diagnosen wurden gerechtfertigt, lediglich der ‘Service’ auf der Station wäre etwas verbesserungswürdig und daran könnte gearbeitet werden. Ich habe viel Zeit aufgebracht, um meine Eindrücke und vor allem die meiner Mutter aufzuschreiben, damit sich etwas ändert, aber ich hätte mir das Ganze auch sparen können, es hat überhaupt nichts gebracht.
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