Siegen. Galeria-Konzern schließt die Filiale an der Kölner Straße in der Oberstadt. Auch Uni Siegen bedauert die Entscheidung: „War immer ein Fixpunkt.“

Siegen steht auf der Liste der „Schließungsfilialen zum 30.06.2023“ – das letzte Kaufhaus der Stadt wird Ende Juni schließen. Damit endet in Siegen eine Ära, in der zuletzt immer stärker gerungen worden war um den Erhalt des Standorts. Selbst das ungewöhnliche Filial-Konzept – Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) teilt sich das Gebäude als Mieter mit der Universität Siegen, die Immobilie war vor wenigen Jahren in enger Abstimmung eigens dafür umgebaut worden – konnte den Standort Siegen nicht retten.

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Mit der Entscheidung, 52 der deutschlandweit bis dato noch 129 Filialen zu schließen, endet auch eine monatelange Hängepartie für die Beschäftigten. Die hatte begonnen, als ein weiteres Mal die Insolvenz verkündet hatte. Nun will der Konzern die Weichen „für eine sichere Zukunft“ stellen und das Filialnetz dabei neu ausrichten, teilt GKK am Montag, 13. März, mit. An 77 Standorten soll ein neues Konzept künftig präsentiert werden, Siegen gehört nicht dazu. Zur ersten Schließungswelle gehören 21 Filialen, neben Siegen unter anderem die Filialen in Hagen, Paderborn und Wiesbaden. Zum 31. Januar 2024 folgen dann weitere 31 Standorte, unter anderem Dortmund, Limburg, Siegburg und Wuppertal. Betroffen sind rund 4000 Beschäftigte, denen der Wechsel in eine Transfergesellschaft angeboten werden soll, wie es weiter heißt. In Siegen gehören rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Belegschaft.

Umbau für Uni Siegen dürfte Miete im Karstadt-Gebäude gesenkt haben

Für die 52 Filialen bestehe angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen – GKK nennt unter anderem Auswirkungen von Corona-Krise und Ukraine-Krieg, Inflation und nachlassende Konsumfreudigkeit als Ursache – und der lokalen Bedingungen „keine positive Fortführungsperspektive“, heißt es weiter; trotz intensiver Verhandlungen mit Vermietern und Städten.

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Eigentlich waren Experten davon ausgegangen, dass die Siegener Filiale eher auf der sicheren Seite wäre. Die „Gesellschaft zur Förderung der Siegener Altstadt“ (SGFA) als Gebäudeeigentümerin hatte die umgebaute Immobilie 2020 an die Uni Siegen übergeben, die Verkleinerung um eine ganze Etage dürfte die Mietkosten erheblich gesenkt haben – auch ein wesentlicher Faktor für GKK. In der SGFA haben sich die Bauunternehmen Runkel, Quast, Hundhausen sowie der Siegerlandfonds der Sparkasse Siegen zusammengeschlossen. Vor Baubeginn des Hörsaalzentrums wurde mit Karstadt ein neuer, langfristiger Mietvertrag abgeschlossen. Auch die Stadt hatte signalisiert, das neue Konzept unterstützen zu wollen.

Das sind die Reaktionen aus Siegen auf die angekündigte Karstadt-Schließung

Die Reaktionen: Maßlose Enttäuschung. „Die heutige Hiobsbotschaft bedeutet das traurige Ende einer jahrzehntelangen Schließungsdebatte, die gefühlt alle zwei Jahre vor allem auf dem Rücken der vielen langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Karstadt ausgetragen wurde“, sagt Siegens Bürgermeister Steffen Mues in einer ersten Stellungnahme. Die Mitarbeitenden hätten Galeria Karstadt Kaufhof ein persönliches Gesicht gegeben und viele Jahre der Ungewissheit und finanziellen Einbußen ertragen in der Hoffnung auf den Weiterbestand des Hauses. „Allein in meiner Amtszeit stand der Siegener Standort schon sechs Mal auf der Schließungsliste und konnte immer wieder gerettet werden. Das Aus jetzt finde ich sehr, sehr schade, denn man hat dem Standort Siegen nicht die Chance gegeben, die positive Entwicklung, die das Kaufhaus durch die Verkleinerung der Verkaufsfläche und die veränderten Bedingungen genommen hat, weiter fortzusetzen.“

In gut drei Monaten wird die Siegener Karstadt-Filiale endgültig geschlossen.
In gut drei Monaten wird die Siegener Karstadt-Filiale endgültig geschlossen. © Annelie Manche

Jürgen Weiskirch, Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft Ver.di, nennt die Nachricht von der Schließung des Siegener Kaufhauses „total bitter und traurig“. Die bei dem Insolvenzantrag im November noch geäußerten Hoffnungen hatte Weiskirch von Anfang an skeptisch bewertet, die Erwartungen einer Übernahme durch einen anderen Investor („buero.de“) „blauäugig“. Aufgabe des Gesamtbetriebsrates werde es nun sein, einen Sozialplan auszuhandeln. „Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen.“ Betroffen sind in Siegen rund 60 Mitarbeitende, viele von ihnen bereits langjährig im Unternehmen. Die Aussichten auf neue Stellen in derselben Branche sieht Jürgen Weiskirch düster: „Der Einzelhandel hat es eh schwer genug.“

Uni Siegen bedauert Entscheidung und denkt an Karstadt-Mitarbeiter

Auch die Uni Siegen bedauert die Schließung von Karstadt in Siegen, „vor allem mit Blick auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort“, erklärt Kanzler Ulf Richter. „Für Siegen war Karstadt immer ein Fixpunkt in der Innenstadt, die Verbindung eines Warenhauses und einer Universität mit dem Hörsaalzentrum im Dachgeschoss ist bundesweit einzigartig.“ An Spekulationen über die Zukunft des Gebäudes wolle die Universität sich nicht beteiligen.

Die aktuelle Lage im Handel: