Siegen. Zur Übernahme von Kaufhaus-Filialen macht Buero.de Druck, Galeria Karstadt Kaufhof bremst. Und in Siegen herrschen sowieso eigene Bedingungen:

Bei Buero.de mehren sich die Zweifel, dass Galeria Karstadt Kaufhof ernsthaftes Verhandlungsinteresse hat. Wie berichtet will das Detmolder Onlinehandel-Unternehmen 47 Kaufhaus-Standorte übernehmen, darunter Siegen; noch vor einem ersten Gespräch zwischen Galeria-Insolvenzverwalter Dirk Geiwitz und dem Buero.de-Vorstandsvorsitzenden Markus Schön war es aber zum Streit über die Gesprächskonditionen gekommen, die Verhandlung fand nicht statt.

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Markus Schön bekräftigt, weiterhin zügig in Übernahmeverhandlungen eintreten zu wollen: „Jetzt muss Geschwindigkeit aufgenommen werden.“ Daher lasse sich sein Unternehmensverbund auf eine weitgehend einseitige Vertraulichkeitsverpflichtung ein – Buero.de müsse schweigen, Galeria Karstadt Kaufhof dürfe reden – und habe direkt einen Fragenkatalog zur Übernahme übersandt. Man warte gespannt auf die Rückmeldung von Galeria Karstadt Kaufhof, denn nachdem nun fast zwei Monate ohne wirkliches Ergebnis vergangen seien, habe man immer mehr Zweifel, dass ernsthaftes Verhandlungsinteresse bestehe.

Siegener Karstadt-Gebäude wurde erst kürzlich für die Uni renoviert

Denn es gebe Marktgerüchte, dass für die 47 Standorte Alternativkonzepte angeboten worden seien, so Schön: Darin gehe es nicht mehr um die Fortführung der Kaufhaus-Filialen, sondern eine Nutzung als Büro- und Wohnflächen. Die Kaufhaus-Filialen liegen in den Innenstädten, wo entsprechende Flächen meist knapp, begehrt und daher teuer sind. Immobilien mit teils mehr als 25.000 Quadratmetern seien entsprechend rentabel, „aber die Attraktivität einer Stadt hängt auch an der Attraktivität der Innenstadt. Deswegen sind wir überzeugt: Unser Angebot sichert nicht nur die Arbeitsplätze dauerhaft, sondern kann für die jeweilige Stadt ein innerstädtischer Leuchtturm werden.“ Mehr als um Gespräche zu werben, könne man aber nicht.

Eine Umnutzung hin zu Wohnungen und Büros sind bei der Siegener Filiale aber ohnehin eher unwahrscheinlich. Das Gebäude gehört der Siegener Gesellschaft zur Förderung der Altstadt (SGFA), ein Zusammenschluss der Sparkasse mit den Bauunternehmen Quast, Runkel und Hundhausen. Im Zuge des An- und Umbaus der Immobilie für das Hörsaalzentrum der Uni Siegen am Campus Unteres Schloss wurde die Verkaufsfläche bereits erheblich reduziert, auch energetische Sanierungen wurden in diesem Zuge vorgenommen. Hinsichtlich der Doppelnutzung des Gebäudes mit der Uni wäre es wohl sehr aufwendig, im Siegener Karstadt-Gebäude Wohn- oder Büroflächen einzurichten, meint Sebastian Quast, Vorstand der Otto Quast Bau Aktiengesellschaft. Bei den architektonischen Besonderheiten in Siegen in Kombination mit der Hochschule als Ankermieter seien Büros oder Wohnen hier „vermutlich eher nicht“ sinnvoll, so Quast.

Mit Preisen für Immobilienentwicklung kann Buero.de nicht mithalten

Allerdings geht es dabei auch um enorme Summen. Auch Buero.de-Vorstandsvorsitzender Markus Schön räumt ein, dass selbst das „wirtschaftlich sehr gute Angebot“ seines Unternehmens mit Immobilienentwicklungen nicht mithalten könne. Es gebe Berechnungen, die den Eigentümern bis zu 300 Millionen Euro Gewinn versprechen würden. Für alle 47 Standorte wären das theoretisch 14 Milliarden Euro, „da erscheint selbst eine Offerte im dreistelligen Millionenbereich für das operative Geschäft schon fast ‘mickrig’“, so der Buero.de-Chef. Beide Konzepte seien aber auch nicht vergleichbar: Seinem Unternehmen gehe es darum, den Warenhausbetrieb fortzusetzen und die Beschäftigten zu übernehmen.

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Galeria Karstadt Kaufhof verweist auf einen sogenannten Datenraum, der für Interessenten relevante Infos bereithalte, nach Einsicht können sie Angebote abgeben, um Verhandlungen einzuleiten. Das werde aber nicht kurzfristig passieren, da der Konzern zunächst mit den Vermietern sprechen will.