Freudenberg. Hunderte verfolgen den Trauer-Gottesdienst für die getötete 12-Jährige in Freudenberg im Live-Stream. In der Kirche nimmt die Familie Abschied.

Über Großartiges habe sie sich freuen können und ebenso „über hunderttausend Kleinigkeiten“, sagt Pfarrer Thomas Ijewski. Beim Trauer-Gottesdienst für die Zwölfjährige, die vor zehn Tagen von zwei nahezu gleichaltrigen Mädchen getötet wurde, erinnert er an ein fröhliches Kind aus einer liebenden Familie. Und er spricht von der Fassungslosigkeit, die wohl alle ergreift, die sich mit dem Fall beschäftigen. Die sie ergreift und nicht mehr loslässt.

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In der evangelischen Kirche in Freudenberg sind Familie und Freunde zusammengekommen, der engste Kreis. Via Live-Stream wird der Trauergottesdienst in die Aula der Esther-Bejarano-Gesamtschule übertragen. Zu viele Menschen haben das Bedürfnis, dabei zu sein. Es sind mehr, als in der Kirche Platz fänden. Es sind auch mehr, als eine trauernde Familie in einem solchen Moment des privatesten und tiefsten Schmerzes um sich haben muss. Doch dass es so viele sind, liegt an der entsetzlichen Besonderheit, die so viele erschüttert, verstört, verunsichert: Ein zwölfjähriges Kind sollte eigentlich gar nicht sterben. Erst Recht nicht durch die Hand anderer Kinder, die die Tat gestanden haben.

Freudenberg: Pfarrer erinnert an getötete Zwölfjährige und spricht Familie Trost zu

homas Ijewski begrüßt nicht nur die Trauernden in der Kirche und der Aula, sondern „in unserer Stadt und im ganzen Land“. Er erinnert im Gebet an das Mädchen, das in dieser Kirche auch getauft wurde, an „ihre unbändige Freude, ihr Lachen und ihr Toben“ – all das werde fehlen. „Wie gerne hätten wir sie begleitet in die Zukunft, wären gespannt gewesen auf Klassenfahrten, auf den ersten Freund, auf die Berufswahl und vielleicht die Gründung einer Familie“, sagt der Pfarrer. „All das ist nun vorbei, bevor es angefangen hat.“ Doch Thomas Ijewski betont noch einen anderen Aspekt: „Danke für die Zeit, die wir mit ihr hatten, die zwölf Jahre und die unzähligen schönen Stunden. Danke für die Bilder und Erinnerungen.“

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Dass das Leid der Familie für Außenstehende nicht zu ermessen sei, unterstrich der Pfarrer in seiner Predigt. Doch vielleicht liege Trost in der Gewissheit, dass die Zwölfjährige „sogar noch im Tode Gutes tun kann“. Er bezieht sich auf etwas, dass die Familie, die er seelsorgerisch begleitet, ihm geschrieben habe. Mit ihrem Tod habe das Mädchen auch „so viel bewirkt: Wildfremde Menschen gehen aufeinander zu, teilen ihre tiefsten Gefühle, sind füreinander da. Menschen kommen einander näher und Hass darf keine Chance haben.

Freudenberg: Getötete Zwölfjährige wird immer einen Platz in den Gedanken behalten

Die evangelische Kirche in Freudenberg sei ein „Ort des Trostes“, an dem so viele Menschen an das getötete Mädchen und die Hinterbliebenen gedacht, an dem sie gebetet oder etwas in die Kondolenzbücher geschrieben hätten. Zudem gebe es eine gemeinschaftliche Trauer in der Schule, der Gemeinde, der ganzen Stadt und darüber hinaus, und auch darin liege etwas Tröstliches: „Wenn wir durchs finstere Tal gehen, sind wir nicht allein.“

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Er hoffe inständig, „dass viele von uns auch in der Zukunft mit Euch gehen“, hob der Pfarrer hervor. Denn Familie und Freunde würden auch dann noch an die Zwölfjährige denken, wenn längst schon „anderen Themen die Titelseiten der Zeitschriften und die Live-Sendungen bestimmen“.

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