Siegen. Gutachter empfehlen eindeutig ein Zentralbad, die meisten Ratsfraktionen wollen dauerhaft zwei Hallenbäder in Siegen – auch, wenn das teurer wird

Schon bevor die Diskussion in den zuständigen Gremien begonnen hat, zeichnet sich eine politische Mehrheit ab: Für den Erhalt des Eiserfelder Hallenbads und damit gegen eine Zentralbad-Lösung in Weidenau. Nachdem sich die CDU bereits früh festgelegt hatte und sich auch die Grünen Mitte März zur Zwei-Standort-Variante bekannten, hat mit der SPD nun die dritte große Ratsfraktion gegen eine Bäderschließung im Siegener Süden positioniert. Auch die GfS hat sich „final entschieden“, so Fraktionschef Christian Sondermann, genauso die UWG. Inklusive der AfS wollen damit sechs Fraktionen zwei Hallenbäder in Siegen: einen Neubau in Weidenau (Kompaktbad), der auch das wegfallende Löhrtor-Bad kompensiert, und die Sanierung in Eiserfeld.

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Zwei Bäderstandorte seien für alle attraktive‍r, Familien, Vereine, Schulen, Senioren würden davon profitieren, schreibt die SPD auf ihrer Facebookseite. Die Kinderschwimmausbildung sei besser umzusetzen, auch für Familien mit geringem Einkommen sei Schwimmen so eher möglich, das alles könne komfortabler an zwei Standorten organisiert werden – auch im Sinne der Öffentlichkeit, so Fraktionsgeschäftsführer Ingmar Schiltz in einer Pressemitteilung. Weil die Entscheidung die Stadt finanziell stark belasten wird – beide Varianten dürften mehr als 50 Millionen Euro kosten, die Zentralbadlösung ist unter dem Strich einige Millionen günstiger – habe die SPD „sämtliche Fakten intensiv diskutiert und abgewogen“, heißt es weiter. Man habe sich für eine attraktive Bäderlandschaft und gegen rein wirtschaftliche Aspekte ausgesprochen, so Fraktionschef Detlef Rujanski. Als familien- und vereinsfreundliche Stadt müsse sich Siegen aber zwei Hallenbad-Standorte leisten, die eine höhere Anziehungskraft und damit mehr Nutzungszahlen hätten als ein Zentralbad.

Die Argumente der Siegener Ratsfraktionen für ihre Entscheidung in Sachen Hallenbad

In den vergangenen Wochen habe es zahlreiche Gespräche mit der Bevölkerung gegeben, eine deutliche Tendenz zur Zwei-Bäder-Lösung sei spürbar gewesen, so Christian Sondermann für die GfS. Nach einem finalen Informationsaustausch mit der Bürgerinitiative zum Erhalt des Eiserfelder Hallenbades, bei denen die zahlreichen Vereine und die Kinderschwimmausbildung im Fokus standen, sei man abschließend der Ansicht, dass diese wichtige und mehr denn je gefragte Frühausbildung keinesfalls 1:1 auf ein einziges zentrales Bad übertragen werden könne. Man sehe „in einer Ein-Bad-Lösung die große Gefahr, dass der Anteil der Nichtschwimmer unter den Kindern in Siegen noch weiter ansteigen wird“. In Eiserfeld habe sich eine sehr gut funktionierende Struktur entwickelt, die es um jeden Preis zu erhalten gelte.

Für die UWG maßgeblich sei die „nicht darstellbare Entfernung der südlichen Stadtteile zu einem möglichen Zentralbad in Weidenau“ vor allem beim Schulschwimmen, so Fraktionschef Hans Günter Bertelmann. Andere, bereits geplante Maßnahmen müssten dazu wieder auf den Prüfstand gestellt werden, um die teurere Variante zu finanzieren. Die UWG will zu einem fraktionsübergreifenden Dialog wie zuletzt beim Haushalt einladen

Die Hallenbad-Frage wird so oder so enorm teuer für Siegen

Die Fraktionen von FDP und Linke haben sich weiterhin noch nicht festgelegt, eine Zentralbad-Lösung bevorzugen AfD und Volt, die Verwaltung hatte zur Entscheidung bewusst nicht Position bezogen. Die drei großen Fraktionen haben zusammen 45 von 70 Sitzen (plus Bürgermeister). Fakten geschaffen sind mit dieser Vorfestlegung nicht, wenngleich es erfahrungsgemäß eher unwahrscheinlich ist, dass eine Fraktion ihre Meinung nochmals grundlegend ändern wird. Wie die Mehrkosten finanziert werden soll, dazu hat bisher keine Fraktion einen Vorschlag gemacht: Die SPD hatte angedeutet, dass sich Steuererhöhungen wahrscheinlich nicht vermeiden lassen werden, da die Stadt weder für die eine, noch die andere Variante Geld hat. Verwunderung wurde aus der Politik von verschiedenen Seiten über die Entscheidung der Grünen geäußert, die bei teuren Großprojekten in der Vergangenheit oft auf die Haushaltsdisziplin gepocht hatten.

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Die Belastung für die gesamte Bevölkerung dürfte nach derzeitigen Berechnungen der Gutachter bei dauerhaft zwei Bädern noch etwas höher ausfallen als mit einem großen Zentralbad, das die Experten eindeutig empfehlen.