Siegen. Drei weitere Siegener Straßen bekommen einen neuen Namen. Die alten waren entweder Nazi-Profiteure oder Pädophile und sollten nicht geehrt werden
Vorerst behält die Adolf-Wagner-Straße ihren Namen. Dass der Mann Antisemit war, ist unstrittig – seine Rolle in der antisemitischen Bewegung des 19. Jahrhunderts sei aber nicht ausreichend erforscht. So begründet der zuständige Arbeitskreis die Rückstufung in „Kategorie B“ – es wird ein erläuterndes Zusatzschild angebracht, statt umzubenennen wie bei der Einstufung in „Kategorie A“. Aus dem Siegener Stadtbild verschwinden werden hingegen Diem- und Porschestraße, die Arbeitskreis und Rat als Nazi-Profiteure einstufen. Am Mittwoch, 22. März, entschied der Rat auch, den Kinderschänder Felix Graf von Luckner nicht weiter durch Straßenbenennung zu ehren. Ein neuer Name für die Weidenauer Straße ist, im Gegensatz zu den anderen, auch schon beschlossen.
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Für Carl Diem und Ferdinand Porsche wäre aus Sicht seiner Fraktion ebenfalls die Kategorie B ausreichend gewesen, sagte Marc Klein (CDU). Die Umbenennung lehne man ab, Hinweistafeln hätten gereicht. Das hatte der Arbeitskreis deutlich anders gesehen, wie Ingmar Schiltz (SPD) erinnerte: „Beide haben von ihrer Stellung unter dem Nazi-Regime profitiert“, sich schuldig gemacht, Tote zu verantworten – Diem unter Hitlerjungen, Porsche unter Zwangsarbeiterinnen. „Eine Ehrung schließt sich dadurch aus.“ Das sah auch der Bürgermeister so: Anders als die anderen CDU-Mitglieder des Rats, die sich enthielten, stimmte Steffen Mues für die Umbenennung.
„Pädophilen Verbrecher sollte Siegen nicht weiter ehren“
Bei der Graf-Luckner-Straße herrschte hingegen Einmütigkeit: So schnell wie möglich umbenennen. Die Benennung hätte wohl nie stattgefunden, wenn die Erkenntnisse seinerzeit schon vorgelegen hätten, vermutete Marc Klein. Der Vorwurf des Kindesmissbrauchs habe sich durch die Forschung und die Aufarbeitung durch den Arbeitskreis bewahrheitet, sagte Ingmar Schiltz – Luckner habe das schließlich ja auch zugegeben. Verurteilt wurde er unter dem NS-Regime indes nicht. Einen pädophilen Verbrecher sollte Siegen nicht weiter ehren.
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Marc Klein hatte Edith Langner als neue Namensgeberin vorgeschlagen, eine der ersten Frauen im Rat der Stadt Siegen und lange Jahre sozialpolitisch unter anderem in der Frauenhilfe aktiv. Langner saß für die CDU auch zeitweise im NRW-Landtag. Der Vorschlag stieß auf breite Zustimmung und wurde direkt beschlossen, auch wenn Samuel Wittenburg (Volt) den neuen Namen lieber zunächst im Kulturausschuss beraten hätte. Beschlossen ist bereits die Umbenennung von Hindenburg-, Lothar-Irle- und Bergfriederstraße, auch hier stehen die neuen Namen noch nicht fest. Die Stöckerstraße wurde umgewidmet.