Siegen/Detmold/Essen. Außer Buero.de wirft ein weiterer Investor seinen Hut in den Ring: Er will alle Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof in Deutschland retten.

  • Onlinehändler Buero.de stellt erste Details für Kaufhauskonzept nach möglicher Übernahme vor
  • Gespräche mit Insolvenzverwalter von Galeria Karstadt Kaufhof sollen bald stattfinden
  • Tschechicher Investorenvertreter Michal Rýdl sieht Potenzial für alle 131 Standorte

In die Gespräche um die Zukunft der Kaufhaus-Standorte kommt Bewegung: Der Online-Händler Buero.de aus Detmold und der Essener Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzern (GKK) haben laut Medienberichten die Weichen für ein erstes Treffen gestellt. Buero.de-Vorstandsvorsitzender Markus Schön teilt zudem bereits nähere Details zum Konzept mit: Etwa, unter welchem Markennamen die Kaufhausstandorte nach gelungener Übernahme geführt würden: „Schön hier“. Die entsprechenden Internet-Domains habe man sich bereits gesichert: In der Tat führt „siegen-schoen-hier.de“ auf die Buero.de-Webseite.

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Wie berichtet hatte sich der insolvente Warenhauskonzern in den vergangenen Wochen gegenüber potenziellen Investoren abwartend gezeigt. Buero.de möchte nach wie vor 47 Filialen deutschlandweit übernehmen, die Kaufhauskette zunächst alle Standorte unter anderem auf Mietkonditionen und Sanierungsbedarf hin prüfen, was Zeit koste. Ein Gespräch zwischen Markus Schön und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz wurde kurzfristig abgesagt.

Als „Schön hier“ würde Karstadt regionaler und nachhaltiger werden

Nachdem der MDR am Wochenende berichtet hatte, dass es einen zeitnahen Besprechungstermin geben solle, stellt Markus Schön Eckpunkte vor, wie die Filialen unter der Ägide von Buero.de betrieben werden sollen: Der Markenname „Schön hier“ – die Markenrechte sind beantragt – solle darauf verweisen, dass man an den 47 Standorten der Kundschaft ein Einkaufserlebnis schaffen wolle; dass ihnen ein Gefühl der Heimat und des Zuhauses vermittelt werden soll. Daher wolle man auch stark auf Nachhaltigkeit und regionale Produkte setzen, die entsprechenden Erfahrungen aus dem Online-Geschäft auf den stationären Handel übertragen. „Zusammen mit unserem über Jahre entwickelten Konzept würden so an den 47 Standorten Alleinstellungsmerkmale entstehen“, so Markus Schön. Auf ein ähnliches Konzept setzt etwa die Globus Markthalle Holding, die den Standort an der Eiserfelder Straße von Real übernommen hat. Auch das neue Gartencenter Kremer auf dem Heidenberg setzt hier starke Akzente.

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Buero.de habe, inklusive Markenrechte und Logo, inzwischen einen einstelligen Millionenbetrag in das Projekt investiert, die Gremien hätten bereits weitere Mittel freigegeben. „Daher freuen wir uns, dass es nun möglich scheint, zeitnah in konkrete Gespräche einzusteigen“, heißt es weiter. Buero.de geht für die Übernahme der 47 Standorte von einem Investitionsvolumen im dreistelligen Millionenbereich aus. Man meine es sehr ernst: „Unser Konzept ist eine nachhaltige Chance, die 47 Standorte mit allen etwa 5500 Beschäftigten zu erhalten und gerade in den mittelgroßen Städten ein prägendes Bild mit unserem Warenhaus-Konzept zu schaffen.“

Tschechischer Investor will alle Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof restrukturieren

Ein ähnliches Ziel verfolgt der tschechische Geschäftsmann und Investorenvertreter Michal Rýdl, der ebenfalls Interesse hat, GKK-Standorte zu übernehmen – und zwar alle 131. Der 1967 geborene Anwalt hat ebenfalls bereits bei Insolvenzverwalter Geiwitz vorgesprochen. Er sieht das Potenzial nicht nur in den 40 bis 50 Filialen, die wahrscheinlich rentabler für Investoren sind: „Die Deutschen sind nostalgisch, sie lieben das Leben, sie mögen es, zusammenzukommen und das zu genießen“, so Rýdl in einer Mitteilung. Hier könne GKK punkten, denn es gebe mit den Filialleitungen und Belegschaften vor Ort Fachkräfte, die diese Kundenbedürfnisse erfüllen könnten: Gemütliche Atmosphäre, persönliche Beratung und Flexibisierung seien dabei zentrale Elemente.

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GKK könne neu strukturiert, dezentralisiert werden, unrentable Standorte verlagert werden, statt sie aufzulösen. Rýdl will nicht nur auf geändertes Konsumverhalten reagieren, sondern mit den Filialen auch städtebaulichen Entwicklungen folgen, um sie neu zu beleben. Um GKK zu retten und diesmal auf stabile Füße zu stellen, reiche es nicht aus, ohne Strategie und ohne Vision noch mehr Geld hineinzupumpen, so Rýdl, vielmehr müssten bisherige Fehlentwicklungen identifiziert und rückgängig gemacht werden. Massive Investitionen seien daher nicht nötig, um restrukturierte Filialen auf einen stabilen Wachstumskurs zu bringen.